TU Dresden nutzt für „Innodcon“-Projekt den Kamenzer Testflugplatz
Dresden/Kamenz, 8. Dezember 2023. Damit die schon lange prophezeiten Paket- und Medizin-Lieferdrohnen in Deutschland doch noch in die Luft zu bringen, tüfteln Dresdner Forscher derzeit an neuen, mobilfunk-gestützten Drohnenflügen „außer Sicht“. Die Funkexperten der TU Dresden haben dafür in der Lausitz das Projekt mit dem langen Denglisch-Namen „Innovative Drone Connectivity – Konnektivitätslösungen für den missionsgeführten UAS-Flugbetrieb (BVLOS) und 3D-Mobilität“ (Innodcon) gestartet. Das hat die Technische Universität Dresden (TUD) mitgeteilt.
Drohnen sollen sich von Netz zu Netz hangeln
Das Team im Funkguru Prof. Gerhard Fettweis und Projektmanagerin Laura Wetsch will vom „Forschungs- und Flugerprobungszentrum für autonomes und elektrisches Fliegen“ (AEF) in Kamenz aus erproben, wie sich unbemannte Flugobjekte in der Luft von Handy-Netz zu Handy-Netz entlanghangeln können. Dabei sollen die Drohnen die ganze Zeit über Telemetriedaten an ihre Leitstelle senden – egal, bei welchem Netzbetreiber sie sich gerade eingewählt haben.
Telemetrie-Fluss darf nicht abreißen
„Zentral ist dabei die Frage, wie ein Netzwerkbetreibermodell aussehen kann, das Drohnen in der Luft mit einem optimierten Netz entlang der Flugroute versorgt“, heißt es von der TUD. „Insbesondere wenn Drohnen mehrere Netze öffentlicher wie auch privater Betreiber während des Flugs nutzen müssen, ist es technisch und rechtlich höchst komplex, kontinuierlich die Telemetrieübertragung und die Kontrolle des Fluggerätes sicherzustellen.“
Zivile Drohnenflüge in EU bisher stark reglementiert
Hintergrund: Schon lange reden Versandhändler wie Amazon, aber auch Verkehrsingenieure und Logistiker davon, Pakete künftig per Luft mit Drohnen zuzustellen. Spätestens seit der EU-Drohnenverordnung von 2021 sind diese Konzepte in Europa in weite Ferne gerückt. Denn die Verordnung schreibt vor, dass zivile Drohnen höchstens 120 Meter hoch und nur in Sichtweite (VLOS = Visual Line of Sight) fliegen dürfen. Damit sind zwar kommerzielle Anwendungen durchaus noch möglich: So können Bauern mit Drohnen auf Sicht ihre Felder auf Tiere absuchen oder Handwerker zu reparierende Dächer vom Boden aus inspizieren. Doch Medikamenten- und Konsumgüter-Lieferungen auf dem Luftweg sind seither über Pilotprojekte kaum noch hinausgekommen.
Millionenzuschuss vom Bund
Das „Innodcon“-Projekt zielt daher darauf, doch noch reguläre und sichere Außer-Sicht-Flüge unbemannter Flugobjekte zu ermöglichen. Als Einsatzgebiete sehen die Sachsen unter anderem Mobilität, Logistik, die Medizinversorgung auf dem Land sowie die Land- und Forstwirtschaft. Angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung dieser Versuche schießt das Bundesverkehrsministerium bis Ende 2024 reichlich 1,5 Millionen Euro für das Vorhaben dazu.
Sachsens Forscher simulieren auch Drohnenflüge in Häuserschluchten und in Feldschwärmen
„Innodcon“ ist übrigens nicht das einzige Forschungsprojekt in Sachsen, dass sich dem Außer-Sicht-Drohnenflug widmet. Unter anderem simuliert und testet die TU Dresden auch Möglichkeiten, die Aufwinde in urbanen Häuserschluchten für Langzeit-Flüge von Zustelldrohnen in Städten zu nutzen. Außerdem spielen Drohnen auch im „Feldschwarm“-Projekt eine Rolle, das auf einen Schwarm aus bemannten und unbemannten Roboter-Landfahrzeugen und Drohnen für die Ernte der Zukunft kombinieren will.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: TUD, Oiger-Archiv, Wikipedia
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