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Infineon baut weltweit größte 200-mm-Fabrik für Siliziumkarbid-Chips in Malaysia

Durch den deutlichen Ausbau – über die ursprünglich im Februar 2022 angekündigte Investition hinaus – wird das Unternehmen die weltweit größte 200-Millimeter-SiC-Fabrik errichten. Visualisierung: Infineon

Durch den deutlichen Ausbau – über die ursprünglich im Februar 2022 angekündigte Investition hinaus – wird das Unternehmen die weltweit größte 200-Millimeter-SiC-Fabrik errichten. Visualisierung: Infineon

Nach Bosch-Testzentrum folgt nächste deutsche Hightech-Großinvestion in dem Land

München/Kulim/Dresden, 3. August 2023. Nach dem Chip-Testzentrum von Bosch in Penang folgt nun die nächste deutsche Hightech-Großinvestition in Malaysia: Infineon will in Kulim für rund fünf Milliarden Euro die weltweit größte Fabrik für Siliziumkarbid-Halbleiter (SiC) bauen, die mit 200 Millimeter großen Basisscheiben (Wafer) arbeitet. Sie soll an einen bereits bestehenden Infineon-Standort andocken. Damit reagiert der bayrische Mikroelektronik-Konzern auf die starke Nachfrage für besonders moderne Leistungselektronik für Solaranlagen, Elektroautos und Energietechnik. Das hat Infineon heute angekündigt.

Jochen_Hanebeck ist operativer Geschäftsführer und Vorstandsmitglied von Infineon. Foto: Infineon

Jochen_Hanebeck. Foto: Infineon

Infineon sieht große Nachfrage für SiC-Leistungselektronik

„Der Markt für Siliziumkarbid wächst immer schneller, nicht nur in der Automobilindustrie, sondern auch in einer breiten Palette von industriellen Anwendungen wie Solar, Energiespeicherung und dem Hochleistungs-Laden von Elektrofahrzeugen“, erklärte Infineon-Chef Jochen Hanebeck. „Mit dem Ausbau von Kulim sichern wir unsere Führungsposition in diesem Markt.“

Sichtprüfung der Siliziumkarbid-Halbleiter während der Produktion in der Waferfabvon Bosch in Reutlingen. Foto: Bosch

Sichtprüfung von Siliziumkarbid-Halbleitern während der Produktion von Bosch in Reutlingen. Foto: Bosch

Mehr Energieausbeute, weniger Abwärme

Im Vergleich zu Chips aus purem Silizium arbeiten Wechselrichter, Motorsteuerungen und andere Leistungselektronik aus Silizium-Kohlenstoff-Verbindungen effizienter, verplempern weniger Energie, erzeugen weniger Verlustwärme und können dichter gepackt werden. Allerdings sind sie auch teurer.

Kunden finanzieren Chipwerk-Investition indirekt mit

Um das SiC-Modul in Malaysia zu finanzieren, stützt sich Infineon auch auf die künftigen Abnehmer der Chips: „Der geplante Ausbau wird durch Kundenzusagen in Höhe von rund fünf Milliarden Euro für neue Design-Wins in den Bereichen Automobil und Industrie sowie durch Vorauszahlungen in Höhe von rund einer Milliarde Euro unterstützt.“

Infineon-Engagement passt in Malaysias Dekarbonisierungs-Wirtschaftspolitik

Und die Bayern befinden sich in dem südostasiatischen Land eben auch in bester Gesellschaft: erst kürzlich hatte Bosch in Malaysia ein großes Chiptestzentrum eröffnet, in dem vor allem in Dresden produzierte Halbleiter endgeprüft werden. Dass es deutsche Hightech-Konzerne nach Malaysia zieht, liegt unter anderem an der Wirtschaftsförderung im Lande: „Malaysia unternimmt größte Anstrengungen, um das nationale Ziel zu erreichen, die Wirtschaft zu dekarbonisieren“, erklärte der malayische Premier Dato‘ Seri Anwar bin Ibrahim. „Dass Infineon und weitere etablierte deutschen Unternehmen auf Malaysia setzen, ist ein Vertrauensbeweis für Malaysias neue wirtschaftliche Wachstumsagenda.“

Auch mit staatlichen Subventionen ist zu rechnen – wenn auch wohl weniger, als gemeinhin durch die „Chipgesetze“ in den USA und in der EU möglich sind. „Wir bemühen uns um eine angemessene, landestypische Förderung in Malaysia“, informierte Infineon-Sprecher Andre Tauber auf Oiger-Anfrage.

Lange Traditionen vor allem als Standort für Chip-Endmontage

Zudem gilt Malaysia seit Jahren als wichtiges Bindeglied in den globalen Mikroelektronik-Wertschöpfungsketten. Abgesehen von einigen Versuchen in der 1990er Jahren, hier auch Frontend-Chipfabriken zu etablieren (damals übrigens mit Dresdner Hilfe), ist das Land aber eher als Backend-Standort bekannt, also für die Endmontage von Chips.

Infineon und Bosch investieren auch in Europa

Der Fairness halber sei auch daran erinnert, dass die deutschen Mikroelektronik-Konzerne nicht nur in Asien Milliarden investieren, sondern auch in der Bundesrepublik: Bosch baut derzeit seine Chipfabrik in Dresden aus und Infineon steckt fünf Milliarden Euro in ein komplettes neues Fabrikmodul in der sächsischen Landeshauptstadt. Zudem werden die neue SiC-Fab in Penang und die geplanten 200-Millimeter-SiC-Umrüstungswerke im österreichischen Villach als gemeinsame Fertigungsbasis für diese noch junge Technologie dienen.

Bis 2029 will Infineon 30 % Marktanteil bei SiC-Chips erreichen

Für 2025 rechnet Infineon mit einer Milliarden Euro Umsatz durch SiC-Halbleiter. Bis Ende des Jahrzehnts sollen es sieben Milliarden Euro sein. Bis dahin will der in Neubiberg bei München ansässige Konzern weltweit einen Marktanteil von 30 Prozent im SiC-Segment erreichen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Infineon, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt