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Satellitenschwärme stören Astrophysiker

Navigationsempfänger von RUAG Space bestimmen die Position von Sentinel-Satelliten (hier in der Visualisierung der Sentinel 3) des europäischen Erdbeobachtungprogramms. Visualisierung: ESA, Pierre Carril.

Sentinel-Satellit. Visualisierung: ESA, Pierre Carril.

Wissenschaftler fordern striktere Regeln gegen Störstrahlung und Weltraumschrott

Bad Honnef, 2. August 2023. Kommerzielle Satelliten gefährden die Radioastronomie. Darauf hat die „Deutsche Physikalische Gesellschaft“ (DPG) in Bad Honnef hingewiesen. „Störstrahlung von Satelliten gefährdet höchstsensible astronomische Messungen und sollte dringend besser reguliert werden“, fordert nun DPG-Präsident Joachim Ullrich.

Die Anzahl kommerzieller Satelliten auf erdnahen Umlaufbahnen nehme in jüngster Zeit besorgniserregend zu, warnen die Astrophysiker. Unbeabsichtigt ausgesandte Radiowellen dieser künstlichen Erdtrabanten – insbesondere durch die Leckstrahlung der Bord-Elektronik – wie auch der letztlich zurückbleibende Weltraumschrott stören daher in wachsendem Maße die Erforschung des Universums.

Die meisten Satelliten sind kommerziell

Laut der „Union of Concerned Scientists“ (UCS) befinden sich derzeit (Stand: Ende 2022) wahrscheinlich 6718 Satelliten  im Erdorbit. Darunter sind mindestens 4000 kommerzielle Erdtrabanten.

Elon Musks „Starlink“-Netz funken bei Pulsar-Messungen dazwischen

So haben europäische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beispielsweise mit dem „LOFAR“-Radioteleskop störende Strahlung der „Starlink“-Satelliten nachgewiesen, mit denen Elon Musk beziehungsweise seine Firma „SpaceX“ Internetzugänge schaffen. „Starlink sendet eigentlich bei Frequenzen zwischen 10,9 und 12,7 GHz Nutzsignale aus“, heißt es in einem DPG-Papier. „Die nun gefundene Strahlung wurde aber bei Frequenzen zwischen 110 und 188 MHz beobachtet und kann damit unter anderem Messungen sogenannter Pulsare, aber auch Beobachtung von Galaxien und deren Magnetfeldern beeinträchtigen.“

Die Astronomen und Astrophysiker fordern daher nun striktere Regeln zum Schutz ihrer Beobachtungen im Weltraum. Sie verweisen allerdings darauf, dass gerade mit Elon Musk in der Vergangenheit durchaus Kompromisse zu Gunsten astronomischer Beobachtungen möglich gewesen seien. So hatte SpaceX beispielsweise die Farbbeschichtung der Starlink-Trabanten geändert, um den Lichtsmog am Himmel zu mindern. „Gerade SpaceX ist da in der Vergangenheit mit gutem Beispiel vorangegangen“, lobt die DPG.

Autor: hw

Quelle: DPG, UCS

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt