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Epos-Studie: Trumpfs Strafzölle gegen China gingen nach hinten los

Die Verbotene Stadt in Peking mit Mao-Foto. Foto: Axel Buchwitz

Wirtschaftskrieg bescherte den Amerikanern höhere Binnenpreise, während China letztlich nur einen Teil der Zölle selbst bezahlte

Bonn/Mannheim, 15. Juni 2023. Der von Ex-Präsident Donald Trump (Republikaner) entfesselte Wirtschaftskrieg gegen China, den sein Nachfolger Joe Biden (Demokraten) inzwischen zu großen Teilen fortgesetzt hat, könnte den USA und in deren Gefolge auch den Europäern mehr schaden als nutzen. Protektionismus und Abwehrzölle muten wie ein Rückschritt in den Merkantilismus der frühen Neuzeit an und verkennt, wie stark Unternehmen und Menschen im Westen wie im fernen Osten in den vergangenen Dekaden von globalisierten Wertschöpfungsketten und Freihandel profitiert haben. Gestützt wird dies auch durch eine neue Studie des „Epos economic research centers“ an den Universitäten Bonn und Mannheim hin. Der Befund der Ökonomen: Trumps „Straf“-Zölle sind für die USA größtenteils „nach hinten losgegangen“.

„Fast vollständige Weitergabe von Preiserhöhungen ist ungewöhnlich und überraschend“

„Im Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt haben die Importeure in den USA deutlich höhere Preisanstiege hinnehmen müssen als die Unternehmen in China“, heißt es in der Zusammenfassung der Studie „Who Pays for the Tariffs and Why? A Tale of Two Countries“. Demnach mussten die US-Importeure von chinesischen waren und Zulieferungen fast 100 Prozent der US-Strafzölle selbst tragen. Im Gegensatz dazu zahlten Importeure in China nur 68 Prozent der im Gegenzug erhobenen chinesischen Einfuhr-Zölle, die US-Exporteure übernahmen die restlichen 32 Prozent. Sprich: Die Chinesen konnten für ihre Lieferungen die Strafzölle fast vollständig durch Preiserhöhungen auf ihre US-Kunden abwälzen. „Diese fast vollständige Weitergabe von Preiserhöhungen ist ungewöhnlich und überraschend, bedenkt man den Einfluss der Vereinigten Staaten auf die Handelsbedingungen“, betont Studien-Mitautorin Prof. Lei Li von der Uni Mannheim.

Höhere Kosten für US-Importeure

Umgekehrt konnten US-Unternehmen die Strafzölle, mit denen Peking auf Trumps Handelskrieg antwortete, nur zu einem kleineren Teil durch höhere Verkaufspreise wieder hereinholen. Lei Li und ihre Co-Autoren schätzen, dass die US-Zölle amerikanische Importeure 2018 monatlich 1,21 Milliarden US-Dollar und 2019 jeden Monat 2,47 Milliarden US-Dollar gekostet haben. Dem stehen Kosten für chinesische Importeure in Höhe von 0,18 Milliarden US-Dollar pro Monat im Jahr 2018 und monatlich 0,51 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 gegenüber.

Die Handelsstruktur zwischen den USA und China nach Warengruppen. Abgesehen von Flugzeugen und Autos verkaufen die Amerikaner vor allem Agrarprodukte nach China. In diesen Warensegmenten war es schwer, die Strafzölle auf die chinesischen Abnehmer umzuwälzen. Grafik (modifiziert - ÜS übersetzt): Epos

Die Handelsstruktur zwischen den USA und China nach Warengruppen. Abgesehen von Flugzeugen und Autos verkaufen die Amerikaner vor allem Agrarprodukte nach China. In diesen Warensegmenten war es schwer, die Strafzölle auf die chinesischen Abnehmer umzuwälzen. Grafik (modifiziert – ÜS übersetzt): Epos

USA verkaufen Agrarprodukte, China eher Technologieprodukte

Erklären lässt sich das auch durch unterschiedliche Exportstrukturen und Handelskriegs-Strategien auf beiden Seiten: Die Vereinigten Staaten exportieren vor allem Agrarprodukte ihrer Farmer nach China, bei denen sich Zollaufschläge kaum bis zum End-Verbraucher durchreichen ließen. Dagegen führten die USA mehr Produkte ein, bei denen die Zölle stärker weitergegeben werden, beispielsweise Elektronikartikel.

Eine Frage der Marktmacht

„China wählte eine kurzfristige Strategie und erhob Zölle in Wirtschaftsbereichen, in denen das Land eine Marktmacht als großer Importeur hat“, erklärt Lei Li. „Den USA scheint es weniger um die Verringerung des Handelsdefizits als um den künftigen Wettbewerb in High-Tech-Sektoren auf längere Sicht gegangen zu sein.“

Diese Befunde stellen erneut in Frage, wie weitsichtig die Versuche von US-Präsidenten sind, China mit allen Mitteln niederzuhalten und dabei auch ihre europäischen Verbündeten einzuspannen. Auch fragt sich, ob hinter den Boykott-Aufrufen der Amerikaner zum Beispiel gegen Huawei und gegen Ausrüstungslieferungen von ASML an chinesische Chipwerke wirklich „Sicherheitsbedenken“ stehen, wie offiziell begründet.

Ökonomen warnen nicht erst seit gestern vor Langfristschäden durch US-Wirtschaftskriege

In der Vergangenheit hatten auch schon andere Wirtschaftsforschungs-Institute Deutschland und Europa vor den möglichen Schäden der US-Handelskriege gewarnt: Trumps Strafzölle könnten beiden Seiten schaden und letztlich auch Deutschland, betonte beispielsweise schon 2019 Dr. Klaus-Jürgen Gern vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) Kiel. Und das Ifo München warnte 2018, als Trump gerade erst mit Autozöllen gegen China begonnen hatte, vor den langfristigen Schäden für die deutsche Wirtschaft. Die Bundesrepublik solle sich besser nicht in die US-Handelskriege hineinziehen lassen, forderte damals auch Ifo-Außenwirtschaftsexperte Gabriel Felbermayr.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Epos, Oiger-Archiv

Wissenschaftliche Publikation:

Chaonan Feng, Liyan Han, Lei Li: „Who Pays for the Tariffs and Why? A Tale of Two Countries“, im Netz hier abrufbar

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt