Berliner Forscher finden Phosphor auf Saturn-Mond – und schlagen neue Raummission vor
Berlin/Saturn, 14. Juni 2023. Womöglich stehen die Chancen gar nicht so schlecht wie oft gedacht, doch noch extraterrestrisches (ET) Leben jenseits der Erde in unserem Sonnensystem zu finden. Das legen zumindest neue Forschungsergebnisse eines Teams um den Planetologen Prof. Frank Postberg von der Freien Universität Berlin nahe: Die Forscher haben Phosphor im überfrorenen Ozean des Saturn-Mondes „Enceladus“ gefunden und damit einen wichtigen Baustein und Treibstoff für Lebensformen, wie wie sie kennen.
„Höchste Zeit, dass wir zu Enceladus zurückkehren“
Die Berliner plädieren nun dafür, nach „Cassini“ ein weiteres unbemanntes Raumschiff zum Ringplaneten zu schicken. „Es ist höchste Zeit, dass wir zu Enceladus zurückkehren, um zu sehen, ob sich aus den guten Ausgangsbedingungen tatsächlich Leben entwickelt hat“, fordert der pakistanische Planetenforscher Dr. Nozair Khawaja, der an der FU-Studie mitgearbeitet hat.
Einfache Lebensformen unter dem Eispanzer denkbar
Nun rechnen die Wissenschaftler zwar nicht wirklich damit, auf dem eisgepanzerten Mond hochentwickelte Außerirdische wie aus Science-Fiction-Filmen à la „E.T.“ anzutreffen. Aber Einzeller oder andere einfache Lebensformen können sich auf Enceladus vielleicht doch entwickelt haben. Denn zumindest viele „Zutaten“ für Leben sind dort jetzt nachgewiesen: Wasser, Kohlenstoff-Verbindungen – und nun eben auch Phophor in Form von Phosphaten.
Ohne Phosphor kein Leben
Phosphor wiederum brauchen Lebensformen auf der Erde als Baustein für ihre DNS-Erbgutmoleküle und als Schlüsselkomponente für den Zell-Energieträger Adenosintriphosphat (ATP). „Mit den von uns entdeckten leicht verfügbaren Phosphaten in hoher Konzentration erfüllt der Enceladus-Ozean nun ein Kriterium, welches üblicherweise die Habitabilität von Himmelskörpern am meisten einschränkt“, betont Studien-Koautor Dr. Fabian Klenner, der inzwischen an die University of Washington gewechselt ist.
Eisvulkane schleudern ständig Phosphat-Schnee ins All
Allerdings ist es schon eine ganze Weile her, dass eine irdische Sonde in der Gegend vorbeigeschaut hat: Die „Cassini“-Sonde von Esa und Nasa umflog von 2004 bis 2017 den Saturn und seine Monde. Die Analyse der damals gesammelten Daten dauern indes noch an. Diese Nachuntersuchungen haben nun zu der Entdeckung geführt, dass Eisvulkane (Cryo-Vukane) auf „Enceladus“ immer wieder Eispartikel mit Phosphaten aus dem Innern des Ozeanmondes ins All schleudern.
„Gute Nachrichten für Ozeanwelten jenseits des Jupiters“
Durch Simulationen gemeinsam mit Kollegen aus Japan und den USA sind die Berliner inzwischen sogar überzeugt, dass es sich lohnen könnte, nicht nur auf Enceladus, sondern auf weiteren Monden noch einmal genauer nach außerirdischem Leben Ausschau zu halten: „Unsere geochemischen Experimente und die damit verbundene Modellierung zeigen, dass sich die hohen Phosphatkonzentrationen aus einer erhöhten Löslichkeit von Phosphaten ergeben, die nicht nur auf Enceladus, sondern generell unter den speziellen Bedingungen im äußeren Sonnensystem gegeben sein sollten“, erläutert Prof. Postberg. „Das sind gute Nachrichten für eine ganze Reihe von Ozeanwelten jenseits des Jupiters“. Und letztlich könnten die jüngsten Befunde auch bei der Suche nach Leben jenseits unseres Sonnensystems helfen: Wenn sich nämlich herausstellen sollte, dass sich Leben tatsächlich auch dort bilden kann, wo Oberflächen-Wasser nur gefroren vorkommt.
Autor: hw
Quellen: FU Berlin, Wikipedia
Wissenschaftliche Publikation:
Frank Postberg, Yasuhito Sekine, Fabian Klenner u. a.: „Detection of Phosphates Originating from Enceladus’ Ocean“, in: „Nature“, im Netz hier abrufbar, DOI: https://doi.org/10.1038/s41586-023-05987-9
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