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Trump will Huawei von Chip-Quellen abschneiden

US-Präsident Donald trump. Foto: Weißes Haus

US-Präsident Donald Trump. Foto: Weißes Haus

Das Lieferverbot richtet sich vor allem an TSMC – aber der Schuss könnte für die USA nach hinten losgehen, warnt ein Experte

Washington, 16. Mai 2020. US-Präsident Donald Trump (Republikaner) zieht in seinen Wirtschaftskriegen gegen China die Daumenschrauben fester an: Nachdem er „Huawei“ zuvor bereits weitgehend von den Google-Diensten abgeschnitten hatte, will er nun auch die Chip-Zufuhr für den chinesischen Mobilfunktechnik-Primus kappen. Wer US-Technologien oder -Anlagen bei der Halbleiterproduktion einsetzt (also so gut wie alle Chipfabriken), darf demnach künftig die Chinesen nicht mehr beliefern – mit einer Gnadenfrist von drei Monaten, um laufende Geschäfte zu Ende zu bringen. Kritiker warnen allerdings, dass dieser Schuss für Trump nach hinten losgehen könnte.

TSMCs Versöhnungsangebot besänftigte Trump nicht

Das neue Embargo ist vor allem eine Warnung Trumps an den weltweit größten Halbleiter-Auftragsfertiger „TSMC“. Denn Huawei designt zwar eigene Chips, stellt sie aber nicht selbst her, sondern überlässt dies den Auftragsproduzenten. Allerdings können nur Spitzenfoundries wie TSMC aus Taiwan und Samsung aus Südkorea auch Halbleiter der höchsten Integrationsstufe liefern, die Huawei für seine Spitzen-Smartphones und –Netzwerktechnik braucht. Erst diese Woche hatte TSMC dem US-Präsidenten den Bau einer job-trächtigen Mega-Chipfabrik in Arizona versprochen. Das reichte aber offensichtlich nicht, um Trumps Kreuzzug gegen Chinas nationalen Champion zu stoppen.

Huawei. Foto: Heiko Weckbrodt

Huawei. Foto: Heiko Weckbrodt

Anwalt: Rest der Welt wird sich dauerhaft Alternativen suchen

Dieser Schritt wird die globale Halbleiter-Industrie dazu bringen, sich nach Alternativen zu US-Quellen von Halbleiter-Designsoftware und US-basierten Halbleiterproduktions-Anlagen umzuschauen“, prognostizierte beispielsweise Rechtsanwalt Nelson Dong, der in der US-Anwaltsgesellschaft „Dorsey & Whitney“ die Gruppe für nationale Sicherheit leitet. Womöglich würden China und andere Länder deshalb eigene Zuliefer-Unternehmen für ihre Mikroelektronik gründen.

Ähnliches Manöver schadete seinerzeit der US-Satellitentechnik-Industrie schwer

Schon einmal habe die Supermacht auf ähnlichen Wegen versucht, Konkurrenten Schachmatt zu setzen, dadurch aber massiv Marktanteile für seine Wirtschaft verloren. Einst habe die US-Wirtschaft eine führende Rolle in der Satelliten-Kommunikationstechnik gespielt, erinnert Dong. Dann habe Washington diese Anlagen zur Waffentechnologie erklärt, um die Exporte zu kontrollieren. Daraufhin hätten internationale Kunden keine US-Satellitenkomponenten mehr kaufen wollen, die diesen Restriktionen unterworfen waren. In der Folge hätten US-Hersteller Milliarden-Umsätze und Marktanteile verloren. „Ironischerweise zahlt die US-Regierung seither höhere Preise für ihre eigenen Satelliten, weil die US-Lieferanten nun all ihre Forschungs- und Entwicklungskosten bei US-Kunden reinholen müssen, weil sie fast keine ausländischen Kunden mehr haben“, berichtet Dong.

Trumps Krieg gegen Huawei könnte insofern auch für die deutsche und europäische Halbleiter-Industrie neue Chancen eröffnen: Die Chinesen haben bereits begonnen, ihre Lieferwege umzustellen. Davon haben auch schon Dresdner Spezialelektronik-Fabriken wie SAW Components profitiert.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Dorsey & Whitney, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt