Charmante Märchenverfilmung aus Norwegen
Wer das Wasser des Lebens will, muss zunächst einen blinden, dreiköpfigen Troll besiegen – und dafür die richtige Mixtur aus Kampfgeist und Überredungskunst finden. Falls Ihr das noch nicht gewusst habt, solltet Ihr euch vielleicht einmal „Espen & die Legende vom goldenen Schloss“ ansehen, den zweiten Fantasiestreifen aus der Filmreihe um den norwegischen Märchen-Antihelden Espen Askeladd, der nun als Videostrom fürs deutsche Heimkino erschienen ist.
Werbevideo (Eurovideo):
Die Geschichte: Holzfällersohn und Prinzessin suchen das Wasser des Lebens
Darin erzählt Regisseur Mikkel Braenne Sandemose die Geschichte vom etwas tollpatschigen Holzfällersohn Espen Nichtsnutz (Vebjørn Enger) weiter, der im Vorgängerfilm „Espen und die Legende vom Bergkönig“ bereits mit Mitgefühl, Grundoptimismus und Intuition die norwegische Prinzessin Kristin (Eili Harboe) vor Trollen und Dänenprinzen gerettet hatte. Diesmal muss er Kristins Eltern retten – und seine eigenen Brüder: Die schmachten nämlich im Kerker, weil sie angeblich König und Königin vergiftet haben. Um das majestätische Elternpaar aus dem toxischen Koma zu holen, durchqueren Espen und Kristin das weite Land, um das allesheilende „Wasser des Lebens“ zu finden. Neben mächtigen Trollen und fiedelnden Dunkelelfen müssen sie dabei auch den Superschurken schlechthin stellen: den Dänen unter der Führung der bösen Kapitänin Alma Ohlmann (Sidse Babett Knudsen – die Premierministerin aus „Borgen“ und Einflüsterin aus „1864“). Vermutlich verarbeiten die Macher da ein Ur-Trauma aus der fast 500 Jahre währenden dänischen Fremdherrschaft in Norwegen…
Herr der Ringe und Sternenwanderer lassen grüßen
Im neuen Espen-Abenteuer treffen stilistisch der „Herr der Ringe“, „Der Sternenwanderer“, die Artus-Legende und die ganz eigene norwegisch-germanische Sagenwelt aufeinander: Das namensgebende „Goldene Schloss“ zum Beispiel, in dem der böse König residiert, heißt vielleicht nicht ganz zufällig „Moria“. Die Elben-Jugendstilarchitektur des Schlosses erinnert wiederum an die Bildsprache Peter Jacksons. Die Suche nach dem Wasser des Lebens, das Genesung und ein langes Leben schenkt, erinnert wiederum stark an die Queste von Artus’ Grals-Rittern. Und das ungleiche Paar aus stolzer Prinzessin und einem leicht unbeholfenen Nachwuchshelden aus dem Volke ist eben auch ein altes Motiv, das Neil Richard Gaiman seinerzeit in seinem „Stardust“-Roman verarbeitete. Weil Mikkel Braenne Sandemose aber Jacksons Budget fehlte, hat er zum Beispiel den episch angehauchten Prolog lieber gleich als Trickfilm in Computerspiel-Optik realisiert – auch eine nette Idee. Viel von Charme dieses Films machen aber auch seine heiter-skurrilen Einschläge aus, die nur gelegentlich ins Alberne abrutschen. Ein besonderes Schmankerl ist die Performance von Sidse Babett Knudsen, die sich hier herrlich böse und gleichzeitig vollkommen durchgeknallt gibt. Und wie sich Espen hier mit aufgesammeltem Müll und Intuition durch all die Hindernisse mogelt („Ein bisschen schummeln muss erlaubt sein“), das hat was.
Fazit: sehenswert
„Espen“ ist eine originelle und visuell bemerkenswert in Szene gesetzte Märchenverfilmung aus Skandinavien, die jungen wie älteren Menschen etwas zu erzählen hat. Allein schon wegen der prächtigen norwegischen Landschaftsbilder sehenswert.
Der Film im Kurzüberblick:
- Titel: „Espen & die Legende vom goldenen Schloss“
- Genre: Mächenverfilmung / Fantasy
- Produktionsland und -jahr: Norwegen 2019
- Deutsche Veröffentlichung: Eurovideo, Videostrom ab 22. Juli 2021
- Regie: Mikkel Braenne Sandemose
- Darsteller: Vebjørn Enger, Eili Harboe, Sidse Babett Knudsen, Mads Sjøgård Pettersen
- Alterseinstufung: FSK 12
- Preis: 14 Euro (Videostrom und Bluray) zehn Euro (DVD)
Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt
Zum Weiterlesen:
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