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„Ophelia“: Hamlet-Tragödie aus weiblicher Sicht

Wie eine Motte, die dem Licht zu nahe kommt: Daisy Ridley als eine Ophelia, die aus "niederen" Verhältnissen stammt, dann aber die Liebe des Dänenprinzen Hamlet entfacht - und ins Fegefeuer der Machtränke gerät. Szenenfoto: Koch Films

Wie eine Motte, die dem Licht zu nahe kommt: Daisy Ridley als eine Ophelia, die aus „niederen“ Verhältnissen stammt, dann aber die Liebe des Dänenprinzen Hamlet entfacht – und ins Fegefeuer der Machtränke gerät. Szenenfoto: Koch Films

Ex-Jedi-Ritterin Daisy Ridley zeigt des Prinzen Liebste als Akteurin statt Opfer

Seit jeher sind wir gewöhnt, die Tragödie von Helsingör aus den Augen des Dänenprinzen zu sehen. Hamlets Liebste Ophelia ist bei Shakespeare nur ein Opfer, kaum Akteurin. Regisseurin Claire McCarthy hat diesen Spieß umgedreht: Bei ihr ist es Ophelia, die als einzige den Irrsinn von Rache und Gegenrache durchbricht und dem Massaker der Männer mit List und Entschlossenheit entrinnt.

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(Koch Films):

Clive Owen wieder schön böse

Die Geschichte bleibt eine Tragödie, ringt ihr durch den Wechsel zur femininen Perspektive durchaus Neues ab. Die Neuverfilmung dieser alten germanischen Legende, die William Shakespeare 1601 zu seinem berühmten Theaterstück verarbeitete, lebt aber auch von der Schauspieler-Riege. Besetzt hat die Regisseurin ihre Heldin mit einer prominenten Jedi-Kriegerin: Daisy Ridley wirkt wie schon als Rey in Starwars wieder sehr stark, jugendlich, drängend und ist zweifellos eine überzeugende Ophelia in der neuen Interpretation von Claire McCarthy. Indes ist es doch etwa komisch, die Lichtschwertkämpferin plötzlich leicht unbeholfen bei Hoftanzfesten umherhüpfen zu sehen. Und auf Clive Owens („King Arthur“, „Sin City“) Ausstrahlung als Bösewicht – hier als mörderischer Onkel Claudius – kann man sich auch wieder verlassen. Naomi Watts hat eine Doppelrolle als Königin und Hexe übernommen und Jung-Star George MacKay („1917“) glänzt als unverbesserlicher Hamlet. Insofern sind die Briten in dieser US-Produktion fast unter sich.

George MacKay als unverbesserlicher Hamlet in "Ophelia". Szenenfoto: Koch Films

George MacKay als unverbesserlicher Hamlet in „Ophelia“. Szenenfoto: Koch Films

Prächtige Kostüme

Ein weiterer Pluspunkt sind die detailverliebten, prächtigen Kostüme. Etwas inkonsequent wirkt dagegen der Versuch, die Filmschauspieler im Stile von Globe-Theatermimen sprechen zu lassen. Wenn schon Neuinterpretation, dann richtig, möchte man da sagen.

Fazit: Interessanter Sichtwechsel – aber zu versöhnlich

Obwohl sich im Wesentlichen an die von Shakespeare fixierte Rahmenhandlung hält, schreibt Claire McCarthys im Duktus fast völlig um. Und sie ringt der blutigen Tragödie durch ihre weibliche Perspektive neue Blickpunkte ab, bedient allerdings leider auch Klischees und Happyend-Sucht. Daisy Ridley beweist indes, dass sie mehr kann als grimmig gucken und vorwärtsstürmen.

Gedreht in Prag

Erschienen ist diese Tragödie nun fürs Heimkino. Als Extras sind der Bluray eine B-Rolle (also Filmaufnahmen von den Filmaufnahmen), geschnittene Szenen sowie Interviews mit Machern und Mimen beigefügt. Darin erfahren wir mehr über die Auswahl der Schauspieler, über die Gründe für den femininen Perspektivwechsel und die Dreharbeiten in Prag.

Bluray-Hülle von "Ophelia". Abb.: Koch Films

Bluray-Hülle von „Ophelia“. Abb.: Koch Films

Kurzüberblick

  • Titel: „Ophelia“
  • Genre: Tragödie
  • Regie: Claire McCarthy
  • Schauspieler: Daisy Ridley, Naomi Watts, Clive Owen u. a.
  • Produktionsland und -jahr: USA und England 2018
  • Deutsche Heimkino-Veröffentlichung: 30. April 2020
  • Deutscher Vertrieb: Koch Films
  • Altersfreigabe: FSK 12
  • Laufzeit: 114 Minuten
  • Sprachen: Deutsch, Englisch
  • Untertitel: Deutsch
  • Preis: Videostrom: fünf Euro (Leihen) bzw. zwölf Euro (Kaufen), DVD: neun Euro, Bluray: 16 Euro

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Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt