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„Impact Hub“ eröffnet 2. Standort in Dresden

"Impact Hub"-Chef Pierre Herzer führt die urban-industrielle Optik im neuen Inkubator im Stadtzentrum von Dresden vor. Foto: Heiko Weckbrodt

„Impact Hub“-Chef Pierre Herzer führt die urban-industrielle Optik im neuen Inkubator im Stadtzentrum von Dresden vor. Foto: Heiko Weckbrodt

Mit dem Inkubator im Centrum verdoppelt der Hub ab Herbst die Zahl kollaborativer Mietarbeitsplätze

Dresden, 23. Juli 2021. Der „Impact Hub“ eröffnet im September 2021 einen zweiten Standort in Dresden. Damit verdoppelt das Unternehmen sein Angebot für kollaboratives Arbeiten („Coworking Space“) auf bis zu 150 Miet-Arbeitsplätze. Der zweite Inkubator entsteht derzeit in der Centrum-Galerie. „Die Nachfrage für unsere Coworking-Angebote ist groß, auch über die Pandemie hinaus“, erklärte Hub-Chef Pierre Herzer die Expansion. „Unser Konzept kommt in der Community an.“

Zur Klientel gehören Einzelkämpfer, Ausgründungen und Ableger von Tech-Firmen

Denn im Vergleich zu klassischen Kollaborativ-Mietbüros wirke der Dresdner „Impact Hub“ auch als Inkubator für junge Unternehmen, biete mehr als bloß Schreibtische und fördere aktiv die Vernetzung der Menschen, die im Coworking Space arbeiten, betont Herzer. Auch sei die Kundschaft recht heterogen. Einerseits ist da die klassische „Coworking“-Klientel: Im Stammsitz in der alten Post hinterm Dresdner Hauptbahnhof mieten sich freischaffende Programmierer, Texter, Vermarkter, Anwälte und andere Freiberufler tage-, wochen- monatsweise ein, weil sie daheim nicht gut arbeiten können oder kein eigenes Büro haben.

Pierre Herzer gehört zu den Organisatoren des Impact Hubs Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Die Archivaufnahme zeigt Pierre Herzer bei der Eröffnung des „Impact Hub“-Inkubators 2017 in der alten Post hinterm Dresdner Hauptbahnhof. Foto: Heiko Weckbrodt

Andererseits finden dort junge Technologieunternehmen eine Heimstatt auf Zeit. Dazu gehören Ausgründungen der Uni, der Fraunhofer- und Leibniz-Institute in Dresden wie etwa Packwise, die sich auf die sensorgestützte Warenverfolgung spezialisiert haben, die Batteriediagnose-Firma „Volytica“ oder „Codesquare“, die Planungs-Apps für Schwerlasttransporte entwickeln. Sie bleiben oft nur solange, bis die Belegschaft über ein halbes Dutzend Köpfe hinaus wächst, und ziehen dann meist in ein eigenes Quartier.

Bauarbeiten im Inkubator II des Impact Hubs in der Centrum-Galerie. Foto: Robert Lohse für den Impact Hub

Bauarbeiten im Inkubator II des Impact Hubs in der Centrum-Galerie. Foto: Robert Lohse für den Impact Hub

Drittens werden fortgeschrittene Coworking-Spaces auch mehr und mehr ein Teil neuer Geschäftsmodelle überregional agierender Unternehmen, die dadurch schneller und einfacher in neue Standorte expandieren können: Die Zittauer Funktechnik-Schmiede „Digades“ zum Beispiel hat eine Entwicklungs-Außenstelle im „Impact Hub“ eingerichtet, um den Dresdner Fachkräften entgegen zu kommen.

Bauarbeiten im Inkubator II des Impact Hubs in der Centrum-Galerie. Foto: Robert Lohse für den Impact Hub

Bauarbeiten im Inkubator II des Impact Hubs in der Centrum-Galerie. Foto: Robert Lohse für den Impact Hub

Urban-industrielles Ambiente

Und weil sich die Anfragen nach flexibel buchbaren Miet-Arbeitsplätzen aus allen drei Nutzergruppen mehren, stehen auch für die Hub-Betreiber die Zeichen auf Expansion. Verteilt über zwei Etagen wächst daher nun an der Trompeterstraße auf 1000 Quadratmetern eine urbane Arbeitswelt, die sich schon auf dem ersten Blick von klassischen Büroquadern unterscheidet: Während den Inkubator I in der alten Post eher Holz, Stein und eine Brise Kafka prägen, dominieren im Inkubator II in der Stadtmitte stählerne Fabriktreppen, in rauen Beton gegossene Industriearchitektur, große Panoramafenster sowie Lamellen und Lichtkreise an den Decken. Einiges vom Interieur stammt noch von den „Tétris“-Baudesignern, die vorher hier residierten. Bietet der Stammsitz nur maximal 70 Mietarbeitsplätze, kommen mit dem zweiten Inkubator weitere 80 Plätze hinzu, außerdem Räume für Tagesseminare, Kurzzeit-Denkfabriken und ähnliche Veranstaltungen.

Die ersen Kreativen haben schon vor der offiziellen Eröffnung ein paar Plätze mit Panorama -Blick im Centrum-Inkubator des "Impact Hubs" beschlagnahmt. Foto: Heiko Weckbrodt

Die ersen Kreativen haben schon vor der offiziellen Eröffnung ein paar Plätze mit Panorama -Blick im Centrum-Inkubator des „Impact Hubs“ beschlagnahmt. Foto: Heiko Weckbrodt

Rund ein Dutzend „Coworking Spaces“ in Dresden

In Dresden gibt es ungefähr ein Dutzend „Coworking Spaces“, in denen sich insbesondere Freiberufler und andere Einzelkämpfer teils tageweise, teils auch länger für ihr Tageswerk einmieten können. Die Anbieter verfolgen unterschiedliche Ansätze: Einige vermieten nur den Schreibtisch mit Stuhl und Internetzugang in einem Großraumbüro. Andere haben auch abtrennbare Büros, Kaffeeautomaten, Ruheecken, Konferenzräume und andere Extras. Da es keine scharfen Definitionen und Abgrenzungen zu Mini-Bürogemeinschaften oder Inkubatoren gibt, andererseits auch immer wieder mal Orte vom Netz gehen oder hinzukommen, ist die genaue Zahl an „Coworking Spaces“ nur schwer zu ermitteln.

Collaborative Mietbüros weltweit auf Wachstumskurs

Deutschlandweit gab es im Mai 2020 laut dem „Bundesverein Coworking Spaces“ 1.268 Coworking-Spaces. Das waren vier Mal so viele wie im Jahr 2018. Neuere Zahlen liegen noch nicht vor. Der Verband war jedoch von weiteren Steigerungen auch in den Corona-Jahren ausgegangen. Auch global erfreut sich das Modell wachsender Beliebtheit: Das Portal „Statista“ geht davon aus, dass es im Jahr 2005 weltweit erst drei Coworking-Spaces gab, 2018 waren es demnach 18.700 und 2020 etwa 26.300. Diese Statistik beruht allerdings teilweise auf Interpolationen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Vor-Ort-Termin und Interview Impact Hub II, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt