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„First Love“: Draufhacken, bis keiner mehr steht

Fuchteln nicht mit Samurai-Schwertern rum wie die alten Yakuza, sondern drücken ab: Die chinesischen Gangster und Gangsterinnen denken effizient, global und zielorientiert. Szenenfoto aus Takashi Miikes "First Love" / Eurovideo

Fuchteln nicht mit Samurai-Schwertern rum wie die alten Yakuza, sondern drücken ab: Die chinesischen Gangster und Gangsterinnen denken effizient, global und zielorientiert. Szenenfoto aus Takashi Miikes „First Love“ / Eurovideo

Verwickelter Yakuza-Thriller im „Pulp Fiction“-Stil von Takashi Miike im Videostrom

Im Thriller „First Love“ stimmt Japans Meisterregisseur Takashi Miike den Abgesang auf eine untergehende Spezies und sein altes Lieblingsthema an: die Yakuza. Die ehemals so gefürchteten japanischen Gangsterbanden mit ihrem ganz eigenen Moralkodex haben sich in der globalisierten Welt von heute überlebt, zerfleischen sich nur noch gegenseitig und weichen vor den neuen chinesischen Triaden vom Festland Schritt für Schritt zurück.

Werbevideo (Eurovideo):

Boxen rechnet mit Hirnkrebs-Tod – und kennt keine Furcht mehr

Vor diesem Hintergrund erzählt Miike die Liebesgeschichte zwischen dem jungen Boxer Leo (Masataka Kubota) und der Zwangsprostituierten Monica (Sakurako Konishi). Er rechnet damit, wegen Hirnkrebs in wenigen Tagen zu sterben. Deshalb greift er bedenkenlos ein, als er sieht, wie Monica von einem korrupten Polizisten verfolgt wird – und gerät mitten hinein in ein Netz aus Intrigen, Bandenkriegen und erbarmungslosen Rachedurst.

Boxer Leo (Masataka Kubota) rettet wie zufällig die Zwangsprostituierte Monica (Sakurako Konishi), die als bloße Spielfigur in einem großen Schachspiel gedacht war. Szenenfoto aus Takashi Miikes "First Love" / Eurovideo

Boxer Leo (Masataka Kubota) rettet wie zufällig die Zwangsprostituierte Monica (Sakurako Konishi), die als bloße Spielfigur in einem großen Schachspiel gedacht war. Szenenfoto aus Takashi Miikes „First Love“ / Eurovideo

Tarantino und Ritchie lassen grüßen

Miike inszeniert dies im Stil von Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“ und Guy Ritchies „Bube, Dame, König, Gras“, wie einen japanischen Spaghetti-Gangster-Western (wobei sich diese „Westler“ ja bekanntermaßen wiederum von den Japanern hatten inspirieren ließen): Ein missglückter Winkelzug eines allzu gierigen Jung-Yakuza löst hier eine verhängnisvolle Kette von Ereignissen aus, die in einem blutigen Massaker „jeder gegen jeden“ endet.

Fazit: Brutal, surreal, knackig

(Werbung:) „First Love“* ist rasant, hart, manchmal aber auch surreal und brutal, untermalt mit toller Musik und viel Witz. Konzeptionell ist das zwar nichts Neues mehr. Aber Miike und sein Ensemble setzen diese Geschichte gekonnt, spritzig und voller kultureller Metaphern in Szene Das Bildhafte findet sich auch im großen Endmonsterkampf wieder: Da zieht der traditionsbewusste alte Yakuza-Boss doch tatsächlich noch ein Samurai-Schwert, um auf den letzten Triaden-Gangster solange einzuhacken, bis beide entkräftet zu Boden sinken – ein Sinnbild für den verzehrenden Kampf Alt gegen Jung.

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Kurzüberblick:

  • Titel: „First Love“
  • Originaltitel: „Hatsukoi“
  • Genre: Yakuza-Thriller und Liebesdrama
  • Regie: Takashi Miike
  • Darsteller: Masataka Kubota, Sakurako Konishi, Takahiro Miura, Jun Murakami, Nao Ohmori
  • Altersfreigabe: FSK 18
  • Laufzeit: 108 Minuten
  • Produktionsland und -jahr: Japan 2019
  • Deutsche Publikation: Eurovideo im Mai 2020
  • Sprachen: Japanisch, Deutsch
  • Preis: DVD 13 Euro, Bluray 15 Euro. Videostrom: fünf Euro (leihen) bzw. zwölf Euro (kaufen)

Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt