Forschung, News, zAufi

Untoter Seeigel kriecht weiter

Der Meeresgrund vor Spitzbergen wurde auch mit dem Tauchboot JAGO erforscht. Foto: Solvin Zankl für Senckenberg

Der Meeresgrund vor Spitzbergen wurde auch mit dem Tauchboot JAGO erforscht. Foto: Solvin Zankl für Senckenberg

Selbst mit gebrochenem Panzer und fehlenden Organen weicht Stachelhäuter seinen Feinden aus

Wilhelmshaven/Spitzbergen, 2. Juni 2020. Auf ein besonders zähes Exemplar von Seeigel, das einen sofort an die untoten Zombies aus „The Walking Dead“ denken lässt, sind Senckenberg-Naturforscher am Meeresgrund vor Spitzbergen gestoßen: Der Strongylocentrotus bewegte sich trotz schwerster Verletzungen noch mindestens 43 Stunden lang weiter. „Sogar einem Angriff einer großen Krabbe konnte der Seeigel noch ausweichen!“, erzählt der Geobiologe Max Wisshak vom Institut „Senckenberg am Meer“ aus Wilhelmshaven. Dabei fehlten ihm bereits mehr als ein Drittel seines Panzers und wichtige Organe.

Video vom "ewigen" Seeigel (Senckenberg):

Erstaunliche Selbstheilungskräfte bisher eher bei Seesternen bekannt

Er und sein Kollege Christian Neumann vom Museum für Naturkunde in Berlin werten die Beobachtung als Beleg für die erstaunliche Überlebenskraft und das Regenerationsvermögen der Seeigel. Bekannt waren bisher eher ihre Verwandten, die Seesterne, für ihre Selbstheilungskräfte: Sie können beispielsweise ganze Arme ersetzen und in besonderen Fällen sogar aus einem einzigen Arm weitere Arme nachwachsen lassen. Auch Axolotl-Lurche und Zentrafische verfügen über Selbstheilungsfähigkeiten.

„Ob Seeigel ebenfalls über solche Fähigkeiten verfügen, wurde bislang aber kaum erforscht“, erläutert Dr. Max Wisshak. „Von fossilen Seeigeln kennen wir zum Teil beträchtliche Brüche in den Schalen, die anschließend wieder komplett verheilt sind. Wir glauben daher, dass Seeigel hohe Regenerationsfähigkeiten haben und gehen davon aus, dass die Selbstheilung ein Teil ihrer Evolution ist, um als Beutetier bessere Überlebenschancen zu haben“, erklärt Wisshak.

Der schwer verletzte Seeigel überlebte mindestens 43 Stunden. Foto: Senckenberg

Der schwer verletzte Seeigel überlebte mindestens 43 Stunden. Foto: Senckenberg

Wie der Seeigel zu seinen Verletzungen kam und ob er später weiter überlebte, ist nicht klar. Die Forscher schließen allerdings nicht aus, dass sie ihn selbst verletzt haben könnten, als sie vom Forschungsschiff „Maria S. Merian“ vor Spitzbergen eine Experimentplattform mit Messgeräten und einem automatischem Kamerasystem auf dem Meeresgrund hinabließen.

Autor: Oiger

Quelle: Senckenberg am Meer

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt