Wegen des Handelskrieges mit Japan sendet Seoul eine Wirtschaftsdelegation nach Dresden
Dresden, 21. Oktober 2019. Wegen der Handelskriege zwischen den USA und China sowie zwischen Japan und Südkorea organisieren derzeit viele Technologie-Unternehmen weltweit ihre Zuliefer-Ketten neu und schichten ihre Investitionen um. Daher besucht nun eine südkoreanische Wirtschaftsdelegation den Freistaat Sachsen: Die Unternehmer, Investoren und Wirtschaftspolitiker aus Fernost wollen auf einer Fachtagung am 23. Oktober 2019 im Steigenberger-Hotel de Saxe in Dresden neue Kooperationsbeziehungen mit sächsischen Betrieben knüpfen, hier investieren und zugleich das Marktpotenzial im Land ausloten. Das hat Geschäftsführerin Hee-Ra Chung von der Fachkräfte-Vermittlungsagentur „dds korea consulting“ als Veranstalter angekündigt.
Dresden gilt als in Fernost als interessanter Standort
Mit dabei sei unter anderem eine große Investment-Firma, die für die südkoreanische Regierung bisher vor allem Wirtschaftskontakte mit China und Vietnam geknüpft und dort auch Ansiedlungen begleitet habe. „Nun ist geplant, das auf andere Länder umzuleiten, unter anderem auf Deutschland“, skizziert Hee-Ra Chung die Motive hinter der Fachtagung. „Dresden gilt da als besonders guter Standort, das hat eine Marktrecherche ergeben.“ Die Südkoreaner interessieren sich besonders für den Automobilbau, die Luftfahrtindustrie, den Maschinenbau und die Mikrochip-Produktion in Dresden.
Koreaner suchen Kooperationspartner in Dresden
Zur Delegation aus Fernost gehören Manager von vier südkoreanischen Unternehmen aus diesen Sektoren: DY Automotive aus dem Automobilbau, Sealink und PBL aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie Sisoul, die auf den Handy-Bezahlfunk „Near Field Communication“ (NFC) spezialisiert sind. Außerdem nehmen Vertreter staatlicher und staatsnaher Institutionen teil, darunter Kitia, Zeta-Plan und das südkoreanische Industrieministerium, informierte die Agentur-Chefin. Zur Debatte stünden beispielsweise Gemeinschaftsunternehmen (Joint-Ventures), Direktinvestitionen und Lieferverträge. Auch kurzfristig sei eine Teilnahme sächsischer Unternehmen an dem Treffen noch möglich.
Hintergrund: Altlasten aus II. Weltkrieg lösten Handelskrieg zwischen Tokio und Seoul aus
„Hintergrund ist der bestehende und zunehmend eskalierende Handelskrieg zwischen Südkorea und Japan“, erklärte Hee-Ra Chung. Denn während alle Welt auf den Handelskrieg zwischen den USA und China schaute, hat sich derweil ein ganz anders motivierter Konflikt zwischen den beiden Technologiemächten in Fernost entzündet. Dabei geht es um die japanische Besetzung Koreas im Zweiten Weltkrieg, um beschönigend „Trostfrauen“ genannte Zwangsprostituierte und um erneut hochgekochte Reparationsforderungen. Wegen dieser Forderungen hat Japan inzwischen die südkoreanische Hochtechnologie-Wirtschaft mit einem Embargo belegt. Zudem hat wegen der US-Schutzzölle gegen Peking eine Flucht der Technologiekonzerne aus dem reich der Mitte eingesetzt, Motto: „Schnell raus aus China!“ Deshalb fließen nun viele südkoreanische Investitionen nach Vietnam und andere asiatische Schwellenländer – aber eben auch nach Europa. In Seoul sehen sich Staat und Wirtschaft unter Zeitdruck: „Die koreanische Regierung sucht nun dringend geeignete Zulieferer und Partner, die Lieferengpässe in der Zukunft auffangen“, betonte Hee-Ra Chung.
Dresden ist bereits mit Südkorea liiert
Dass Dresden dafür in die engere Wahl kommt, ist kein Zufall: In den vergangenen Jahren haben die TU Dresden, hiesige Fraunhofer-Institute wie auch einige Firmen aus der sächsischen Landeshauptstadt bereits enge Kontakte mit Südkorea geknüpft. Beispielsweise kooperieren das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK), der Lehrstuhl für Materialwissenschaft und Nanotechnologie von Prof. Gianaurelio Cuniberti, die Organikelektronik-Firma Novaled und viele andere Dresdner Institutionen mit Südkorea.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: dds korea consulting, Oiger-Archiv
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