IfW Kiel: Containermenge auf wichtiger Handelsroute hat sich halbiert
Kiel/Aden, 11. Januar 2024. Die Angriffe von Huthi-Milizen und Piraten auf Schiffe im Roten Meer haben spürbare Wirkungen auf den Welthandel: Die auf dieser wichtigen Handelsroute transportierte Menge an Containern „brach um über die Hälfte ein und liegt aktuell fast 70 Prozent unter dem eigentlich zu erwartenden Aufkommen“, berichtet das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). „Als Folge sind die Frachtkosten und die Transportzeit im Warenverkehr zwischen Fernost und Europa angestiegen.“
Auch Welthandel schrumpft – Konflikt im Nahen Osten ist dabei ein Faktor
Der Welthandel sei von November auf Dezember 2023 um 1,3 Prozent zurückgegangen, berichten die Kieler Wirtschaftsforscher, die für ihre Welthandels-Analysen unter anderem Schiffsbewegungen auswerten. In Deutschland sanken die Exporte um 1,9 Prozent und die Importe um 1,8 Prozent. Die Gründe dafür sind dafür einerseits in der schwachen Weltkonjunktur und – speziell im Falle der Bundesrepublik – am deutschen Abschwung zu suchen. Aber eben auch an den Kaper-Angriffen auf Schiffe, die vor allem seit dem neuen Gaza-Krieg wieder deutlich zugenommen haben. Westliche Beobachter gehen davon aus, dass der Iran mit Blick auf den Gaza-Streifen die islamischen Huthi-Milizen im Jemen derzeit stärker unterstützt. Der Handel zwischen den großen Volkswirtschaften weltweit schwächele ohnehin, hieß es dazu vom IfW. Hinzu kämen nun aber eben „die mit dem Konflikt im Nahen Osten verbundenen Angriffe auf Containerschiffe im Roten Meer“.
Lieferzeiten zwischen Asien und Europa verlängern sich um fast drei Wochen
Die Auswirkungen bemerkt nach und nach auch der gemeine Bürger, der im Online-Handel einkauft: Die Lieferzeiten für Waren aus China und generell aus Fernost verlängern sich. Ähnliches gilt aber auch für die industriellen Lieferketten vor allem zwischen Asien und Europa. „Die Umleitung von Schiffen aufgrund der Angriffe im Roten Meer um das Kap der Guten Hoffnung in Afrika führt dazu, dass sich die Zeit für den Transport von Waren zwischen den asiatischen Produktionszentren und den europäischen Verbrauchern deutlich um bis zu 20 Tage verlängert“, berichtet Direktor Julian Hinz vom IfW-Forschungszentrum für Handelspolitik. „Dies zeigt sich auch in den rückläufigen Handelszahlen für Deutschland und die EU, da transportierte Waren nun noch auf See sind und nicht wie geplant bereits in den Häfen gelöscht wurden.”
Nahendes Tet-Fest belebt hingegen Geschäfte in China selbst
In China selbst hingegen laufen die Geschäfte derzeit sogar besser: Die Exporte haben zuletzt um 1,3 Prozent zugelegt und die Importe um 3,1 Prozent. „Ein Grund dafür dürfte im bevorstehenden chinesischen Neujahrsfest liegen, das die Handelsumsätze nach oben treibt“, meinen die Kieler Analysten.
Autor: hw
Quelle: IfW Kiel
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