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Für 33 Millionen Euro entsteht ein Glaslabor in Torgau

Flexibles Dünnglas von der Rolle. Foto: Fraunhofer-FEP

Beispiel für Glasforschung in Sachsen: Flexibles Dünnglas von der Rolle. Foto: Fraunhofer-FEP

Investition soll dem Revier den Kohleausstieg erleichtern

Torgau/Dresden, 13. Dezember 2023. Im nordsächsischen Torgau entsteht in den kommenden Jahren ein neues Glaskompetenzzentrum. Es soll den Strukturwandel in der Region fördern und Innovationen wie auch Bildungsangebote für eine moderne Glasindustrie hervorbringen. Staatssekretärin Barbara Meyer vom sächsischen Regionalministerium (SMR) hat Landrat Kai Emanuel (parteilos) nun für dieses „Glaslab Torgau“ eine Anschubfinanzierung von 33 Millionen Euro aus Kohle-Ausstiegsfonds zugesagt.

Staatssekretärin: „Glaslab Torgau wird neue Maßstäbe setzen“

Das Glaslab werde „zur Arbeitsplatz- und Existenzsicherung der hiesigen Glasindustrie“ beitragen und „zukunftsweisende Technologien“ im mitteldeutschen Revier etablieren, ist Meyer überzeugt. „Durch die Verknüpfung von handwerklicher und industrieller Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie universitärer Grundlagenforschung und Lehre entsteht hier ein topmodernes Kompetenzzentrum für die Glasherstellung und -verarbeitung. Das Glaslab Torgau wird neue Maßstäbe setzen und weit über die Region hinauswirken.“

Ausgleich für eine fehlende Hochschule

Das Glaslabor soll „den Aus- und Weiterbildungsstandort Torgau stärken und einen fehlenden Hochschulstandort in Nordsachsen kompensieren“, hieß es vom SMR. „Unternehmen haben hier die Möglichkeit, das eigene Personal auszubilden und zu qualifizieren oder auch innovative Ideen für den Betriebsablauf zu erproben.“

Forschung, Aus- und Weiterbildung rings ums Glas geplant

Mit dem Kohleausstiegs-Geld will der Landkreis Nordsachsen unter anderem am Repitzer Weg in Torgau eine Industriehalle mit Lehr-, Versuchs- und Pilotanlagen für die Glasproduktion einrichten. In der Werkstatthalle lassen sich laut SMR die Abläufe eines Unternehmens aus Glashandwerk und -industrie simulieren. Kernstück soll ein „Hafenofen“ sein, um Forschungen an neuen Energieträgern und Experimente mit nachhaltigen Rohstoffen zu ermöglichen. Geplant sind auch ein Forschungslabor auf dem Glas-Campus sowie in der Innenstadt ein Internat für Glas-Lehrlinge.

Deutsche Glasindustrie zuletzt mit einem Viertel Umsatzplus

Wie zukunftsweisend solch diese Weichenstellung tatsächlich ist, bleibt angesichts des hohen Energieverbrauchs und der überdurchschnittlich hohen Energiekosten in der Bundesrepublik abzuwarten. Allerdings hatte die deutsche Glasindustrie trotz dieser Probleme im Jahr 2022 ihre Umsätze um ein Viertel auf 12,7 Milliarden Euro steigern können. Sie beschäftigt laut dem Bundesverband Glasindustrie aus Düsseldorf insgesamt rund 54.000 Menschen.

Sand und Glas als „Abfallprodukt“ der Kohleförderung

Auch in Nordsachsen hat die Glaserzeugung und -verarbeitung längere Traditionen aus der Kohlegewinnung heraus: „Die Glasindustrie ist in Mitteldeutschland traditionell stark vertreten“, heißt es vom „Glascampus Torgau“, an dem das Landratsamt, die Bergakademie Freiberg und die Berufsschule Torgau beteiligt sind. „Der Grund für die ursprüngliche Ansiedelung war das ,Kohlegeschiebe’ im Mitteldeutschen und Lausitzer Braunkohlerevier. Die dabei entstandenen Sande dienten als Rohstoffe für die Glasherstellung.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: SMR, BV Glas, Glascampus Torgau

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt