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Verkehrsmuseum widmet Dresdner Autofirma „Gläser“ Ausstellungssektion

Von dieser Seite zeigt der restaurierte NSU-Fiat die elegante Gläser-Karosserie. Foto: Anja Schneider für das Verkehrsmuseum Dresden

Von dieser Seite zeigt der restaurierte NSU-Fiat die elegante Gläser-Karosserie. Foto: Anja Schneider für das Verkehrsmuseum Dresden

Gläser-Variante eines alten NSU-Fiat mit Spenden restauriert

Dresden, 24. Oktober 2023. Sie gehörte zu den Geburtsschmieden des sächsischen Automobilbaus: Die „Heinrich Gläser, Luxuskarosserie und Wagenbauanstalt“ begann als Kutschenmacher, galt während der Kaiserzeit und bis in die Weimarer Republik hinein als Wahrzeichen edler Cabriolet-Karosserien, stellte auch nach der Verstaatlichung noch einige der schöneren Wartburg-Modelle her. Nun hat das Verkehrsmuseum Dresden dem verflossenen Luxuskarossen-Produzenten eine eigene Sektion in seiner Dauerausstellung gewidmet. Eigens dafür haben die Restauratoren einen NSU-Fiat 1100 aus dem Jahr 1938 so wieder hergestellt, wie ihn die Dresdner Gläser-Werke einst im Cabrio-Stil umgebaut hatten.

Von anderen Seite zeigt der NSU-Fiat sein Innenleben. Foto: Anja Schneider für das Verkehrsmuseum Dresden

Von anderen Seite zeigt der NSU-Fiat sein Innenleben. Foto: Anja Schneider für das Verkehrsmuseum Dresden

Museumsdirektor: Gläser-Sektion zeugt von sächsischer Innovationskraft im Autobau

„Mit diesem Pkw rufen wir die Dresdner Firma Gläser in Erinnerung, die einst zur Spitze des Karosseriebaus gehörte, heute aber nur noch Kennern ein Begriff ist“, erklärte Museumsdirektor Michael Vogt. „Der neue Ausstellungsteil zeugt von der sächsischen Tradition und Innovationskraft im Kraftfahrzeugbau.“

Oldtimer war ziemlich verrostet

In der neuen Sektion sind fünf Automobile und eine Kutsche zu sehen, die die Gläserwerke in der einen oder anderen Weise in der Mache hatten. Dazu gehört nun eben auch der 32 PS starke NSU-Fiat mit Aufklappverdeck, der vorne zwei Sitze sowie hinten einen „Schwiegermutter-Sitz“ hat – und die typisch nach Gläserart durchgängig geschwungene Kombination aus Radschutz und Trittbrett. Das Museum hatte das stark korrodierte Fahrzeug 2017 angekauft und seither restaurieren lassen. Möglich wurde dies durch eine 60.000 Euro umfassende Zuwendung der Volker-Homann-Stiftung und weitere 35.000 Euro vom Förderverein des Verkehrsmuseums. Allerdings haben die Restaurateure auf Wunsch von Kuratorin Maria Niklaus die eine Hälfte des Autos wie ein Schnittmodell offen gelassen, so dass das Innere besser zu sehen ist.

Neben dem Logo des Autoherstellers kam nach dem Aufbau zusätzlich noch das Gläser-Logo auf die Karosserie. Foto: Anja Schneider für das Verkehrsmuseum Dresden

Neben dem Logo des Autoherstellers kam nach dem Aufbau zusätzlich noch das Gläser-Logo auf die Karosserie. Foto: Anja Schneider für das Verkehrsmuseum Dresden

Vom Sattler zum Luxuskarossen-Hersteller

Neben dem neuen Exponat steht eine Medienstation , die den Besuchern mehr über die Restaurierungs-Arbeiten sowie die Gläser-Geschichte erzählt. Und die reicht bis 1864 zurück: Damals gründete der Kutschenbauer und Sattler Carl Heinrich Gläser an der Rampischen Straße eine Wagenbaufirma. Er stieg zum Königlich-Sächsischen Hofwagenbauer auf. Es war aber vor allem sein Teilhaber und spätere Firmenchef Emil Heuer, der das Unternehmen in Richtung Automobilbau trimmte. Wie damals noch üblich, nahmen viele Autoproduzenten für die Karosserie-Aufbauten die Dienste externer Firmen wie eben Gläser in Anspruch. Dabei spezialisierten sich die Dresdner auf Luxus- und Cabrio-Varianten. Als die Autokonzerne aber begannen, ihre Fahrzeuge komplett mit Karosserien zu bauen, schwanden die Aufträge, 1933 ging das Unternehmen pleite. Eine Auffanggesellschaft führte die Geschäfte zwar fort, aber nach dem Weltkrieg folgte die Verstaatlichung.

Werbefoto für den Wartburg 311-2 aus dem Karosseriewerk Dresden. Repro aus: Brandes: „Gläser Karosserie Dresden“

Werbefoto für den Wartburg 311-2 aus dem Karosseriewerk Dresden. Repro aus: Brandes: „Gläser Karosserie Dresden“

Die VEB Karosseriewerke Dresden (KWD) bauten dann zeitweise Luxusausführungen des IFA F 8 und die Abnehm-Hartverdeck-Variante der Wartburg-Reihe 311-313. Später stellte der Betrieb vor allem Zulieferteile für Wartburg & Co. her.

-> Weitere Infos zu Öffnungszeiten, Eintrittspreisen etc. gibt es hier im Netz.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Verkehrsmuseum Dresden, Oiger-Archiv

Zum Weiterlesen:

Edelschmiede Gläser baute erst Kutschen, dann Edelkarossen

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt