Alle Artikel mit dem Schlagwort: Geschichte

Robert Harris: Königsmörder. Abb.: Heyne-Verlag

„Königsmörder“: Hatz durch die neue Welt

In seinem neuen Historienkrimi erzählt Robert Harris, wie aus vermeintlich gottauserwählten Kriegern gehetzte Flüchtlinge in Amerika werden In seinem neuen Historienkrimi „Königsmörder“ taucht der englische Star-Autor Robert Harris („Vaterland“) in ein Ausnahmekapitel der britischen Geschichte ein: Jene Zeit, in der England für kurze Zeit eine Republik war. Eine Republik nur dem Namen nach allerdings, die von einem Militärdiktator und rücksichtslosen religiösen Fanatikern dominiert wurde, die König Charles köpfen ließ – und in sich zusammenbrach, kaum dass Lordprotektor Oliver Cromwell gestorben war. In der Folge wurde England wieder zur Monarchie. Die wiederum jagte erbarmungslos all jene, die direkt am Tod des alten Königs beteiligt gewesen waren.

Hat jetzt viel zu spielen und zu forschen: Juniorprofessor Dr. Martin Roth Foto: Swen Reichhold, Uni Leipzig

Japaner spielen sozial, Europäer zocken Ego-Shooter

Professor Roth von Uni Leipzig untersucht Spezifika japanischer Videospielkulturen – und hat nun 4500 Spiele geschenkt bekommen Leipzig, 30. Juni 2015. „Crysis“, „Battlefield“, „Wolfenstein“ – Computerspiele, die in Deutschland richtig gut ankommen, sind oft Egoshooter, in denen fleißig drauflos geballert wird. Anders in Japan, dessen Hardware- und Spieleindustrie bis in die 1980er Jahre hinein noch das ganze Genre weltweit entscheidend mitgeprägt hatte, inzwischen aber eher eigene Wege geht: Spiele nämlich, die dort für den einheimischen Markt produziert werden, sind oft eher an sozialer Interaktion zwischen den Nutzern ausgerichtet, Dating-Spiele zum Beispiel. Außerdem haben im Land der aufgehenden Sonne auch Fantasie-Rollenspiele und auf die erzählerische Dimension ausgerichtete Titel eine viel größere Bedeutung als im Westen. Das hat Junior-Professor Martin Roth von der Uni Leipzig eingeschätzt. Der Japanologe hat jetzt von der „Computer Entertainment Rating Organization“ (CERO) aus Tokyo rund 4500 Videospiele japanische Herkunft geschenkt bekommen, die er in den nun gemeinsam mit seinen Studenten durchspielen und erforschen will.

Michael Gorbatschow brachte die DDR zu Fall, sind 33 Prozent der Deutschen überzeugt. Fotos: DDR-Regierung, Wikipedia (GNU-Lizenz), Yuryi Abramochkin/ Nowosti, Wikipedia, CC3-Lizenz, Montage: hw

Umfrage: Gorbi brachte DDR zu Fall, nicht der Westen

Stiftung Aufarbeitung ließ Deutsche befragen Berlin, 3. November 2014: Es war in erster Linie Michael Gorbatschows Reformpolitik von „Perestroika“ (Umbau) und „Glasnost“ (Transparenz), die die DDR zusammenbrechen ließ, meint ein Drittel der Deutschen – und damit eine relative Mehrheit der Bürger in Ost wie West. Das hat eine „infratest“-Telefonumfrage unter 1015 Bundesbürgern im Auftrag der Berliner „Bundesstiftung Aufarbeitung“ ergeben. An zweiter Stelle wurde die ostdeutsche Wirtschaftskrise genannt, während nur etwa jeder Zehnte die Politik des Westens oder die Oppositionsbewegung innerhalb der DDR als wichtigste Gründe für den politischen Kollaps der SED-Diktatur nannte.

Als der Striezelmarkt noch die Sowjet-Treue beschwor

In wenigen Tagen wird einer der ältesten und schönsten Weihnachtsmärkte Deutschlands eröffnet: der Dresdner Striezelmarkt (24.11. bis 24.12.2001, Altmarkt Dresden). Was dabei gern und oft vergessen wird: Der Aufwand, der mit diesem Traditionsmarkt betrieben wird, ist keine Erfindung der Nachwendezeit. Bereits zu DDR-Zeiten butterte der damalige Rat der Stadt Millionenbeträge dort hinein, um den Dresdner Striezelmarkt zu einer überregionalen Marke aufzubauen: Riesenpyramide, Mega-Schwibbogen, Weihnachtskalender mit täglichem Adventsprogramm, Weihnachtsmann-Post und dergleichen mehr wurden damals kreiert und dies trotz der herrschenden Mangelwirtschaft. Als „Stadtrat für Handel und Versorgung“ hat Horst Bärsch diesen Aufbauprozess jahrzehntelang begleitet – nun hat er seine Erinnerungen im Buch „Schilderungen und Betrachtungen zum Dresdner Striezelmarkt“ aufgeschrieben.

Ein Stück Silizium verändert die Welt – der Mikroprozessor wird 40

Santa Clara, 15.11.2011: Ein Stückchen Silizium, das die Welt veränderte, Jobs fraß und schuf, ganz neue Industrien entstehen ließ und andere zum Untergang verdammte, kommt ins „Oldie“-Alter: Heute vor genau 40 Jahren präsentierte Intel den „4004“, den ersten serienmäßig gebauten Mikroprozessor der Welt.

Dresdner Entwicklungszentrum OSRC feilt mit an AMD-Prozessoren von morgen

Vor genau 15 Jahren erster Spatenstich für AMD-Fabrik Dresden, 24.10.2011. AMD feiert heute ein Jubiläum mit leicht bitterem Beigeschmack: Seit 15 Jahren ist der US-Halbleiterkonzern in Dresden vertreten. Statt einst bis zu 3000 Mitarbeitern beschäftigt das mittlerweile fabriklose Unternehmen („Fabless company“) heute allerdings nur noch 41 Spezialisten in Dresden – der große Rest wurde 2009 an „Globalfoundries“ (GF) vererbt.

Robotron: DDR-Computerriese im Spagat

Über vier Jahrzehnte ist es nun her, dass einer der größten Computerhersteller des Ostblocks und einer der für den Raum Dresdens prägendsten Arbeitgeber entstand: Am 1. April 1969 gründete die DDR-Wirtschaftsführung das Kombinat Robotron. Es umfasste zuletzt 21 Betriebe mit geografischem Schwerpunkt im Raum Dresden und Karl-Marx-Stadt (Chemnitz), die eine Industrieproduktion von rund 7,3 Milliarden DDR-Mark erwirtschafteten. Zeitweise hatte das Kombinat über 68.000 Menschen in Lohn und Brot. Mit den Rechnern von Robotron kassierte die DDR bei den sowjetischen Freunden saftige Gewinne, die Westerlöse des Riesen hingen jedoch zu 40 Prozent vom Export mechanischer Schreibmaschinen ab. Mit der Währungsunion 1990 wurde diese Schwäche auf den westlichen Märkten zum Fallstrick: Im September 1990 gingen die letzten Lichter bei Robotron aus und ein wichtiges Kapitel Dresdner Industriegeschichte nahm ein treuhandforciertes Ende. Wie wie kam es dazu?

Im Osten technisch top, im Westen Billigmarke

Robotron lockten einst die selben Gründe nach Dresden wie später Infineon & Co.: Gute Leute und passende Wissenschaftslandschaft Dr. Gerhard Merkel kennt die Computerindustrie der DDR aus dem Eff-Eff: Er war dabei, als die ostdeutschen Rechenmaschinen elektronisch wurden, war Entwicklungs-Chef bei Robotron, zeitweise Vize-Elektronikminister und Leiter der Chipschmiede ZFTM. Heute beschäftigt sich der 76-Jährige mit historischen Forschungen. Heiko Weckbrodt unterhielt sich mit ihm über die Hochs und Tiefs der DDR-Computerindustrie, über Eingriffe „von oben“, den Einfluss der Sowjetunion und was von Riesen Robotron bleibt.

Special: 50 Jahre Mikroelektronik in Dresden

Dresden, August 2011: Vor 50 Jahren, am 1. August 1961, gründete Prof. Werner Hartmann die „Arbeitsstelle für Molekularelektronik“ (AME) in Dresden. Damit gehörte er in Europa zu den ersten Forschern, die sich anwendungsnah mit dieser später „Mikroelektronik“ genannten neuen Technologie beschäftigten. Und er legte damit den Grundstein für das heutige „Silicon Saxony“, für die großen Dresdner Chipfabriken, für die Hightech-Landschaft im Dreieck Dresden-Freiberg- Chemnitz, in der inzwischen über 40.000 Menschen beschäftigt sind. Hartmann selbst fiel nach einer Stasi-Intrige in Ungnade, sein Name über Jahrzehnte zu Unrecht dem Vergessen anheim. Der Oiger erzählt in diesem Special gemeinsam mit Gastautoren die wechselvolle Geschichte der Mikroelektronik in Dresden und Sachsen, über die aufwendigen Wertschöpfungsketten, die binnen eines halben Jahrhunderts entstanden und zerfielen. Dabei stützen wir uns auf Interviews mit Zeitzeugen, Recherchen im Bundesarchiv, in der Stasi-Unterlagen-Behörde und auf Fachliteratur. Das Special beleuchtet die Tücken zentraler Wirtschaftslenkung, aber auch den Nutzen, den der Standort aus offensiver staatlicher Wirtschaftspolitik zog. Branchenvertreter und Politiker diskutieren die Zukunft der Schlüsseltechnologien in Europa. Und wir stellen ausgewählte Hightech-Unternehmen vor, die die Technologie- und …

Die teure Jagd auf den Megabit-Chip

1977 entdeckt die SED wieder die Halbleiterei – und startet teure Aufholprogramme   Nach den Mikroelektronik-Beschlüssen des Jahres 1977 investierte die DDR-Führung wieder stärker in die Mikroelektronik, die sie immer mehr als Schlüsseltechnologie begriff. Dieser Kurs, der ab 1986 mit Megabit-Chip-Projekt und anderen teuren Vorhaben noch einmal forciert wurde, war nicht unumstritten – aber aus Sicht der Wirtschaftsführung alternativlos. Und von der Expertise, die damals akkumuliert wurde, profitiert Sachsen bis heute.

Staatliche Intervention rettete Mikroelektronikkern in Sachsen

Nachwende-Erfolge fußten auf Humankapital und aktiver Wirtschaftspolitik   Mit der Währungsunion wurden in der ostdeutschen Wirtschaft die Zähler auf Null gestellt: Mit einem Schlag veränderte sich in der Kostenstruktur die Relation zwischen Personal- und Zulieferausgaben. Eigenkapital hatten die Betriebe fast keines, da auch ihre Anlagen nach marktwirtschaftlicher Veranschlagung als veraltet galten. Die Computer, Chips und Maschinen „Made in GDR“, die man eben noch im Ostblock ohne Probleme absetzen konnte, hatten plötzlich nur noch Schrottwert. Was blieb, war „Humankapital“ – ein großes Reservoir von zwar nicht auf dem modernsten Stand, aber doch sehr solide ausgebildeten Facharbeitern, Technikern und Ingenieuren. Doch die gab es damals im Überangebot, was den Betrieben zunächst eher Kosten als Freude bereitete.