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Holypoly startet Dresdner Testfabrik für Plasteabfall-Kreisläufe

Holypoly-Chef Fridolin Pflüger an einer Plastemüll-Sortiermaschine im neuen Technikum. Foto: Heiko Weckbrodt

Holypoly-Chef Fridolin Pflüger an einer Plastemüll-Sortiermaschine im neuen Technikum. Foto: Heiko Weckbrodt

Recyclingforscher wollen Millionen-Investition durch Internetschwarm mitfinanzieren lassen

Dresden, 2. Oktober 2023. Holypoly-Gründer Fridolin Pflüger hat heute in Dresden ein neues Technikum für Recycling-Forschung offiziell in Betrieb genommen. In dieser 700 Quadratmeter großen „Closed-Loop-Factory“ wollen die sächsischen Kreislaufwirtschafts-Experten ihren Kunden wie Bosch, Nuk und Mattel helfen, Plasteabfälle für die Produktion neuer Gartengeräte oder Spielzeuge wiederzuverwerten. „Durch das neue Technikum können wir nun mehr Abfallsorten, Stoffströme und Produkte untersuchen“, betont Pflüger.

Holypoly hat sich in den Gewerbehof an der Freiberger Straße in Dresden eingemietet. Foto: Heiko Weckbrodt

Holypoly hat sich in den Gewerbehof an der Freiberger Straße in Dresden eingemietet. Foto: Heiko Weckbrodt

Mini-Darlehen sollen Anschaffung neuer Anlagen ermöglichen

Die Kreislauffabrik im Gewerbehof an der Freiberger Straße soll in der aktuell geplanten Ausbaustufe rund eine Million Euro kosten. Um dies zu finanzieren, geht das Holypoly-Team neue Wege: Rund drei Viertel der Investitionen in neue Sortieranlagen, größere Spritzgießmaschinen und für das Prüflabor wollen die Dresden im Internet-Schwarm einsammeln. Dafür starten sie am 14. November 2023 eine Crowdinvesting-Kampagne auf der Netz-Plattform „Rockets“. Dort können sich dann Kleinanleger mit Mini-Darlehen ab 100 Euro an der Ausrüstung der „Closed-Loop-Factory“ beteiligen und bekommen im Gegenzug dafür Zinsen. Andere Anlagen für eine Viertelmillion Euro – darunter Schredder, Sortierer, CNC-Fräsen und kleinere Spritzgussmaschinen – hat Holypoly bereits selbst finanziert und installiert.

Kita-Kinder haben ihre Schnuller-Nuckel abgegeben, damit daraus Sandform-Spielzeuge werden. Foto: Heiko Weckbrodt

Kita-Kinder haben ihre Schnuller-Nuckel abgegeben, damit daraus Sandform-Spielzeuge werden. Foto: Heiko Weckbrodt

Bosch, Matell und Nuk lassen sich von Holypoly auf dem Weg zur ökologischeren Fabrik beraten

Holypoly entstand 2020 als kommerzielles Unternehmen aus dem Dresdner Recyclingprojekt „Kunststoffschmiede“ heraus. Die 26 festen und rund 40 freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstehen sich als kreislaufwirtschaftliche Berater. Sie haben sich auf die Frage spezialisiert, wie sich welche thermoplastischen Kunststoff-Abfälle wiederverwerten und ein zweites Leben bekommen können – als Wäscheklammern, Sandspielzeuge und andere nützliche Dinge. Zu den Partnern gehören unter anderem die Bosch-Hausgerätesparte „Bosch Power Tools“, der Spielzeughersteller Mattel und Lamy. Für den Heidelberger Schreibgeräte-Produzenten haben die Dresdner beispielsweise den Reziklat-Anteil in den Malkästen von 0 auf 100 Prozent erhöht, berichtet Pflüger. Als nächstes soll ein Füller aus wiederverwertetem Plasteabfall folgen. Und gemeinsam mit Mattel stellt Holypoly derzeit Spielzeug-Sammelboxen an Schulen auf. Dort können die Schüler altes Plaste-Spielzeug einwerfen, damit es nicht in der Müllverbrennung landet, sondern daraus per Spritzguss neue Produkte entstehen. Mit dem Babyartikel-Hersteller Nuk hatten die Dresdner ein ähnliches Sammel- und Recyclingsystem bereits in ausgewählten Kitas aufgebaut.

Fokus auf „datengetriebenen Recyclingansätzen“

Dabei versteht sich Holypoly aber als vermittelnde Agentur, nicht als Auftragsfertiger: Auch im neuen Technikum werden die Dresdner allenfalls Kleinserien aus Plasteabfällen fertigen, um die Machbarkeit neuer Kreislauf-Prozesse zu erproben. Ansonsten konzentrieren sie sich aber auf die Konzeptentwicklung, Beratung und Prototypenfertigung. Der Fokus von Holypoly liege dabei vor allem auf „datengetriebenen Recyclingansätzen“, sagt Pflüger.

Auch Helmholtz Freiberg forscht an datenorientiertem Recycling – aber mit Elektronikschrott

An datengetriebenen Wiederverwertungs-Konzepten arbeitet in Sachsen unter anderem auch das Helmholtz-Institut für Ressourcentechnologie (HIF) in Freiberg. Die Helmholtz-Forscher haben sich allerdings mehr auf Elektronik-Schrott, den sie mit modernen Sensoren, Kameras, Robotern und Künstlicher Intelligenz wieder in die Produktionskreisläufe einschleusen wollen. Dafür plant das HIF nun auch eine „Flexiplant“ in Freiberg – ebenfalls ein Technikum, aber eben mit anderen Anlagen und anderem Abfall-Fokus als die „Closed-Loop-Factory“ in Dresden.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Holypoly, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt