Auftragsfertiger gehört zu den Robotron-Nachfolgebetrieben und wird nun 30 Jahre alt
Dresden, 23. September 2023. Der Gehäusebauer „Cooolcase“, der 1993 aus den Überresten des Robotron-Computerkombinats hervorging, will seine Fabrik in Dresden-Reick mittelfristig ausbauen. Das hat Geschäftsführer Christian Michel zum 30-jährigen Firmenjubiläum angekündigt. Die Auftragslage sei gut, viele neue Projekte rings um die Energiewende haben in jüngster Zeit die Auftragsbücher gefüllt. Allein in den vergangenen zwei Jahren sei das Unternehmen um 20 Prozent gewachsen.
In neue Laserschweißtechnik investiert
Deshalb hatte Michel zuletzt noch einmal drei Millionen Euro in seine Fertigungskapazitäten investiert. So schaffte „Cooolcase“ einen neuen Laserschweißer der Leistungsklasse sechs Kilowatt an, den Michel zum Firmenjubiläum offiziell gestartet hat. „Nach dem Hochfahren der Anlage soll im Frühjahr 2024 die Kapazität im Laserschweißen noch einmal verdoppelt werden“, kündigte Michel senior an. „Es gibt Kundenanfragen und Verträge, die eine solche Entscheidung rechtfertigen.“
Wechselvolle Nachwende-Geschichte einer Robotron-PC-Fabrik
Die Wurzeln von Cooolcase reichen bis auf eine PC-Fabrik zurück, die Robotron zu DDR-Zeiten an der Bodenbacher Straße in Dresden-Seidnitz eingerichtet hatte. Daraus entstanden nach der Wende unter anderem die private Computerfirma „Compedd“ und dann „Computer Elektronik Dresden“ (CED) sowie der Werkzeugbauer WFA. Der gelernte Maschinenbauer und Jugendreferent Christian Michel übernahm die Werkzeugbau-Sparte und führte sie ab dem 1. Oktober 1993 unter den neuen Namen „GSW Automation“. Derweil ging die Computer-Fabrik nebenan an die Schäfer-Gruppe über, in den Gehäusebau eine wachsende Rolle im Vergleich zur PC-Endmontage spielte. Die neuen Eigner setzten 1996 Christian Michel als Geschäftsführer der „Schäfer Gehäusebau GmbH“ in Dresden ein. Schäfer verlagerte die Fabrik nach der Jahrtausendwende aus Seidnitz in den Dresdner Stadtteil Kaditz.
Vor allem durch die Konkurrenz aus Asien geriet die Computer-Fabrik aber immer mehr unter Druck und stand zeitweise vor dem Aus. In dieser Situation übernahm dann aber Michel den Betrieb komplett als Eigentümer und firmierte sie 2009 in Cooolcase um. Diese Firma ging zwar nach einem stornierten Großauftrag 2015 pleite, doch ein Jahr später gelang doch wieder ein Neustart. Michel verlagerte das Unternehmen schließlich Ende 2019 in Mietwerkhallen nach Dresden-Reick.
Vom Paket-Butler bis zur Akku-Baugruppe
Derweil spezialisierte sich Cooolcase als Auftragsfertiger für anspruchsvolle und teils auch neuartige Gehäusekonstruktionen. Die Dresdner fertigten unter anderem den Paket-Butler für die Telekom und DHL, aber auch viele Serverschränke für den wachsenden Rechenzentren-Markt und viele Spezialanfertigungen. Zu den jüngeren Projekten gehörten unter anderem Baugruppen für Stromspeicher, Wechselrichter-Gehäuse für Solaranlagen und neue Wasserspender-Konstruktionen, die Glas- statt Plasteflaschen verwenden.
Unternehmen setzt auch auf Zuwanderer
Cooolcase hat zwar die alten Spitzenwerte der PC-Fabrik in Kaditz, die für bis zu 700 Arbeitskräfte ausgelegt war, nicht wieder erreicht. Die Belegschaft umfasst nun aber 120 Beschäftigte. Cooolcase hat in der Vergangenheit unter anderem auch immer wieder Unteraufträge an die Weißiger Behindertenwerkstätten vergeben, setzt gegen den Fachkräfte-Mangel aber auch auf Zuwanderer.
Generationswechsel an der Unternehmensspitze im Gange
Und derweil ist an der Unternehmensspitze ein Generationswechsel im Gange: „Mit Melinda Krusemark und Marvin Michel sind zwei Kinder des Ehepaares Kerstin und Christian Michel in den aktiven Prozess der Unternehmensnachfolge eingestiegen“, berichtete Michel senior. „Damit ist die Zukunft von Cooolcase als Familienunternehmen gesichert.“
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Cooolcase, Oiger-Archiv, LHD, Linkedin
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