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Umsatz der größten Chip-Foundries schrumpft um 1,1 %

Blick in eine Chipfabrik vom Samsung. Die Koreaner gehören zu den Treibern in der Mikroelektronik-Industrie. Foto. Samsung

Blick in eine Chipfabrik vom Samsung. Die Koreaner gehören zu den Treibern in der Mikroelektronik-Industrie. Foto: Samsung

Trendforce: Schwächelnde Nachfrage für Konsumelektronik, Autobau und Industrie treffen aufeinander

Taipeh, 24. September 2023. Der Umsatz der weltweit größten Chip-Auftragsfertiger („Foundries“) ist im zweiten Quartal 2023 um 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal geschrumpft. Das hat das taiwanesische Marktforschungs-Unternehmen „Trendforce“ aus Taipeh mitgeteilt. Die Analysten rechnen allerdings mit einer Erholung in diesem Sektor gegen Jahresende.

Weniger Aufträge im Spitzensegment

Gründe für den jüngsten Umsatzrückgang seien die schwächelnde Nachfrage aus mehreren Sektoren auf einmal: „Die Nachfrage nach Basiskonsumgütern wie Smartphones, PCs und Notebooks schleppend, was zu einem anhaltenden Rückgang bei der Nutzung teurer, hochmoderner Herstellungsverfahren führt“, erkläre die Trendforce-Experten. Dies wiederum schwäche vor technologisch führende Foundries wie TSMC, deren Umsätze zuletzt um 6,4 Prozent geschrumpft waren. „Gleichzeitig unterliegen traditionell stabile Sektoren – Automobilindustrie, Industriesteuerung und Server – einer Bestandskorrektur“, heißt es weiter in der Analyse. Beispiele dafür sind Volkswagen und andere kriselnde deutsche Automobilbauer. „Das Zusammentreffen dieser Trends hat zu einem anhaltenden Rückgang der zehn größten Halbleiterhersteller der Welt geführt.“

Die Umsätze und Marktanteile der 10 weltweit führenden Halbleiter-Auftragsfertigern im Vergleich. Tabelle: Trendforce

Die Umsätze und Marktanteile der 10 weltweit führenden Halbleiter-Auftragsfertigern im Vergleich. Tabelle: Trendforce

Neues iPhone dürfte in Foundry-Branche für Impulse sorgen

Gerade beim Branchenprimus TSMC, der gerade den Bau seiner ersten europäischen Mega-Fab in Dresden vorbereitet, sieht Trendforce jedoch Grund für Optimismus: „ Da der jüngste Produktionszyklus des iPhones starken Rückenwind bietet, rechnet der Halbleiterriese mit einem Anstieg der Nachfrage nach entsprechenden Komponenten. Darüber hinaus wird die Einführung des kostspieligen, aber revolutionären 3-nm-Prozesses ihr finanzielles Debüt geben und für den dringend benötigten Aufschwung sorgen, um die Stagnation bei ausgereiften Prozessen auszugleichen. Infolgedessen scheint sich die Umsatzlandschaft von TSMC im dritten Quartal nicht nur zu stabilisieren, sondern ist auch auf eine mögliche Erholung vorbereitet“, heißt es im Bericht. Diese Annahme wird auch durch jüngere Berichte gestützt, laut denen sich Apple angeblich die komplette Jahresproduktion an 3-Nanometer-Chips von TSMC gesichert haben soll.

Ein Psiquantum-Wafer in der Globalfoundries-Produktion. Foto: Globalfoundries

Ein Psiquantum-Wafer in der Globalfoundries-Produktion. Auch solche Spezialaufträge entkoppeln das Unternehmen ein Stück weit von den üblichen Marktschwankungen. Foto: Globalfoundries

Globalfoundries hat sich durch langfristige Spezialaufträge abgesichert

Zu den wenigen Ausnahmen im Schrumpfquartal gehörte Samsung: Das Foundry-Geschäft der Südkoreaner legte sogar um über 17 Prozent zu. Derweil hat sich Globalfoundries als Drittplatzierter in der Top 10 gefestigt: Das US-Unternehmen, das unter anderem auch in Dresden produziert, hat sich ein Stück weit von den allgemeinen Marktturbulenzen abgekoppelt: „Globalfoundries verfügt über die Fähigkeit, sich in Form langfristiger Verträge in speziellen Nischen – von der US-amerikanischen Luft- und Raumfahrtindustrie über Verteidigung bis hin zum Gesundheitswesen – sowie langfristigen Vereinbarungen für die Automobilbranche zu stabilisieren“, betonen die Trendforce-Analysten. „Diese Verträge festigen nicht nur die Stellung von Globalfoundries, sondern untermauern auch effektiv seine Kapazitätsauslastung.“ Daher sein beim Drittplatzierten vorerst weiter stabile Umsätze zu erwarten.

Die in Shanghai beheimatete SMIC gehört inzwischen zu den größten Chip-Foundries weltweit und ist auch technologisch nicht mehr weit vom Weltstand entfernt. Abb.: SMIC

Die in Shanghai beheimatete SMIC gehört inzwischen zu den größten Chip-Foundries weltweit und ist auch technologisch nicht mehr weit vom Weltstand entfernt. Abb.: SMIC

Chinesische SMIC holt weiter auf

Interessant ist auch ein Blick auf die Nummer 5 in der Liste der weltweit größten Halbleiter-Foundries: Die chinesische „SMIC“ gewinnt zunehmend an Umsatz, technologischen Fähigkeiten und vor allem Gewicht im innerchinesischen Markt. „Der Schwerpunkt liegt hier auf dem Dreh- und Angelpunkt ,Made in China’“, meint Trendforce. „Das robuste Umsatzwachstum von SMIC wird in erster Linie durch inländische Substitutionen bei Spezialchips angetrieben.“ Hintergrund sind der Wirtschaftskrieg und die Boykotte der USA gegen China. Die führen dazu, dass „nationale Champions“ wie Huawei nicht mehr wie andere Smartphone- und Netzwerk-Unternehmen ihre Chips weltweit einkaufen können. Daher investieren die Chinesen nun stärker als zuvor in ihre eigene Mikroelektronik, die anscheinend seit den ersten Trump-Handelskriegen einen Teil der Rückstände zu Taiwan, den USA und Südkorea wett gemacht hat. Vorreiter ist hier vor allem die SMIC-Foundry, die anscheinend inzwischen auch den 7-Nanometer-Prozess in den Griff bekommen hat. Damit wäre der Abstand zum weltweiten Primus TSMC auf nur noch etwa zwei Generationen geschrumpft.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Trendforce, Oiger-Archiv,Techinsights, Golem

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt