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Sachsenenergie will Wasser-Pipeline in die Lausitz ziehen

Kältetransfers mit pumpbarem Flüssigeis gelten als interessanter Ansatz, um Ökostromspitzen sinnvoll zu verwerten. Foto: Heiko Weckbrodt

Ohne genug Wasser sind viele Industrieansiedlungen gar nicht möglich. Foto: Heiko Weckbrodt

Elbtal soll mögliche Chipfabrik-Ansiedlungen mitversorgen

Dresden/Cottbus, 2. März 2022. Für eine große Fernwasser-Leitung vom Elbtal in die Lausitz hat Sachsenenergie-Chef Frank Brinkmann während einer Infrastruktur-Konferenz in Cottbus plädiert. Dies sei auch mit Blick auf mögliche Chipfabrik-Ansiedlungen in den Kohle-Revieren geboten, betonte der Vorstandschef des in Dresden ansässigen Energieversorgers.

Frank Brinkmann. Foto: Sachsenenergie

Frank Brinkmann. Foto: Sachsenenergie

In den Lausitzer Kohlerevieren drohe ein „akuter werdendes Problem einer zukunftsfähigen Wasserinfrastruktur“, argumentierte Brinkmann. „Das haben viele gar nicht richtig im Blick“, erklärte er mit Blick auf den bevorstehenden Strukturwandel in der Lausitz nach dem Braunkohle-Ausstieg.

Wegen des hohen Automatisierungsgrades wirkt der Globalfoundries-Reinraum nicht so wuselig wie andere Chipfabriken. Hier ein Blick auf die Lithografie, in der die Chipstrukturen auf den Wafern belichtet werden. Foto: Karin Raths, Globalfoundries Dresden

Auch Chipfabriken haben einen hohen Wasserverbrauch. Hier ein Blick in den Reinraum von Globalfoundries. Foto: Karin Raths, Globalfoundries Dresden

Viele Industrieansiedlungen ohne starken Wassernachschub kaum möglich

Die kleinteilige Struktur aus rund 48 Wasserverbänden genüge derzeit noch, um den aktuellen Bedarf zu decken, nicht aber für die Zukunft und vor allem für eine wirtschaftliche Entwicklung, erläuterte der Sachsenenergie-Chef. Denn Industrieansiedlungen seien heute sehr abhängig von einer großvolumigen Wasserbelieferung. Das gilt für Elektroauto-Fabriken wie die von Tesla in Grünheide ebenso wie für große Elektrolyseure für die Wasserstoff-Gewinnung, Akkufabriken oder Halbleiterwerke wie jene, die Intel in Europa bauen will. Ein stabiler und leistungsstarker Wassernachschub sei „eine entscheidende Voraussetzung zum Beispiel für den Ausbau der wasserintensiven Chipproduktion“. Es gehe darum, den Erhalt und die Weiterentwicklung von „Silicon Saxony“ auf eine solide Basis zu stellen. Daher möchte Sachsenenergie eine Fernwasserversorgung vom Elbtal über Bischofswerda in die Landkreise Görlitz und Bautzen aufbauen, „so wie dies bei Gas und Strom bereits funktioniert“.

In der Wasser-, Energie- und Pflanzenfabrik der "Zukunftsfabrik Lausitz" sollen künftig modernste Technologien und Prinzipien der Kreislaufwirtschaft im Realmaßstab kombiniert und dabei vorhandene Kompetenzen und Infrastrukturen in der Lausitz genutzt werden Foto: Fraunhofer IKTS

In einer kombinierten Wasser-, Energie- und Pflanzen-Zukunftsfabrik in der Lausitz wollten Fraunhofer-Forscher neue Ressourcen-Kreisläufe auch für Wasser erproben. Visualisierung: Fraunhofer IKTS

Auch Fraunhofer sieht im Wasser ein Fokusthema für die Lausitz

Auch das Dresdner Fraunhofer-Keramikinstitut IKTS hatte die künftige Wasserversorgung in der Lausitz als besondere Herausforderung benannt und wollte ursprünglich ein Wassertechnologie-Großforschungszentrum in der Region bauen. Das Projekt schaffte es aber nicht ins Finale der Fördergeldvergabe von Bund und Land.

Ökostrom aus Sachsen für elektrischen Bahnverkehr Dresden-Görlitz einsetzen

Derweil sprach sich Brinkmann außerdem für mehr Tempo bei der Elektrifizierung der Eisenbahnstrecke zwischen Dresden und Görlitz aus. Und auch hier sucht der Sachsenenergie-Vorstand nach neuen Betätigungsfeldern in der Lausitz. Sein Vorschlag: „Durch den Bau eines Umrichterwerks in Pommritz südöstlich von Bautzen würde die Errichtung einer über 50 Kilometer langen neuen Hochspannungsleitung entfallen“, argumentierte er. „Bürgerproteste ließen sich vermeiden, die Akzeptanz in der Bevölkerung sollte steigen. Zudem könnte Strom aus Erneuerbaren Energien nahe zum Erzeugungsgebiet direkt für den Verbrauch eingespeist werden. All dies würde die Chancen für eine zeitnahe Realisierbarkeit des Vorhabens deutlich steigern.“ Letztlich habe es auch wenig Sinn, den vor Ort in der Lausitz ökologisch erzeugten Strom nach Westen zu transportieren, um ihn dann wieder in den Osten zum Betrieb der Bahnstrecke zurückfließen zu lassen.

Autor: hw

Quelle: Sachsenenergie

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt