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„Natriumchlorid“: Neuer „Dezernat Q“-Thriller von Jussi Adler-Olsen

Umschlag von Jussi Adler Olsen: "Natriumchlorid". Abb.: dtv

Umschlag von Jussi Adler Olsen: „Natriumchlorid“. Abb.: dtv

Selbsternannter Racheengel meuchelt sich durch die Dekaden

Durch Zufall und Corona gerät das eigentlich für Uralt-Kriminalfälle zuständige „Dezernat Q“ der Kripo Kopenhagen an eine Reihe von nichtnatürlichen Todesfällen, die auf den ersten Blick kaum etwas miteinander zu tun haben und teils wie Suizide oder Unglücksfälle wirken. Doch auf den zweiten Blick entdecken Carl Mørk und sein Team doch einen gemeinsamen Nenner: kleine Salzhäufchen am Ort des Geschehens. Und als sie tiefer graben, graben sie auf einen selbst ernannten Racheengel und eine ganze Serie fast perfekt getarnter Ritualmorde, die bis zu einem Blitzschlag in den 80er Jahren zurückführt. All dies erzählt der dänische Starautor Jussi Adler-Olsen in seinem neuesten Krimi „Natriumchlorid“, der nun auch in Deutschland erschienen ist.

Das Rezept für einen Pager-Turner: Religiöser Wahn, Corona und Eliten-Kritik mit einer Prise Salz angemischt

Auf eines kann man sich bei Jussi Adler-Olsens Büchern recht gut verlassen: Sie sind zumeist sehr spannend geschrieben, sind echte „Page Turner“, wie es im Englischen so schön heißt: Wer einmal angebissen hat, frisst sich im Affentempo durch die Seiten. Und das ging zumindest mir auch mit dem „Natriumchlorid“ wieder so. Dabei lebt das Buch gleichermaßen von den Charakterskizzen seiner skurrilen Akteure mindestens ebenso wie von der kriminalistischen Story.

Der dänische Krimiautor Jussi_Adler-Olsen. Foto: Tine Harden via dtv

Der dänische Krimiautor Jussi_Adler-Olsen. Foto: Tine Harden via dtv

Und wie so oft in seinen Büchern greift der Autor wieder soziale und politische Themen auf, die Dänemark und ganz Europa gerade besonders bewegen. Zum einen lenkt Adler Olsen den Blick auf das moralische Versagen von Teilen der dänischen „Elite“ und den daraus erwachsenden Folgen für das Miteinander im Lande. Und kaum überraschend ist auch Corona in seinem neuen Salzthriller stark präsent. Dabei spart er nicht mit kritischen Tönen auch an den Kollateralschäden von Lockdowns: Vereinsamung, Arbeitsunfähigkeit, Isolierung, die in seinen Büchern manchen Menschen zu Verzweiflungstaten verleiten.

Mørk in die Enge getrieben

Und ohne zuviel herumzuspoilern, sei schon einmal verraten: Der brummige, menschenscheue Kommissar Carl Mørk wird in „Natriumchlorid“ erneut von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt und diesmal ganz schön in die Enge getrieben. Der Cliffhanger zum Ende hin lässt vermuten, dass sich Jussi Adler-Olsen schon allerlei Ideen für das nächste Buch zurechtgelegt hat…

Kurzüberblick

  • Autor: Jussi Adler-Olsen
  • Titel: „NATRIUM CHLORID . Der neunte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q“
  • Genre: Krimi
  • Ãœbersetzung: Aus dem Dänischen von Hannes Thies
    Umfang: 528 Seiten
  • Deutsche Ausgabe: dtv, 2021
  • ISBN: 978-3-423-43919-0
  • Preis: 22 Euro (E-Buch) bzw. 25 Euro (Harteinband)
  • Leseprobe: hier

Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt

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