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Prototypen von Faustkeil bis Fleischformel

Karl-Hans Janke, Weltall-Kugel-Trajekt „Terra Venussa“, undatiert, Bleistift, Kugelschreiber, Farbstifte, 30 x 84 cm, Museum Karl-Hans Janke, Rosengarten e. V. Wermsdorf, Bildrechte: VG BILD-KUNST Bonn, 2021 (via Städtische Galerie Dresden)

Karl-Hans Janke, Weltall-Kugel-Trajekt „Terra Venussa“, undatiert, Bleistift, Kugelschreiber, Farbstifte, 30 x 84 cm, Museum Karl-Hans Janke, Rosengarten e. V. Wermsdorf, Bildrechte: VG BILD-KUNST Bonn, 2021
(via Städtische Galerie Dresden)

Städtische Galerie Dresden assoziiert 35 Bilder, Skulpturen, Installationen, Vasen und andere Prototypen aus Kunst und Technologiegeschichte

Dresden, 18. September 2021. „Prototypen“ assoziieren die Meisten sicher mit technologischen Dingen: Das mag ein erstes Auto unter Millionen sein oder die erste – womöglich noch etwas unbeholfene – Formwerdung einer wissenschaftlich-technischen Erfindung. Im ursprünglichen altgriechischen Wortsinn ist der Prototyp der erste Hammerschlag, der erste Abdruck, den der Schmied auf einem neuen Schwert oder Hufeisen hinterlässt. Von dort ist der Bückenschlag zur Kunst nicht mehr weit: Auch der erste Linolschnitt kann ein Prototyp sein – und das Bild etwas Prototypisches zeigen. So ist es auch mit der neuen Ausstellung „Prototypen – Muster und Vision“, die ab 18. September 2021 in der „Städtischen Galerie Dresden“ zu sehen ist.

Jan Brokof, Canibal Politics: Fleischformel, 2020, Farbholzschnitt, 65 x 43 cm. Foto: Städtische Galerie Dresden, Philipp WL Günther

Jan Brokof, Canibal Politics: Fleischformel, 2020, Farbholzschnitt, 65 x 43 cm. Foto: Städtische Galerie Dresden, Philipp WL Günther

Andreas Hildbrandt ist Kurator und Künstler in Personalunion

Kuratiert durch den Maler Andreas Hildbrandt zeigen dort neben Hildebrandt selbst weitere 21 Künstler aus seinem künstlerischen Umfeld ihre prototypischen Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen und Installationen. Viele dieser Werke lassen einen breiten Interpretationsspielraum in diesem Kontext, oft schimmert die technologische Assoziation durch. Jan Brokof zum Beispiel zeigt seine „Fleischformel“ und das heimcomputergrafisch anmutende Werk „No Way to Rio“.

Jan Brokof, Canibal Politics: No Way to Rio, 2020, Farbholzschnitt, 78 x 107 cm Foto: Städtische Galerie Dresden, Philipp WL Günther

Jan Brokof, Canibal Politics: No Way to Rio, 2020, Farbholzschnitt, 78 x 107 cm. Foto: Städtische Galerie Dresden, Philipp WL Günther

Den bunten Beton-Epoxidharz-Würfel von Johannes Makolies wiederum mag man als das ausgegrabene Artefakt einer längst untergegangenen Hochkultur interpretieren und die „Dredder“-Kunststoffskulptur von Martin Böttger als geschmolzenes Relikt eines abgestürzten Raumschiff-Prototypen. Und Karl-Hans Jankes Weltraum-Kugel Trajekt „Terra Vernussa“ wirkt wie eine Neuinterpretation von Da Vincis Prototypen- und Anatomie-Zeichnungen an.

Johannes Makolies, Columns IV/V, 2020, Beton, Epoxidharz, Fundstücke, 30 x 30 x 30 cm, Foto: Tom Dachs (via Städtische Galerie Dresden)

Johannes Makolies, Columns IV/V, 2020, Beton, Epoxidharz, Fundstücke, 30 x 30 x 30 cm, Foto: Tom Dachs (via Städtische Galerie Dresden)

Insgesamt umfasst die Ausstellung 35 Exponate, darunter neben den künstlerischen Exponaten auch ein Faustkeil, eine Tausende Jahre alte Kugelamphore und andere Artefakte, die prototypisch für wichtige Innovationen in der Menschheitsgeschichte stehen.

Faustkeil, Alter: etwa 40.000-110.000 Jahre, Feuerstein, 11 x 7,6 x 2,4 cm Fundort: Lössen/Schkopau, Saalekreis, Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) Foto: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Andrea Hörentrup (via Städtische Galerie Dresden)

Faustkeil, Alter: etwa 40.000-110.000 Jahre, Feuerstein, 11 x 7,6 x 2,4 cm
Fundort: Lössen/Schkopau, Saalekreis, Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale)
Foto: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Andrea Hörentrup (via Städtische Galerie Dresden)

„Alternative Betrachtung künstlerischer Innovationen“

„Die Ausstellung soll das Netz von Quellen und formalen Interessen des Künstlers, seine Wahrnehmungen und deren Verknüpfungen auf dem Weg zur bildnerischen Arbeit erfahrbar machen“, heißt es in einer Erläuterung der Städtischen Museen Dresden. Der Kurator bringe hier Kunstwerke „mit technisch-funktionalen, historischen, theoretischen, volkskünstlerischen und sogar biologisch bestimmten Formen in einen Zusammenhang. Das Erkennen sinnlicher Zusammenhänge in diesem Spannungsfeld inhaltlicher Verbindungslinien sowie das Erzeugen und Hinterfragen assoziativer Bezüge soll den Blick für eine alternative Betrachtung künstlerischer Innovationen öffnen“.

Kurzüberblick

Ausstellungstitel:

„Prototypen – Muster und Vision“

Kurator:

Andreas Hildebrandt

Ort:

Städtische Galerie Dresden, Wilsdruffer Straße 2 (Eingang Landhausstraße), 01067 Dresden

Öffnungszeiten:

18. September 2021 bis 9. Januar 2022, dienstags bis sonntags 10-18 Uhr, freitags 10-19 Uhr, montags geschlossen

Eintritt:

5 Euro / ermäßigt 4 Euro, Gruppen ab 10 Personen 4,50 Euro, Freitag ab 12.00 Uhr Eintritt frei

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: Städtische Museen Dresden

Aus dem Begleitprogramm:

(Quelle; Städt. Galerien Dresden)

KURATORENFÃœHRUNGEN
MI 22.09.2021, 16.00 Uhr und DO 06.01.2022 , 18.00 Uhr, mit Andreas Hildebrandt und Johannes Schmidt

KURZFÃœHRUNGEN

DO 23.09., 30.09., 07.10., 14.10., 21.10., 28.10.2021, jeweils 11.00 Uhr, mit Dr. Stephan Weber

ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN

SO 26.09., 10.10., 21.11., 19.12.2021, jeweils 11.00 Uhr, Führung mit Dr. Stephan Weber

MI 29.09.2021, 16.00 Uhr und FR 07.01.2022, 16.00 Uhr
Prinzip des Prototyps – Grundprinzipien für Gestaltung
Führung mit Johannes Schmidt

KÜNSTLERGESPRÄCHE
Prototypisches Muster oder visionäre Verkörperung?
Andreas Hildebrandt und Johannes Schmidt im Gespräch mit Künstlerinnen und Künstlern der Ausstellung:
I. DO 30.09.2021, 18.00 Uhr mit Susan Donath und Theo Boettger
II. MI 01.12.2021, 18.00 Uhr mit Jan Brokof und Paule Hammer

THEMATISCHE RUNDGÄNGE

DI 12.10.2021, 18.00 Uhr, „Vorgeschichtliches Design oder überzeitliche Urtypen der Gestaltung?“ Dr. Alfred Reichenberger vom Museum für Vorgeschichte in Halle (Saale) stellt die Hallenser Leihgaben im Zusammenhang der Ausstellung vor.

DO 18.11.2021, 18.00 Uhr, Künstlerische und technische Prototypen (K. H. Janke – Zwischen „wahnhaftem Erfinden“ und künstlerischer Forschung). Julien Rathje vom Ausstellungsraum Karl Hans Janke (Rosengarten e. V. Wermsdorf) stellt das Werk Jankes im Zusammenhang der Ausstellung vor.

KUNSTimPULS

MI 17.11.2021, 17.00 bis 20.00 Uhr, Workshop für Erwachsene, mit Andreas Hildebrandt und Claudia Meusel. Nach dem gemeinsamen Ausstellungsbesuch mit dem Künstler und Kurator Andreas Hildebrandt können Sie unter seiner Anleitung selbst in Aktion treten. Spielen Sie mit urwüchsigen Formen, Wiederholungen und Überlagerungen. Probieren Sie künstlerische Drucktechniken aus und lassen Sie eigene Muster entstehen. Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung bis 15.11. unter service@museen-dresden.de

Landhaus im Blick: DO 25.11.2021, 18.00 Uhr, Inklusive Führung durch die Ausstellung mit Gebärdensprachdolmetscherin

Landhaus digital: MO 29.11.2021, 18.00 Uhr, Digitale Führung durch die Ausstellung mit Johannes Schmidt

Vermittlungsangebot für Schulklassen: www.galerie-dresden.de.

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt