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Helmholtz Dresden will Corona mit Krebs-Suchzellen zerstören

Speziell designte Antikörper sollen dem Immunsystem im Kampf gegen Krebs und Corona auf die Sprünge helfen. Die Vision: Die künstlich hergestellten Proteine docken an die Oberfläche von Immunzellen an. Das andere Ende des Antikörpers bindet an die Krebs- oder Coronazellen und lenkt so die bis dahin untätigen Abwehrkräfte zum Tumor. Visualisierung: HZDR / Sahneweiß / Kjpargeter, Freepik

Speziell designte Antikörper sollen dem Immunsystem im Kampf gegen Krebs und Corona auf die Sprünge helfen. Die Vision: Die künstlich hergestellten Proteine docken an die Oberfläche von Immunzellen an. Das andere Ende des Antikörpers bindet an die Krebs- oder Coronazellen und lenkt so die bis dahin untätigen Abwehrkräfte zum Tumor. Visualisierung: HZDR / Sahneweiß / Kjpargeter, Freepik

Sachsen gibt zwei Millionen Euro für Forschungsprojekt, das in der ersten Stufe bessere und sichere Corona-Testgeräte ermöglichen soll.

Dresden-Rossendorf, 31. Juli 2020. Ursprünglich hatten die Forscher um Prof. Michael Bachmann vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) winzig kleinen Suchsysteme entwickelt, um Tumorzellen aufzuspüren und wie mit einer Nanobombe zu zerstören. Nun wollen sie diese Technologie auch gegen das neue Corona-Virus aus China einsetzen. Dieses Forschungsprojekt „Immuntheranostik zur Therapie, Bildgebung und Schnelldiagnostik von Viruserkrankungen: Covid-19“ soll sofort starten. Der Freistaat Sachsen schießt zwei Millionen Euro zu.

Zuerst heften sich die Antikörper an die Krenszelle (rot) an. Im Schlepptau haben sie speziell kodierte PNA-Molekül-Hälften. Die locken dann radioaktive Sonden (die runden Radioaktiv-Symbole am Bildrand) an, die die dazu passenden anderen Molekülcodes tragen. Abb.: HZDR/Pfefferkorn

Eine Vision für die Zukunft: Zuerst heften sich die Antikörper an die Krebszelle (rot) oder die Corona-infizierte Zelle an. Im Schlepptau haben sie speziell kodierte Moleküle. Die locken dann radioaktive Sonden (die runden Radioaktiv-Symbole am Bildrand) an, die die dazu passenden anderen Molekülcodes tragen. Abb.: HZDR/Pfefferkorn

Designer-Antikörper docken an Zielzellen an

„In den letzten drei Jahrzehnten haben wir modulare, rekombinante Antikörperderivate entwickelt, die ähnlich wie ein Legostein funktionieren“, berichtet der Direktor des HZDR-Instituts für radiopharmazeutische Krebsforschung. „Das eine Ende unserer Antikörper passt perfekt an ein Oberflächenmolekül bestimmter Zellen – in unserem Fall normalerweise von Krebszellen – und das andere an Strukturen in der Membran von Immunzellen.“ Diese Suchsysteme sollen dadurch in Zukunft selbst kleine Metastasen finden, wenn ein Tumor seine Zellen bereits im Körper zu verstreuen beginnt. Die Vision: Einmal angeheftet, können die Ersatz-Antikörper die Krebszellen vernichten, indem sie beispielsweise eine körpereigene Immunreaktion auslösen. Perspektivisch ist auch die Möglichkeit angedacht, winzig kleine Medizin- beziehungsweise Strahlendosen an der zu bekämpfenden Zelle freizusetzen.

Nanosensoren für sicheren digitalen Corona-Text geplant

Das Prinzip wollen die Helmholtz-Forscher nun auf Infektionskrankheiten anwenden. Bei Gelbsucht des Typs C hat das schon geklappt, nun möchten sich die Wissenschaftler Corona vorknöpfen. Außerdem planen sie, ihre Antikörpermodule auch mit Nanosensoren zu bestücken, um schneller und sicherer als bisher eine Corona-Infektion diagnostizieren zu können. .„Da es sich um eine digitale Methode handelt, würde das auch das Ansteckungsrisiko für das medizinische Personal verringern, da die Ärzte beim Abstrich im Rachenbereich nicht dem Hustenreflex und somit der möglichen Tröpfcheninfektion ausgesetzt wären“, betonte Michael Bachmann. „Unsere Vision ist ein individuelles Messgerät ähnlich einem Fieberthermometer oder Blutzuckermessgerät, das nach kurzer Messzeit digital anzeigt, ob eine akute, überstandene oder gar keine Infektion vorliegt.“

Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow vor dem Fraunhofer CNT 2.0. Foto: Heiko Weckbrodt

Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow. Foto: Heiko Weckbrodt

Minister Gemkow hofft auf System, um schneller über Quarantäne zu entscheiden

Auch Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) setzt große Hoffnungen in die innovativen Nanosysteme aus Rossendorf: „Neben dem Bezug zur aktuellen Corona-Pandemie können die Ergebnisse wesentlich dazu beitragen, künftige Pandemien zu bewältigen und zum Beispiel auch die Krebsforschung zu stärken. Möglich ist zudem, dass wirtschaftliche Ausfälle, wie wir sie als Folge der Corona-Krise erfahren, allein dadurch verringert werden, dass schneller entschieden werden kann, ob Patienten in Quarantäne geschickt werden müssen.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: HZDR, SMWK

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt