
Das Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS) Dresden hat für den Kampf gegen Corona ein Gesichtsschild entwickelt, der mit Lasern rasch und in einem Zuge aus einer Folien herausgeschnitten werden kann. Foto: IWS Dresden
Dresdner IWS-Forscher entwickeln Laserschnittmuster, um Gesichtsschilde ohne langsamen 3D-Druck in Massen zu produzieren.
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Dresden, 8. April 2020. Institute, Technologiefirmen und andere Engagierte haben zwar binnen weniger Tage mit 3D-Druckern und Laser-Schneidanlagen eine eigene Dresdner Produktion von Gesichtsvisieren aufgebaut, damit sich Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger in der Corona-Krise besser schützen können. Allerdings ist diese Produktionsmethode recht zähe: Jedes im 3D-Drucker erzeugte Bauteil braucht im Schnitt über eine Stunde, bis es fertig ist. Nun verpasst Fraunhofer Dresden der Gesichtsschild-Produktion einen Profi-Turbo.
500 Visiere pro Schicht möglich
Das Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS) Dresden hat dafür ein Laserschnittmuster entwickelt. „Damit lässt sich ein komplettes Gesichtsvisier aus einer Folie schneiden“, informierte IWS-Wissenschaftlerin Annett Klotzbach. „In einer Acht-Stunden-Schicht sind etwa 500 Visiere möglich.“ Gegenüber der 3D-Druckerei sei dies eine „deutliche Beschleunigung“.
Prototypen für Klinik in Pirna
Inzwischen haben die Fraunhofer-Forscher die ersten Prototypen des neuen Gesichtsschildes an die Helios-Kliniken in Pirna übergeben. Weitere Gratis-Visiere bekommt als nächstes das Uniklinikum Dresden, kündigte Annett Klotzbach an.
Wissenschaftsminister freut sich über seine Forscher
Über solch flexible Anti-Corona-Hilfe von Wissenschaftlern aus Dresden und dem ganzen Freistaat freute sich auch der sächsische Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU): Es sei erfreulich, wie die Partner im Forscherverbund Dresden-Concept „ganz schnell mit eigenen Maßnahmen auf die Bewältigung der Krise reagiert haben“, sagte der Minister bei einer IWS-Stippvisite.
IWS-Chef plädiert für Corona-Innovationsförderung im Mittelstand
Eine eigene Massenproduktion könne und dürfe Fraunhofer allerdings nicht aufbauen, betonte IWS-Chef Prof. Christoph Leyens bei dieser Gelegenheit. „Wir springen ein, bis die Industrie mit unserer Hilfe Möglichkeiten gefunden hat, aus eigener Kraft die dringend notwendigen Bauteile bereitzustellen“, erklärte er. Leyens plädierte daher für eine finanzielle Unterstützung des sächsischen Mittelstand, damit dieser mit Hilfe der Forschungsinstitute Innovationen vorbereiten könne – „als Sofortmaßnahme und für die Zeit nach der Krise“.
Erzgebirgischer Autozulieferer will Serienproduktion übernehmen
Derweil zeichnet sich bereits eine Großfertigung der neuen Gesichtsschilde ab: Weil die Corona-Agonie die sächsische Autoindustrie ohnehin lahmgelegt hat, fertigt das Unternehmen „Köstler“ aus Annaberg-Buchholz derzeit ohnehin schon Schutzmasken statt wie früher Fahrzeug-Textilien. Nun wollen die Köstler-Ingenieure das IWS-Rezept übernehmen und damit eine Visier-Serienproduktion starten. Dies kann aber nur gelingen, wenn sich genug PET-Transparenzfolie findet. Die nämlich ist seit dem Corona-Ausbruch in Wuhan knapp geworden – alle wollen Schutzschilde haben.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Interviews Klotzbach und Forytta, IWS Dresden, SMWK, Oiger-Archiv, Köstler
Das Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS) Dresden hat für den Kampf gegen Corona ein Gesichtsschild entwickelt, der mit Lasern rasch und in einem Zuge aus einer Folien herausgeschnitten werden kann. Foto: IWS Dresden
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