Dresdner TU-Forscher wollen extravagantes Gebäude im Frühjahr 2021 einweihen
Dresden, 30. März 2020. Das Fundament aus Kohlenstofffasern, Kies und Zement ist gegossen. Nun startet die TU Dresden den Rohbau für das weltweit erste Karbon-Haus. Das hat Sprecherin Sandra Kranich vom federführenden Institut für Massivbau mitgeteilt. Obwohl jetzt eigentlich ein Grundsteinlegung fällig gewesen wäre, haben die Forscher allerdings wegen der Corona-Krise auf eine Feier vorerst verzichtet.
Erfinder wollen Referenzobjekt für Baulöwen schaffen
Das extravagante Gebäude nahe am Fritz-Foerster-Platz soll eine neue architektonische Ära einläuten: Errichtet wird es aus kohlenfaser-verstärktem Beton, der an der Dresdner Uni entwickelt wurde. Er ist viel leichter als Stahlbeton und macht dadurch sehr filigrane Bauweisen möglich.
In sich verdrehte Karbonbeton-Schale ist Wand und Dach zugleich
„Bisher liegen wir trotz Corona im Zeitplan“, sagte Kranich. Als nächstes werde das Betonwerk Oschatz die Karbonbeton-Bauelemente für die sogenannte „Box“, den kubusartigen Haupttrakt, liefern. Danach folgen mit den Fenstern die einzigen Stahlelemente, die das Haus bekommen soll. Im Anschluss gießen Spezialisten die in sich verdrehte Karbonbeton-Schale, „die gleichzeitig die Funktion einer Wand und eines Daches hat“, so Kranich. Damit möchten die Forscher demonstrieren, welche Hingucker mit ihrem neuen Baumaterial möglich sind.
Video: Prof. Curbach erklärt die Vorteile seines Karbobetons (TUD):
Einweihung im April 2021
Wenn Corona oder andere Verzögerer nicht weiter dazwischenfunken, soll das Haus Ende 2020 baufertig sein. Im April oder Mai 2021 wollen die Forscher den Komplex einweihen und dann als Demonstrations- und Veranstaltungsort nutzen.
Neue Architektursprache, weniger Betonbverbrauch und mehr Klimaschutz
Als Vater des Karbonbetons gilt Professor Manfred Curbach, der Direktor des Dresdner TU-Instituts für Massivbau. Laut seinen Angaben müssen Wände und Decken aus Karbonbeton nur ein Achtel so dick gebaut werden wie solche aus Stahlbeton. Dies spare viel Baumaterial und schone durch die günstige Kohlendioxid-Bilanz die Umwelt. Die dünne und leichte Bauweise ermöglicht einerseits eine neue Architektursprache bei Neubauten, erlaubt aber auch die Reparatur alter Gebäude und Brücken, die mit dem schweren Stahlbeton nicht mehr zu retten wären.
Erfinder Curbach verspricht: Unser Karbonbeton hält 200 Jahre
Zudem verspricht Curbach, dass Wände aus seinem Material statt aus Stahlbeton immerhin 200 Jahre statt nur 80 Jahren halten. Karbonbeton ist aus all diesen Gründen „die größte Nachhaltigkeitsform überhaupt“. Allerdings müssen der Professor und sein Team erst noch beweisen, dass sein Karbonbeton in der Praxis hält, was er in der Theorie verspricht, und dass damit die Baukosten nicht explodieren. Insofern gilt das erste Karbonhaus der Welt, das nun in Dresden entsteht, als ein solches Referenzobjekt für Baulöwen.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: TUD, C3, Oiger-Archiv
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