In dem russischen Indie-Spiel leuchtet der letzte Kosmonaut mit einer Zeitreise-Laterne in die Vergangenheit
Russische und sowjetische Kreative haben einige Erfahrungen damit, dystopische Stimmung zu verbreiten: Man denke nur an das „Picknick am Wegesrand“ der Strugazki-Brüder oder die „Stalker“- und „Metro“-Spiele als jüngere Beispiele. In diese Linie gehört auch das nun veröffentlichte „The Great Perhaps“ des russischen Indie-Studios „Caligari Games“: eine Mischung aus Adventure und Sidescroll-Jump’n’Run, die uns in eine parallele prä- wie postapokalyptische Welt entführt.
Werbevideo (Daedalic):
Lässt sich der Zusammenbruch nachträglich abwenden?
Der Spieler schlüpft hier in den Raumanzug eines Kosmonauten mit dem programmatischen namen Kosmos. Der befindet sich gerade auf einer orbitalen Raumstation, als die Erde von einem verheerendem Sturm heimgesucht wird und fast alles Leben auf dem Planeten erlischt. Kosmos sitzt die Katastrophe in der Kälteschlafkammer aus. Nach 100 Jahren Schlaf kehrt er auf die Erdoberfläche zurück, um eine Erklärung für all dies zu finden. Was er dort zuerst entdeckt, macht alles noch rätselhafter: eine Laterne, mit der er in die Vergangenheit sehen kann. Mit der ist es sogar möglich, Dinge in der Zeit vor der Katastrophe zu verändern und zu sehen, wie dies seine eigene Gegenwart verändert. Wird es Herrn Kosmos wohl gelingen, die Erde nachträglich zu retten?
Optik im Stil sowjetischer Trickfilme
Dabei den Überblick über die Zeitebenen und die darin eingebetteten Rätsel zu behalten, ist eine der Herausforderungen von „The Great Perhaps“. Seinen ganz eigenen Reiz hat dabei die holzschnittartige 2D-Comic-Optik, die ein bisschen an Trickfilme aus Sowjetzeiten erinnert, untermalt von melancholischer Musik. Allerdings ist der Spielablauf auch eher linear – in dieser 2D-Welt sind freie Exkursionen nicht vorgesehen.
Fazit: Reduziert, aber reizvoll
„The Great Perhaps“ mag kein grafiktechnisch so aufwendiges Spiel sein wie manch 3D-Actionshooter aus russischen Landen, es handelt sich eben um die Produktion eines eher kleinen, unabhängigen Studios. Doch in der Reduzierung auf 2D und Sowjet-Optik liegt auch wieder ein besonderer Charme dieses Spiels. Auch das Spieleprinzip, mehrere Zeitebenen miteinander zu verweben, mag nicht ganz neu sein – erinnert sie hier nur an „Memoria“ oder „Deponia Doomsday“. Aber die Zeitpuzzle von „The Great Perhaps“ tragen eine ganz eigene Handschrift, in die zudem ein paar Horrorelemente einfließen. Und für einen Preis von gerade mal zehn Euro bekommt der Freund künstlerisch veredelter Spiele hier durchaus ein Bonbon präsentiert.
Kurzüberblick:
- Titel: „The Great Perhaps“
- Genre: Adventure im Stil von Sidescroll-Jump’n’Run-Spielen
- Studio: Caligari Games (Russland)
- Deutscher Publizierer: Daedalic
- Plattformen: PC (Steam), Mac und Linux
- Sprachen: Englisch oder Russisch mit deutschen Untertiteln
- Preis: 9,90 Euro
Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt
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