Sachsen sagt 100 Millionen Euro Zuschuss zu – Hoffnung auf Bundesgelder
Dresden/Großröhrsdorf, 12. Juni 2019. Eine Batteriezell-Forschungsfabrik wollen Dresdner Fraunhofer-Keramikforscher und weitere sächsische Partner in Großröhrsdorf bei Dresden ansiedeln. Dies soll den deutschen Einstieg in diese Schlüsseltechnologie für die Elektroauto-Produktion eben. Das Konsortium bewirbt sich daher nun um einen Teil der halben Milliarde Euro, die der Bund für solch eine „Forschungsfertigung Batteriezelle“ (FFB) in Deutschland ausgelobt hat. Die sächsische Regierung will bei einer erfolgreichen Bewerbung bis zu 100 Millionen Euro zuschießen und einen „hochmodernen und bezugsfertigen Gebäudekomplex in Großröhrsdorf“ bereitstellen. Das hat die Staatskanzlei heute zugesagt.
Ministerpräsident: Sachsen ist Zukunftsstandort für Elektromobilität
„In Sachsen sind Automobilwirtschaft und Wissenschaft zu Hause“, betonte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). „Die Bewerbung schafft hervorragende Voraussetzungen für die Forschung und Produktion von Batteriezellen im Freistaat. Als Zukunftsstandort für Elektromobilität kann Sachsen wertvolle Impulse für den Aufbau einer wettbewerbsfähigen Batteriezellenfertigung in Deutschland setzen.“ Er hofft, dass hier „ein europaweiter Leuchtturm für die digitalisierte und flexible Produktion von Rund- und Pouchzellen“ entsteht. Auch andere Regionen in Deutschland bemühen sich allerdings um Gelder, die der Bund ausgelobt hat. Rechnet man auch weitere versprochene Mittel hinzu, winkt aus Berlin sogar eine Milliarden-Förderung.
Batteriezellen gelten als Schlüsseltechnologie für Elektroautos
Hintergrund: Volkswagen und weitere deutsche Autokonzerne planen die Massenproduktion neuer Generationen von Elektroautos ab 2020. Dafür werden Millionen Batterien gebraucht. Die Zellen für diese Energiespeicher werden heute aber fast ausschließlich in Asien und in den USA hergestellt Deutschland hat keine eigene Batteriezell-Massenproduktion – vor allem, weil hier die Energiepreise zu hoch sind. Allerdings gibt es in der Bundesrepublik zumindest Fabriken, die aus Zellen komplette Autobatterien herstellen, zum Beispiel von Daimler in Kamenz. In Deutschland fürchten Wirtschaftspolitiker, eines Tages könnten die Interessenkonflikte zwischen hiesigen und ausländischen Autokonzernen sowie die Handelskriege der Trump-Regierung dazu führen, dass die Batteriezell-Versorgung für die deutschen Autohersteller gedrosselt oder gar abgeschnitten werden könnte. Daher strebt die Bundesregierung eine eigene Batteriezell-Produktion in Deutschland an.
Viel Batterieforschung in Dresden – aber bisher kaum Großproduktion
Das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) aus Dresden sieht gute Chancen, mit sächsischer Expertise in diesem Technologiesegment mitzumischen. Das IKTS, das IWS und weitere Fraunhofer-Institute betreiben in Dresden beispielsweise ein Energietechnikum, in der hochautomatisierte Zellproduktionen für Batterien der nächsten Generation getestet werden. Die Ingenieure arbeiten beispielsweise auch an Schwefel– und Salzbatterien, an Trockenelektroden für eine stromsparende Zellproduktion und Brennstoffzellen. Auch die erwähnte Daimler-Tochter, die TU-Ausgründung Scaba, Skeleton aus Estland, Liacon aus Itzehoe und weitere Institute und Firmen produzieren in und um Dresden Energiespeicher verschiedener Technologiepfade oder planen dies. Zudem fertigt BMW bereits E-Autos und Hybride in Leipzig. Auch starten VW Zwickau und die VW-Manufaktur Dresden (letztere fertigt bereits E-Golfs) demnächst die Massenproduktion von ID-Elektroautos.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quelle: SSK, Oiger-Archiv
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