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Skeleton steckt weitere 25 Millionen Euro in Ultrakondensator-Fabrik in Sachen

Oliver Ahlberg und Taavi-Madiberk von Skeleton zeigen ihre Ultrakondensatoren. Foto: Skeleton

Oliver Ahlberg und Taavi Madiberk von Skeleton zeigen ihre Ultrakondensatoren. Foto: Skeleton

Geld fließt in Fabrik in Großröhrsdorf und mehr Forschung

Tallinn/Großröhrsdorf, 18. April 2019. „Skeleton Technologies“ wird weitere 25 Millionen Euro in seine Ultrakondensatoren-Fabrik in Großröhrsdorf investieren. Das hat das estnische Unternehmen in Tallin dem sächsischen Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) versprochen, der mit einer Wirtschaftsdelegation zuvor Finnland und dann Estland besucht hatte. Die Belegschaft werde sich bis 2022 von 50 auf dann 545 verzehnfachen, kündigte Skeleton laut einer ministeriellen Mitteilung zudem an.

Ultrakondensatoren von Skeleton. Foto: Skeleton

Ultrakondensatoren von Skeleton. Foto: Skeleton

Ausbau liegt bisher hinter ursprünglichen Plänen zurück

Mit Schützenhilfe durch die sächsische Wirtschaftsförderung hatten sich die Esten ab 2014 in Sachsen angesiedelt. Zunächst richteten sie eine kleine Kondensator-Fertigungslinie im Technologiezentrum Bautzen ein und wollten dann 10,8 Millionen Euro in eine größere Fabrik Großröhrsdorf investieren, um 2019 auf 100 Millionen Euro Jahresumsatz zu kommen. In der Praxis allerdings zieht sich das Vorhaben in die Länge: Erst 2017 begann der Fabrikbau in Großröhrsdorf und seitdem hat Skeleton laut sächsischem Wirtschaftsministerium 6,2 Millionen Euro investiert.

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) Foto: Heiko Weckbrodt

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) Foto: Heiko Weckbrodt

Madiberk: Mit richtiger Technologie und Qualität ist Zellfertigung in Europa möglich

Dennoch zieht Skeleton-Chef Taavi Madiberk eine positive Zwischenbilanz: „Wir sind erfolgreich auf den Markt gekommen und haben dazu beigetragen, Kraftstoff zu sparen und die Emissionen von Bussen, Lastkraftwagen, Schienenfahrzeugen und Industriemaschinen zu senken“, schätzte er ein. „Wir haben gezeigt, dass die Zellfertigung in Europa durchaus möglich ist, wenn man den richtigen technologischen Vorsprung und ein positives Qualitätsmanagement hat.“ Hauptkonkurrent im Segment der Ultrakondensatoren sei derzeit der US-Elektroautohersteller „Tesla“.

Spezialisiert auf sehr schnelle Stromspeicher

Das estnische Unternehmen ist auf besondere Stromspeicher spezialisiert, die elektrische Energie sehr schnell aufnehmen und wieder abgeben können. Sie setzen dafür teilweise auch das 2D-Material Graphen und andere nanostrukturierte Materialien ein. Solche Speicher werden zum Beispiel in der Raumfahrt eingesetzt, wo die Kosten nicht das entscheidende Kriterium sind. Auch für die Rückgewinnung von Bremsenergie („Rekuperation“) in Autos sind Superkondensatoren interessant – letztlich ist das aber eine Preisfrage.

Forschen gemeinsam an Ultrakondensatoren: Prof. Dr. Ralf Rogler, Prof. Jörg Feller und Thomas Hucke (CTO Skeleton Technologies), Foto: HTW Dresden/Peter Sebb

Forschen gemeinsam an Ultrakondensatoren: Prof. Dr. Ralf Rogler, Prof. Jörg Feller und Thomas Hucke (CTO Skeleton Technologies), Foto: HTW Dresden/Peter Sebb

Transportbranche und Schwerindustrie als Zielmärkte

Mit der nun angekündigten neuen Kapitalspritze wollen die Esten laut eigenem Bekunden ihre Forschung und Entwicklung ausbauen – wobei Skeleton da auch mit der HTW Dresden kooperiert – und den Ultrakap-Einsatz in der Transportbranche und Schwerindustrie anleiern.

Über Skeleton

Skeleton wurde 2009 in Estland gegründet. Seitdem hat das Unternehmen laut eigenen Angaben insgesamt 46 Millionen Euro akquiriert, um seine Fertigungskapazitäten in Estland und Deutschland zu vergrößern. Die Belegschaft wuchs seit der Gründung von vier auf nun 115 Mitarbeiter. In Sachsen hatte Skeleton unter anderem Mitarbeiter von Litarion und LiTec aus Kamenz übernommen. Das estnische Unternehmen beliefert mit seinen Ultrakondensatoren laut eigenen Angaben vor allem die Automobil-Industrie, die Luft- und Raumfahrt, Fuhrpark-Betreiber und Industrieausrüster.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt