Forschung

Junger Sachse baut Rettungs-Roboterkäfer

Ein Minenunglück regte den Gymnasiasten Willi Zschiebsch an, einen Roboter-Käfer nach dem Vorbild des Hundertfüßlers zu konstruieren. Seine Laufmaschine hat zwar nur sechs Beine, kann sich aber ähnlich gut über Hindernisse fortbewegen. Foto: Jugend forscht

Ein Minenunglück regte den Gymnasiasten Willi Zschiebsch an, einen Roboter-Käfer nach dem Vorbild des Hundertfüßlers zu konstruieren. Seine Laufmaschine hat zwar nur sechs Beine, kann sich aber ähnlich gut über Hindernisse fortbewegen. Foto: Jugend forscht

„Jugend forscht“ in Leipzig: Mechanischer Krabbler soll verschüttete Bergleute versorgen

Leipzig/Meißen, 28. März 2015: Jedes Jahr kommen weltweit 3000 bis 10.000 Bergleute durch Grubenunglücke ums Leben oder werden dabei verletzt. Oft genug finden Retter zwar gewundene Schächte zu eingeschlossenen Überlebenden – die dann aber häufig zu klein sind, als dass Maschinen oder Menschen durchpassen würden. Ein solches Minenunglück animierte den 18-jährigen Gymnasiasten Willi Zschiebsch dazu, nach dem Vorbild eines biologischen Hundertfüßlers mit Hilfe eines 3D-Druckers einen krabbelnden Roboter zu konstruieren, der auch über Trümmer klettern und zu Verschütteten überlebenswichtige Ausrüstung transportieren kann. Heute errang er mit seinem künstlichen Rettungs-Käfer den 1. Preis für Technik im sächsischen Landeswettbewerb „Jugend forscht“ im Leipziger BMW-Werk.

Roboterkäfer kann sich in Mars-Raumschiffen zusammenrollen

Für seinen Roboterkäfer sieht der Schüler des Wilhelm-Ostwald-Gymnasiums Leipzig aber auch Chancen All: „Er kann sich zum Beispiel zusammenrollen, das kann man in der Raumfahrt nutzen“, sagte Willi Zschiebsch. Denn gerade in Raumfahrzeugen, die beispielsweise den Mars oder andere ferne Planeten und Asteroiden erforschen sollen, ist es besonders wichtig, Erkundungsgeräte platzsparend unterzubringen. Der Gymnasiast will seine Erfindung patentieren lassen.

Audiobeitrag: Willi Zschiebsch über seinen Roboter:

Der Gymnasiast überzeugte mit seinem Projekt auch die Vertreter des sächsischen Wirtschaftsministerium, die ihm zusätzlich einen ministeriellen Sonderpreis zuerkannten. „Wir brauchen den sächsischen Forschergeist und die Kreativität junger Menschen, um im technologischen Wettbewerb bestehen zu können“, betonte Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD).

17-jähriger Meißner untersucht Industrieeinsatz von Supraleit-Magneten

Mit einem Projekt, das für ganz neuartige Schwebe-Fahrzeuge, menschenleere Hochsicherheitslabore und andere berühungslose Anlagen wichtig werden könnte, hat ein Meißner Schüler derweil den ersten Preis im Fachgebiet „Physik“ gewonnen: Der 17-jährige Valentin Lux vom St.-Afra-Gymnasium untersuchte mit einem eigenerdachten Schwingungs-Testaufbau, ob und wie man extrem starke Magneten, die auf dem Supraleit-Effekt beruhen, für die Konstruktion reibungsfreier Maschinen einsetzen kann. „Supraleitlager haben den Vorteil, dass sie keine Reibung außer der Luftreibung besitzen“, betonte der Schüler. Unternehmen wie Festo in Esslingen, aber auch Firmen und Institute in Dresden sind derzeit dabei, Anlagen auf Supraleit-Basis für den Praxiseinsatz vorzubereiten.

Nerd-mäßig ausgerüstet, gießt Valentin Lux flüssigen Stickstoff nach. Der wird gebraucht, um Supraleiter soweit runterzukühlen, dass sie Strom widerstandslos leiten. Darauf basierende extrem starke Magneten sollen zu reibungs- und berührungslosen Maschinen führen. Foto: Jugend forscht

Nerd-mäßig ausgerüstet, gießt Valentin Lux flüssigen Stickstoff nach. Der wird gebraucht, um Supraleiter soweit runterzukühlen, dass sie Strom widerstandslos leiten. Darauf basierende extrem starke Magneten sollen zu reibungs- und berührungslosen Maschinen führen. Foto: Jugend forscht

Junger Dresdner sucht nach Proteinen in Pilzen

Weitere Fach-Preise im Landeswettbewerb gingen u. a. an Oliver Klöckner aus Chemnitz und Frithjof Winkelmann aus Radeberg für ihre Informatik-Beiträge sowie an Frank Köhler (Biologie) vom Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium Dresden: Der 19-Jährige wies nach, dass bestimmte Proteinfamilien in Pilzen im Laufe der Evolution verloren gegangen sind. Die vollständige Gewinnerliste mit allen prämierten jungen Tüftlern ist hier im Internet zu finden.

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Landessieger fahren Ende Mai zum Bundesfinale

Die heute gekürten Sieger werden Sachsen Ende Mai in Ludwigshafen im Bundesfinale von „Jugend forscht“ vertreten. Den Landesausscheid hatten Unternehmen wie BMW Leipzig, Globalfoundries Dresden und Siemens Deutschland als Paten begleitet. Beteiligt hatten sich 23 junge Tüftler – allerdings waren darunter nur drei Mädchen.

„Jugend forscht“-Leiter: Schüler denken immer globaler

„Die Jungforscher finden immer häufiger Lösungen für Probleme, die nicht aus ihrem unmittelbaren Lern- und Lebensumfeld stammen“, wies Landeswettbewerbsleiter Jens Reichel vom Gymnasium Bürgerwiese Dresden auf einen bemerkenswerten Trend hin. „Die Ideenfindung wird zunehmend globaler und entsteht aus der Vernetzung von Schule, Wissenschaft und Wirtschaft – ein spannender Prozess, der auch die Jury vor neue Herausforderungen stellt.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt