KI, Humanoide und „Mobile Manipulatoren“ verändern den Robotereinsatz
Frankfurt am Main, 18. Februar 2024. Künstliche Intelligenz (KI), Kobotik, Mobile Manipulatoren, Digitale Zwillinge und Roboter in Menschengestalt sind die fünf zentralen Trends für die Robotik im Jahr 2024. Das hat die „Internationale Förderation für Robotik“ (IFR) in Frankfurt am Main prognostiziert.
IFR-Präsidentin: Industrie- und Servicerobotik wachsen zusammen
Diese fünf Leitthemen zeigen aus Sicht von IFR-Präsidentin Marina Bill, „dass die Robotik ein multidisziplinärer Bereich ist, bei dem sich die Technologien gegenseitig unterstützen, um intelligente Lösungen für eine Vielzahl von Aufgaben zu schaffen. Diese Fortschritte werden weiterhin das Zusammenwachsen von Industrie- und Servicerobotik und die Zukunft der Arbeit prägen.“
1. Künstliche Intelligenz:
Einerseits eröffnen KI-Systeme wie ChatGPT neue Möglichkeiten, Roboter rasch für neue Zwecke einzusetzen. „Roboterhersteller entwickeln generative KI-gesteuerte Schnittstellen, um Roboter intuitiver zu programmieren“, erklären die IFR-Experten. „Die Anwender programmieren mit natürlicher Sprache anstelle von Code. Die Arbeiterinnen und Arbeiter benötigen damit keine speziellen Programmierkenntnisse mehr, um die gewünschten Aktionen des Roboters auszuwählen und anzupassen.“
Anderseits könne KI auch für die vorausschauende Wartung von Robotern und die Optimierung von Produktionsprozessen verwendet werden.
2. Neue Aufgaben für Cobots:
„Die rasanten Fortschritte bei der Entwicklung von Sensoren, Bildverarbeitungstechnologien und intelligenten Greifern machen es möglich, dass Roboter in Echtzeit auf Veränderungen in ihrer Umgebung reagieren, um so sicher an der Seite von Menschen zu arbeiten“, so die IFR. „Eine aktuelle Marktentwicklung ist die Zunahme von Roboterschweißanwendungen, die in diesem Segment durch den Mangel an qualifizierten Fachkräften ausgelöst wurde.“ Zudem drängen neue Wettbewerber auf den Markt, die sich speziell auf kollaborative Roboter konzentrieren.
3. Mobile Manipulatoren
„Mobile Manipulatoren – so genannte Momas – automatisieren die Handhabung von Material in Branchen wie der Automobilindustrie, der Logistik oder der Luft- und Raumfahrt“, heißt es dazu von der IFR. „Sie kombinieren die Mobilität von Roboterplattformen mit der Geschicklichkeit von Manipulatorarmen. Ausgestattet mit Sensoren und Kameras, führen diese Roboter Inspektionen und Wartungsarbeiten an Maschinen und Anlagen durch. Einer der entscheidenden Vorteile mobiler Manipulatoren ist, dass diese Maschinen unmittelbar mit menschlichen Arbeitskräften zusammenarbeiten können. Der Fachkräfte- und Personalmangel für Fabrikarbeitsplätze dürfte die Nachfrage künftig weiter steigern.“
4. Digitale Zwillinge
Digitale Ebenbilder von Maschinen, Taktstraßen oder ganzen Fabriken eröffnen neue Möglichkeiten, die Entwicklung neuer Produkte anhand solcher „Digitaler Zwillinge“ zu beschleunigen, weil die Computermodelle bereits lange vor den ersten physischen Exemplaren vorliegen. Mit den Digital Twins lassen sich auch neue Fertigungsmethoden vorab durchtesten, ohne die echten Roboter, Maschinen und Fahrzeuge unnötig zu verschleißen oder einen Totalausfall der Fabrik zu riskieren.
5. Humanoide Roboter
Die IFR sieht in jüngster Zeit „bedeutende technologische Fortschritte“ beim Bau menschenähnlich geformter und sich bewegender Roboter – also sogenannten „Humanoiden“. „Das menschenähnliche Design mit zwei Armen und zwei Beinen ermöglicht es dem Roboter, flexibel in Arbeitsumgebungen eingesetzt zu werden, die eigentlich für Menschen geschaffen wurden“, betonen die Experten. So plane China beispielsweise, bis 2025 Humanoide in Serie herzustellen. Auch Boston Dynamics, die Robotiksparte von Elon Musk sowie zahlreiche Forschungseinrichtungen – inklusive der TU Chemnitz – arbeiten schon seit Jahren an humanoiden Robotern, die sich ähnlich flexibel und stabil wie ein Mensch in fremden Umgebungen orientieren, Treppen steigen, ja sogar springen können.
„Die Einführung von Humanoiden auf dem Massenmarkt bleibt jedoch eine komplexe Herausforderung“, warnt allerdings die IFR vor übergroßen Erwartungen. „Ein Schlüsselfaktor sind dabei die Kosten: Der Erfolg wird davon abhängen, ob sie sich beispielsweise im Wettbewerb mit etablierten Roboterlösungen wie mobilen Manipulatoren rentieren.“
Autor: Oiger
Quellen: IFR, Oiger-Archiv
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