Digitalisierung, News, zAufi

44 % der Industriebetriebe setzen bereits Digitale Zwillinge ein

So etwa kann ein "Digitaler Zwilling" für ein Flugzeug im Supercomputer aussehen. Abb.: DLR, CC3-Lizenz

So etwa kann ein „Digitaler Zwilling“ für ein Flugzeug im Supercomputer aussehen. Abb.: DLR, CC3-Lizenz

Bitkom: Konzept wird immer mehr zum Standard

Berlin, 12. April 2023. Digitale Zwillinge, also virtuelle, komplexe Modelle realer Maschinen, Fahrzeuge, Flugzeuge und ganzer Fabriken, setzen sich in der Wirtschaft immer mehr durch: Mittlerweile setzen bereits 44 Prozent der deutschen Industrieunternehmen solche „Digital Twins“ ein, weitere 22 Prozent planen dies oder können sich dies zumindest vorstellen. Das hat „Bitkom Research“ durch eine Umfrage unter 603 deutschen Unternehmen im Auftrag des deutschen Digitalwirtschafts-Verbandes „Bitkom“ aus Berlin ermittelt.

Virtuelle Modelle sollen Kosten und andere Ressourcen sparen

„Für die Zukunft des Industriestandorts Deutschland ist die konsequente Einbindung digitaler Technologien in Entwicklung, Produktion und Wartung von Maschinen und ganzen Anlagenparks von entscheidender Bedeutung“, betont Bitkom-Präsident Achim Berg. „Digitale Zwillinge werden in der Industrie künftig ein Standard sein. Mit ihnen können Hersteller ihre Abläufe optimieren, Kosten senken und Ressourcen schonen. Digitale Zwillinge sind ein entscheidender Baustein für nachhaltigeres Wirtschaften in der Produktion.“

Vom simplen Datensatz bis zur echtzeit-aktualisierten 3D-Visualisierung

Die Vorstellungen darüber, was Digitale Zwillinge sind und was sie können müssen, gehen aber noch weit auseinander. Manche sind bloße Datensätze, die zum Beispiel in einer Autofabrik halbwegs aktuell den Produktionsfortschritt eines Fahrzeugs bis zum Zeitpunkt der Auslieferung spiegeln. Andere sind schon komplexer: Digitale Zwillinge von Flugzeugen zum Beispiel repräsentieren über ein ganzes Maschinenleben hinweg den jeweils aktuellen Zustand eines Fliegers, die realisierten Reparaturen, Wartungsarbeiten und dergleichen mehr. Besonders anspruchsvolle Digitale Zwillinge sind auch optisch 1:1-Abbilder ihres jeweiligen physischen Vorbilds und sind mit diesem teils sogar in Echtzeit verknüpft. Ein besonders komplexes Beispiel ist die Bosch-Chipfabrik in Dresden, für die das Unternehmen einen kompletten Digitalen Zwilling erstellt hat.

In der neuen Chipfabrik in Dresden hat Bosch von Anfang an auf AR-Datenbrillen, KI und andere "Industrie 4.0"-Konzepte gesetzt. Foto: Bosch

In der neuen Chipfabrik in Dresden hat Bosch von Anfang an auf AR-Datenbrillen, KI und andere „Industrie 4.0“-Konzepte gesetzt. Foto: Bosch

Sinn und Zweck solcher virtuellen Zwillinge ist es unter anderem, neue Autos oder Flugzeuge noch vor dem ersten physischen Start durchzutesten, später Probleme im laufenden Betrieb am Echtzeit-Modell zu analysieren, Kosten für Prototypen zu sparen oder ganze Ketten von Fertigungsschritten für einen späteren Garantiefall zu dokumentieren.

Analysten: Weltmarkt wächst bis 2030 auf 150 Milliarden Dollar

Angesichts dieser Möglichkeiten wachsen die globalen Umsätze mit „Digitalen Zwillingen“ dynamisch. Laut „Market Research Community“ hat der „Digital Twin“-Weltmarkt im Jahr 2022 bereits ein Volumen von 7,55 Milliarden US-Dollar erreicht und wird bis 2030 auf knapp 150 Milliarden Dollar wachsen. Das entspricht einem jährlichen Plus von 39 Prozent in den nächsten Jahren. Zu den führenden Unternehmen in diesem Sektor gehören auch viele europäische Unternehmen wie Bosch, Siemens, ABB oder Schneider electric.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Bitkom, „Market Research Community“, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt