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Gröditzer Schmiedewerker wollen Strompreis-Subventionen

Elektroofen von SMS im Edelstahlwerk Shanghai von Baosteel. Foto: SMS via Wirtschaftsvereinigung Stahl

Elektroofen von SMS im Edelstahlwerk Shanghai von Baosteel. Foto: SMS via Wirtschaftsvereinigung Stahl

IG Metall: Ohne Brückenstrompreis sind Tausende Jobs gefährdet

Gröditz, 12. Oktober 2023. Der Chef der Schmiedewerke Gröditz und die IG Metall fordern staatliche Strompreis-Subventionen für die Stahlindustrie in Sachsen und ganz Deutschland. Die Gewerkschaftler wollen zudem, dass nur jene Unternehmen einen „Brückenstrompreis“ vom Steuerzahler bekommen, die Tariflöhne zahlen und keine Produktion ins Ausland verlagern. Das geht aus einer Mitteilung der „IG Metall“-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen hervor.

Habeck bisher ohne Geld und Mehrheit für Strompreis-Subventionen

Die Unternehmer und Gewerkschaftler greifen damit Vorschläge von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf, der für ausgewählte Großenergieverbraucher in der deutschen Industrie die Strompreise heruntersubventionieren will. Hintergrund sind die Energiepreise in Deutschland, die auch international zu den höchsten überhaupt zählen. Der Wirtschaftsminister hat sich nach Kernenergie-Ausstieg, beschlossenem Kohleausstieg und dem Erdgasschock im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine überlegt, dass solche Subventionen Aluhütten. Stahlwerke, Glaswerke und andere besonders energiehungrige Industrien solange über Wasser halten sollen, bis Ökostrom billig genug wird. Bisher hat Habeck aber weder Geld noch eine parlamentarische Mehrheit für seinen Vorschlag auftreiben können.

Gewerkschafter: Stahlindustrie in Sachsen braucht Brücke ins Ökostrom-Zeitalter

„Tausende von Arbeitsplätzen sind in Gefahr, wenn die Bundesregierung nicht endlich den Brückenstrompreis beschließt“, kritisiert nun „IG Metall“-Bezirksleiter Dirk Schulze. „Die Stahlindustrie in Sachsen und in ganz Deutschland braucht eine Brücke in das Zeitalter mit ausreichend erneuerbaren Energien.“

Schmiedewerke-Chef: Stromkosten in Deutschland sind viel zu hoch

Auch der Gröditzer Schmiedewerke-Chef Jens Overrath hat Interesse an Subventionen: „Wir sind als Unternehmen bereit, auf dem Weg zu einer klimaneutralen Industrie weiter voranzuschreiten“, betonte er. „Diese Transformation kann aber nur gelingen, wenn die Unternehmen im internationalen Wettbewerb bestehen können. Dafür kommt es entscheidend auf den Strompreis an. Die Bundesregierung muss die Wettbewerbsnachteile durch die viel zu hohen Stromkosten in Deutschland abfedern, um eine Abwanderung der energieintensiven Produktion zu verhindern.“

Vor 244 Jahren nördlich von Dresden als Eisenhütte gegründet

Die Schmiedewerke gehen auf die „Gröditzer Eisenhütte“ zurück, die Graf Detlev Carl von Einsiedel 1779 gegründet hatte. Nach der Verstaatlichung war der VEB Stahl- und Walzwerk Gröditz zu DDR-Zeiten mit zeitweise 5600 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber der Region. Nach der Wende übernahm die niedersächsische GMH Gruppe den Betrieb. Das Unternehmen betreibt in Gröditz heute ein Elektrostahlwerk mit Schmiede- und Walzwerk mit rund 700 Mitarbeitern.

Stahlindustrie in Sachsen nach der Wende geschrumpft

Nach der Wende mussten zwar viele ostdeutsche Stahlwerke schließen oder sich drastisch verkleinern. Dennoch ist die Branche in Sachsen an mehreren Standorten vertreten. Dazu gehören die Stahlwerke in Gröditz, Riesa, Freital und Pirna.

Autor: hw

Quellen: IG Metall, Schmiedewerk Gröditz, Wikipedia, Oiger-Archiv, Statista

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt