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Forscher vernebeln Dresdner Schloss

Eine Forscherin richtet einen Lüfter im vernebelten Schloss-Ballsaal in Dresden aus. Foto: ILK Dresden

Ruft nicht Batman, sondern richtet einen Lüfter aus: Eine Forscherin im vernebelten Schloss-Ballsaal in Dresden. Foto: ILK Dresden

Lufttechnik-Institut ILK modelliert mit Nebel und Laser denkmalgerechte Klimatisierung für Ballsaal von August dem Starken

Dresden, 29. August 2023. Raumklima-Experten haben den „Großen Ballsaal“ im Dresdner Residenzschloss völlig eingenebelt und mit Laserlicht erfüllt. Sie haben damit aber keine fürstliche Party von August dem Starken vorbereitet, sondern nach Wegen gesucht, den sieben Meter hohen „Großen Ballsaal“ sowie den Propositionssaal künftig auch ohne hässliche Klimaanlagen-Aufbauten museumsgerecht zu belüften. Das geht aus einer Mitteilung des Instituts für Luft- und Kältetechnik (ILK) Dresden hervor.

In den oberen Geschosssen des Georgenbaus im Dresdner Residenzschloss hat das Münzkabinett seine nicht üppig große, dafür aber umso exquisite Bleibe. Foto: Peter Weckbrodt

Blick auf das Georgentor des Dresdner Residenzschlosses. Foto: Peter Weckbrodt

Fehlentscheidung würde Energiekosten hoch treiben

„Die Effizienz der Lüftung gewinnt aktuell an enormer Bedeutung“, erklären die Forscher die Gründe, aus denen heraus der Staatsbetrieb „Sächsisches Immobilien- und Baumanagement“ (SIB) die Expertise des ILK in seinen historisch so bedeutenden Gebäudekomplex herangezogen hat. „Umso mehr, wenn man sich Größe und Raum-Volumen der Säle vor Augen führt. Eine Fehlentscheidung könnte sich äußerst unangenehm auf die Entwicklung der Energiekosten auswirken.“ Der SIB habe sich ein Belüftungs- und Klimatisierungskonzept gewünscht, das „einerseits museale Anforderungen erfüllen soll und andererseits den gestalterischen Ansprüchen der nach historische Vorbildern nachempfundenen Holz- und Stuckdecken genügt“. Zuvor hatte das ILK bereits ähnliche Aufgaben im Deutschen Hygiene-Museum Dresden und im Albertinum gelöst.

Versuchsaufbau während der Messungen im Großen Ballsaal des Residenzschlosses Dresden. Foto: ILK Dresden

Versuchsaufbau während der Messungen im Großen Ballsaal des Residenzschlosses Dresden. Foto: ILK Dresden

Luftströme aus der hohen Holzdecke

Um durchzutesten, welche Luftströme mit bloßen Öffnungen in der Hohldecke in einem derart hohen Saal möglich sind, bauten die ILK-Wissenschaftler gemeinsam mit einem Holzrestaurator das Szenario in einem Saalabschnitt nach und schirmten diese Klima-Experimentalbox mit Trockenbauwänden luftdicht ab. „Wegen der enormen Raumhöhe waten besondere statische Anforderungen zu erfüllen“ gewesen, hieß es vom Institut.

Einfluss von Sommer und Winter simuliert

In einem zweiten Testszenario simulierten die Forscher, wie ein flächiges Heiz- und Kühlsystem die jahreszeitlichen Einflüsse von heißen Sommern und eisigen Wintern auf die Fenster und den ganzen Saal ausgleichen kann. „Für die Simulation des späteren Fußbodenheizsystems wurden Heizfolien installiert, da für die zwischen den Szenarien erforderlichen Umbauten mit Rollgerüsten eine leichte Demontage des Systems erforderlich sein musste.“

Mit Lasern und Sensoren machten die ILK-Experten die Luftströmungen sichtbar und haben sie ausgemessen. Foto: ILK Dresden

Mit Lasern und Sensoren machten die ILK-Experten die Luftströmungen sichtbar und haben sie ausgemessen. Foto: ILK Dresden

Laser macht Wirbel im Nebel sichtbar

Dann installierten sie auf der Baustelle probeweise Kryostaten für die Luft- und Wandkühlung sowie eine Klimaanlage. Schließlich vernebelten sie den Saal und machten per Laser und mit zahlreichen Sensoren die entstehenden Luftströme sichtbar. So konnten sie schließlich Daten über Zu- und Abluft, Temperatur- und Geschwindigkeitsverteilung, thermische Behaglichkeit beziehungsweise Zugluftrisiko und die Lüftungseffizienz sammeln. Die daraus erstellten Modelle fließen in die Klimatisierung der prunkvollen Säle ein.

Ein Saal für Eingaben, einer für die Partys

Zum historischen Hintergrund: Das Ursprünge des heutigen Schlosses gehen auf eine vermutlich vor 800 Jahren gebaute Burganlage zurück. Der heutige Gebäudekomplex ist das Resultat von jahrhundertelangen Neu- und Umbauten. Der Ball- und Propositionssaal im Nordflügel waren einst die Repräsentationsräume des Schlosses. Im Großen Ballsaal wurden im 18. Jahrhundert Empfänge und Bälle gegeben, im Propositionssaal fanden feierliche Staatszeremonien statt. Hier konnten Fürsten ihre Vorschläge (Proposition) und Forderungen an die auf dem Landtag versammelten Stände stellen.

Quelle: ILK Dresden

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt