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„KI Made in Saxony“ soll weltweite Marke werden

Künstliche Intelligenz, wie sie die KI "Dall-E" visualisiert hat

Künstliche Intelligenz, wie sie die KI „Dall-E“ visualisiert hat

Sachsen sehen gute Chancen, in der Nische führende KI-Lösungen für Industrie und Datenanalyse zu generieren

Dresden, 25. November 2022. Sachsen hat gute Chancen, in ausgewählten Segmenten der Schlüsseltechnologie „Künstliche Intelligenz“ (KI) führende Positionen einzunehmen: in der Analyse großer Forschungsdatenfluten beispielsweise oder auch beim KI-Einsatz in der Chipindustrie, im Maschinenbau und anderen Industriezweigen. Das haben Teilnehmer der Tagung „Innovationstreiber Künstliche Intelligenz in Sachsen“ im Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) eingeschätzt, bei sich insgesamt rund Akteure der sächsischen KI-Szene getroffen hatten.

Prof. Sebastian Schmidt ist seit April 2020 der wissenschaftliche Direktor des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf. Foto: Heiko Weckbrodt

Prof. Sebastian Schmidt der wissenschaftliche Direktor des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf. Foto: Heiko Weckbrodt

HZDR-Direktor: Können völlig neue Entwicklungspfade generieren

„KI ist ein Forschungsfeld, das uns die Möglichkeit gibt, vermeintliche Technologie- und Innovationsrückstände im weltweiten Wettbewerb nicht nur aufzuholen, sondern völlig neue Entwicklungspfade zu generieren und damit die weitere Entwicklung selbst aktiv zu gestalten“, betonte HZDR-Wissenschaftsdirektor Prof. Sebastian M. Schmidt. „Aus vielen starken Ansätzen von der Forschung bis zur Anwendung können wir ein Ökosystem schaffen, das ,KI – Made in Saxony’ zur weltweit beachteten Marke machen kann.“

Querschnittstechnologie für die gesamte Wirtschaft

Zwar entwickeln die Akteure im Freistaat keine großen KI-basierten Sprachmodelle, Bilder-Generatoren oder Komplettsysteme für autonome Autos. Allerdings hat die Landesregierung eine ehrgeizige KI-Strategie aufgelegt, die darauf zielt, „Sachsen zu einem führenden deutschen Forschungs- und Innovationsstandort für Künstliche Intelligenz“ zu entwickeln. Denn KI gilt als eine besonders wichtige Querschnittstechnologie, die ähnlich wie Digitalisierungsmethoden, Automatisierung und Nanoelektronik in naher Zukunft nahezu alle Wirtschaftszweige durchdringen und über die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes wesentlich mitbestimmen wird.

Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf verfügt Supercomputer, mit denen sich Algorithmen für noch leistungsstärkere Rechner schon mal testen lassen. Foto: Detlev Müller für das HZDR

Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf verfügt Supercomputer, mit denen sich Algorithmen für noch leistungsstärkere Rechner schon mal testen lassen. Foto: Detlev Müller für das HZDR

Sächsische KI-Expertise vor allem in Dresden, Leipzig und Görlitz konzentriert

Zumindest in einigen Nischen hat Sachsen auch durchaus Chancen, diese Schlüsseltechnologie mitzuformen: Vor allem die Unis Dresden und Leipzig sowie deren gemeinsames Forschungszentrum „Scads.AI“, aber auch das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf. dessen Görlitzer Tochterinstitut „Casus“ sowie die Dresdner Max-Planck-Institute haben mittlerweile viel Expertise im Supercomputing, bei der Analyse großer Datenmengen und in ausgewählten KI-Forschungsthemen in die Waagschale zu werfen. Außerdem gibt es an der TU Dresden einen Sonderforschungsbereich und mit dem „CEE AI Center“ ein Institut, die sich darauf spezialisiert haben, KI-Entscheidungen transparent und nachvollziehbar zu machen. Zudem beteiligt sich Sachsen am „Human Brain Project“ und dem Entwurf anspruchsvoller KI-Hardware. Dazu gehört der Bau neuronaler Chips und Computer durch den Dresdner TU-Professor Christian Mayr und Globalfoundries.

KI soll Elektronikschrott-Berge abtragen

Mit spezielleren KI-Themen beschäftigen sich auch andere Forschungseinrichtungen im Freistaat. Zum Beispiel entwickelt die Freiberger HZDR-Tochter „HIF“ an einer KI-gestützten Elektronikschritt- und Akku-Wiederverwertung. Und im weiteren Sinne arbeitet auch der Blockchain-Standort Mittweida mit KI-Methoden.

Aufwertung für Autos und Maschinen

Hinzu kommen zahlreiche private Akteure, die KI für Spezialaufgaben einsetzen: für das automatisierte Rechnungswesen, für Textanalysen und anderes mehr. Andere wie etwa Symate Dresden nutzen KI-Systeme für die Qualitätssicherung und um die Ausschussquoten von Maschinen bei ihren Kunden zu senken. Wie sich dezentrale „Künstliche Intelligenz“ in Auto-Sensoren integrieren lässt, damit diese in Sekundenbruchteilen die Verkehrslage ringsum analysieren können, ist wiederum ein Thema bei Fraunhofer und im Infineon-Entwicklungszentrum Dresden. Überhaupt zeichnet sich ab, dass sächsische Unternehmen KI-Systeme in wachsendem Maße einsetzen, um industrielle Anlagen aufzuwerten und deren Produktivität zu steigern. An der Schnittstelle zwischen Forschung und Wirtschaft steht dabei oft auch die Innovationsagentur „Smart Systems Hub“.

Die Künstliche Intelligenz in der nahen Rechnerwolke (Edge AI) führt die Daten der verschiedenen Sensoren im Roboter zusammen und schlussfolgert, ob sich da ein Mensch nähert oder entfernt. Foto (aus Live-Demonstration): Heiko Weckbrodt

Beispiel für ein Dresdner KI-Verbundprojekt: Die Künstliche Intelligenz in der nahen Rechnerwolke (Edge AI) führt die Daten der verschiedenen Sensoren im Roboter zusammen und schlussfolgert, ob sich da ein Mensch nähert oder entfernt. Foto (aus Live-Demonstration): Heiko Weckbrodt

In Summe beschäftigen sich laut einer Studie des Fraunhofer-Institutsteils „Entwicklung Adaptiver Systeme“ (EAS) mindestens 110 Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Sachsen mit KI-Themen.

Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow vor dem Fraunhofer CNT 2.0. Foto: Heiko Weckbrodt

Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow. Foto: Heiko Weckbrodt

Minister will Transfer aus einem „international sichtbaren KI-Ökosystem“ heraus

Auch Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) hofft darauf, dass sich staatliche geförderte KI-Forschung und -Infrastrukturen bald auch in wirtschaftlichen Erfolgen niederschlagen – gerade auch im Gespann mit der leistungsstarken Halbleiterindustrie in Sachsen: „Wie kaum ein anderes Bundesland haben wir im Bereich der KI Voraussetzungen, die uns eine Wertschöpfung von der Idee über Forschung und Entwicklung sowie Transfer bis hin zum wirtschaftlichen Erfolg ermöglichen“, meint er. „Die Chancen liegen hier insbesondere in der Vernetzung und Kooperation zwischen Forschung und Industrie zum Aufbau eines national und international sichtbaren KI-Ökosystems. Jetzt gilt es, etwas daraus zu machen!“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: KI-Konferenz im HZDR, SMWK, Oiger-Archiv, EAS

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt