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Alte Tupfer sollen Duschwasser sauber machen

Krankenhäuser gehören zu den größten Müllerzeugern in Deutschland - unter anderem durch die vielen Kunststoff-Einwegprodukte, die erst nach einer Dekontaminierung wieder in die Stoffkreisläufe entlassen werden dürfen. Foto: Heiko Weckbrodt

Krankenhäuser gehören zu den größten Müllerzeugern in Deutschland – unter anderem durch die vielen Kunststoff-Einwegprodukte, die erst nach einer Dekontaminierung wieder in die Stoffkreisläufe entlassen werden dürfen. Foto: Heiko Weckbrodt

Fraunhofer Chemnitz will aus Klinikmüll Wasseraufbereiter machen

Chemnitz, 26. November 2022. Um die Müllfluten aus deutschen Kliniken einzudämmen, wollen Susanne Kroll und Marc Luginsland vom Chemnitzer Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) künftig Spritzgießmaschinen mit zerhäckselten medizinischen Abfälle füttern. Die sollen dann daraus neuwertige Kunststoff-Behälter gießen, in denen Eigenheim- oder Laubenbesitzer beispielsweise ihr Abwasser aus Dusche, Badewanne und Waschbecken aufbereiten können. Dafür sammeln sie nun Geld vom Internetschwarm auf der „Startnext“-Plattform.

Werbevideo für "Müllberge
adé!" auf Startnext:

Internetschwarm soll Geld für Forschung an Klinikmüll-Recycling spenden

Krankenhäuser seien immerhin der fünftgrößte Abfallproduzent in Deutschland, wirbt Marc Luginsland für das Projekt „Müllberge ade!“. Denn allein Becher, Tupfer, Behälter, Tupfer und andere medizinische Erzeugnisse aus Kunststoff summieren sich hier pro Jahr auf etwa 3,5 Millionen Tonnen Müll. „Trotz des allgemeinen Trends zu mehr Nachhaltigkeit sind über 60 Prozent der eingesetzten Produkte Einwegprodukte, die nach der Nutzungsphase entsorgt und verbrannt werden“, erklärt Susanne Kroll. „Und genau das wollen wir ändern.“

Reste entgiften, zerhäckseln und in Spritzgießmaschinen rieseln lassen

Dafür müssen die Kunststoffreste aber am besten schon in den Kliniken getrennt werden. Die Fraunhofer-Forscher wollen nun Verfahren entwickeln, mit denen sich diese medizinischen Abfälle entgiften, dekontaminieren und so aufbereiten lassen, dass sie sich als sogenanntes „Reziklat“ dem normalen Kunststoff-Granulat für Spritzgießmaschinen beimischen lassen. Die können dann neue Kunststoff-Erzeugnisse herstellen.

Behälter aus Klinikabfall sollen beim Wassersparen helfen

Dabei wollen Kroll und Luginsland aber das sogenannte „Downcycling“ möglichst vermeiden. Gemeint ist damit: Selbst wenn Plasteabfälle heute stofflich wiederverwertet und nicht nur verbrannt oder auf Halden geworfen werden, entstehen dabei meist minderwertige Produkte. Durch bessere Trenn- und Aufbereitungsverfahren und eine exakte Steuerung der Aufschmelz- und Spritzprozesse lässt sich das durchaus – in einem gewissen Grade – vermeiden. Unterm Strich soll das Projekt die Abfall-, Umwelt- und CO2-Bilanzen der deutschen Kliniken deutlich verbessern und über die hergestellten Abwasser-Aufbereiter auch den Wasserverbrauch im Lande senken.

Plasteabfall könnte auch 3D-Drucker füttern

Der Aufruf „Müllberge ade!“ ist nur eines von mehreren Projekten, mit denen das IWU Krankenhäusern nachhaltiger machen und vor allem deren Müllproduktion senken will. Dazu gehören Versuche, die Abfälle aus Krankenhäuser besser als bisher zu sammeln, zu trennen und aufzubereiten, um daraus dann in 3D-Druckern und Spritzgießmaschinen wieder medizinische Einwegprodukte oder andere Produkte herzustellen.

„Während der Pandemie ist das Abfallaufkommen im Medizinsektor noch einmal deutlich gestiegen“, betonen die IWU-Forscher. „Ein Trend, der sich mit den Zielen geschlossener Stoffkreisläufe und der Klimaneutralität noch vor der Jahrhundertmitte nicht vereinbaren lässt.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: IWU Chemnitz

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt