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Der erste Kontakt der Frühchen

Frühgeborene Babys bedürfen besonderen Schutzes. Foto: Jeremy Kemp, Wikipedia, Lizenz: gemeinfrei

Frühgeborene Babys bedürfen besonderen Schutzes. Foto: Jeremy Kemp, Wikipedia, Lizenz: gemeinfrei

Erstversorgung noch an der Nabelschnur: „Concord“ soll Entwicklung von sehr früh geborenen Babys verbessern

Dresden, 6. März 2019. Damit sehr früh geborene Babys einen guten Start ins Leben finden und sich auch später gut entwickeln, haben Mediziner ein neues Gerät entwickelt, das den engen Kontakt zwischen Frühchen und Mutter während der Erstversorgung aufrechterhält: Die Nabelschnur wird solange nicht getrennt, bis das Frühchen intensivmedizinisch versorgt ist. Das geht aus einer Mitteilung der Medizinischen Fakultät „Carl Gustav Carus“ der Technischen Universität Dresden hervor.

Neugeborenen-Mediziner tagen in Dresden

Auf einem zweitägigen Symposium in Dresden wollen sie erste Erfahrungen mit dieser Erstversorgungseinheit „Concord“ ((con = mit, cord = Nabelschnur) den angereisten Neugeborenenärzten aus ganz Europa vorstellen. Entwickelt hat dieses Gerät ein Team um Prof. Arjan te Pas von der Uni Leiden.

„Die ersten Momente sind entscheidend“

Hintergrund: Stärker noch als bei „normalen“ Geburten ist die erste körperliche und emotionale Bindung („Bonden“) zwischen Mutter und neugeborenem Kind bei Frühchen-Geburten besonders wichtig. „Die ersten Momente sind entscheidend“, schätzte der Neonatologe Professor Mario Rüdiger vom Universitätsklinikum ein. „Gerade wenn Kinder zu früh auf die Welt komm-en, da zählt jede Minute, die die Babys mit ihrer Mutter in Kontakt bleiben, gleichzeitig benötigen sie aber auch die richtige medizinische Unterstützung“. Laut Medizinischer Fakultät legen viele Untersuchungen nahe, dass Frühgeborene, die kurz nach der Geburt den Kontakt zur Mutter ermöglicht bekommen, deutlich bessere Entwicklungschancen haben. Der enge Mutter-Kind-Kontakt sei für die langfristige Entwicklung extrem unreifer Frühgeborener, die nach etwa 24 Wochen zur Welt kommen, von enormer Bedeutung. „Wir konnten in unserer Klinik tatsächlich beobachten, wie Kinder sich deutlich besser entwickeln, wenn sie den unmittelbaren Kontakt zur Mutter bekommen haben. Das gilt sowohl für die körperliche, als auch für die sozial-psychologische Entwicklung“, erklärte Professor Mario Rüdiger. Auch gebe es Anhaltspunkte, dass sich diese Kinder besser gesundheitlich stabilisieren, wenn sie in den ersten Minuten der medizinischen Behandlung noch durch die Nabelschnur mit der Mutter verbunden sind.

Intensivversorgungs-Tisch wird über Mutter und Kind geschoben

Dort setzt das neue Gerät an: Die Ärzte schieben einen speziellen Tisch gleich nach Frühgeburt über Mutter und Kind. „Das spezielle Equipment sorgt dafür, dass das Frühgeborene nicht auskühlt, intensivmedizinisch überwacht werden kann und auch die notwendige Atemunterstützung erhält, während die Nabelschnur durch ein Schlitz im Bett nach unten verschwindet und noch immer mit der Mutter verbunden ist“, erläutern die Mediziner. „Die Mutter kann den Ärzten dabei zusehen, wie sie ihr Kind versorgen und Sie kann es gleichzeitig mit ihrem Streicheln begrüßen – ähnlich wie es bei reifen Neugeborenen üblich ist.“

Autor: hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt