Holypoly richtet neues Recycling-Entwicklungszentrum in Dresden ein
Dresden, 25. Oktober 2022. Um ausgemusterte Schnuller, Trinkflaschen und Becher vor dem Müllofen zu retten, sammeln „Nuk“ und die Dresdner Firma „Holypoly“ nun in über 550 Kitas sowie Läden solche Kinderartikel aus Kunststoff deutschlandweit in „Schnullermonster“-Sammelboxen ein und machen Sandspielzeuge daraus. Das haben der niedersächsische Nuckel-Hersteller und das sächsische Recyclingtechnologie-Unternehmen mitgeteilt.
Video zum Projekt von Nuk:
Kunststoff-Experten wollen eine Million Euro in Anlagenpark investieren
Zu viele Kunststoffsachen landen heute im Restmüll und dann letztlich im Verbrennungsofen oder enden im besten Fall als Bahnschwelle, erklärt Holypoly-Chef Fridolin Pflüger den Ansatz bei diesen und weiteren Forschungsprojekten des Dresdner Unternehmens. „Wir wollen aber ein hochwertiges Recycling, das auch wieder zu Qualitätsprodukten führt.“
Dafür sind allerdings ausgefeilte Verknüpfungen aus verschiedenen Wiederverwertungs-Technologien nötig, die sich von Kunststoff zu Kunststoff unterscheiden. Um diese Verfahren und deren Kombinationen künftig besser erproben zu können, richtet Holypoly ein neues Entwicklungszentrum in Dresden ein: Im Herbst 2023 wollen die Recycling-Technologen ein größeres Technikum im kommunalen Gewerbehof an der Freiberger Straße beziehen. Dort investieren sie rund eine Million Euro – vor allem in neue Anlagen, mit denen sich Plaste, Elaste und andere Kunststoffe optisch sortieren, elektrostatisch trennen, schreddern, reinigen und wieder in Form bringen lassen.
Pilotanlagen und Datenanalysen geplant
„Aber auch die Datenerhebung ist dabei sehr wichtig“, betont Pflüger. Denn Holypoly versteht sich als Technologieberater, der Lösungen zwar in Kleinserie – wie eben bei den Sandförmchen aus Nuk-Trinkflaschen – für Partnerunternehmen auf die praktische Machbarkeit hin erprobt, aber keine großen Recycling-Fabrik ist. Die eigenen Stärken sehen die Dresdner eher in der Entwicklung anspruchsvoller neuer Wiederverwertungsprozesse. Und die dafür nötigen Analysemöglichkeiten sollen sich im neuen Technikum verbessern. „In den Hallen entstehen umfangreiche Pilotanlagen für vielfältige Technologien des mechanischen Recyclings und der Kunststoffverarbeitung“, heißt es in einem Aviso des Unternehmens. „Hier testen wir den speziell auf eine Produktgruppe abgestimmten Recyclingprozess im Modellaufbau. Das Ergebnis sind verlässliche Daten aus allen Prozessschritten: Kosten, Ausbeute, Abläufe, Qualität oder Compliance*.“
Aus mobiler Kunststoffschmiede entstanden
Das hat auch mit den Wurzeln des Unternehmens zu tun: 2017 gründeten Nachwuchsakademiker der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) im Jahr 2017 die mobile „Kunststoffschmiede“. Damit zogen sie durch die Stadtteile, sammelten Kunststoffabfälle von den Nachbarn ein und machten daraus Blumenkästen, Spielzeugschweine und andere nützliche oder lustige Plaste-Artefakte. 2020 gründete das Team um Fridolin Pflüger und Johanna Bialek dann das Unternehmen „Holypoly“, das sich auf Recycling-Beratung für Markenhersteller von Kunststoffprodukten spezialisierte. Mittlerweile hat der Betrieb, der bisher an der Rosenstraße und am Jagdweg in Dresden residiert, rund 23 feste Mitarbeiter. Diesen alten Standort wollen die Holypoly-Leute auch parallel zum neuen Standort behalten.
* „Compliance“, neudeutsch für Regeltreue
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Holypoly, Nuk
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