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Blocz: Die Helden der Kletterhallen

Blick in die Makrovolumen-Produktion bei "Blocz" in Chemnitz. Foto: Heiko Weckbrodt

Blick in die Makrovolumen-Produktion bei „Blocz“ in Chemnitz. Foto: Heiko Weckbrodt

Wie ein Chemnitzer Unternehmen zum Nischen-Marktführer für Kletter-Volumina wurde

Chemnitz, 19. Oktober 2022. Oft genug ist es eine gemeinsame sportliche Leidenschaft, die Menschen dazu bringt, ein Unternehmen zu gründen – und diesen jungen Betrieb im besten Falle binnen kurzem zu einem Champion in der Nische macht. Bei „Blocz“ war es das Kraxeln: „Schon damals waren wir alle Kletterer, haben aber in Chemnitz keine Trainingsmöglichkeiten gefunden“, erzählt Tom Petzold, wie 2009 der Aufstieg zum Marktführer für Kletterelemente begann, der heute weltweit Kletterhallen ausrüstet und rund 300 Leute beschäftigt.

In einer ehemaligen Spinnerei in Chemnitz hat "Blocz" seine Produktion und seine lokale Kletterhalle etabliert. Foto: Heiko Weckbrodt

In einer ehemaligen Spinnerei in Chemnitz hat „Blocz“ seine Produktion und seine lokale Kletterhalle etabliert. Foto: Heiko Weckbrodt

Weil die Sachsen mit Volumina aus dem Osten unzufrieden waren, bauten sie eine eigene Produktion auf

Damals jedenfalls tat sich eine Handvoll Sportsfreunde zusammen und baute eine eigene Kletterhalle in der ehemaligen Hartmann-Spinnerei in Chemnitz. Aus einer Halle wurden zwei, dann drei, dann immer mehr – und bei jeder Installation lernten das Team ein bisschen was dazu. Allerdings waren die Gründer Tom Petzold, André Zwingenberger und ihre Mitstreiter unzufrieden mit den Wandelementen aus Osteuropa, die damals den Markt dominierten. So begannen sie rasch, selbst sogenannte „Volumen“ aus Furniersperrholz und „Makrovolumina“ aus Recycling-Kunststoff zu bauen. Dabei bezeichnen „Volumen“ in der Fachsprache die eher pyramidisch geformten Tritte und Griffe an Kletterwänden, während „Makrovolumina“ eher wie wellige Hügel aussehen. Die kamen in den eigenen Kletterhallen der Chemnitzer so gut an, dass bald auch die Konkurrenz bei den Sachsen bestellte. Und so wurde aus dem ursprünglichen Kletterhallen-Betreiber zusätzlich ein marktführender Hersteller von Kletterwand-Elementen, ab 2015 „Blocz“ genannt.

Blocz-Geschäftsführer Tom Petzold. Foto: Heiko Weckbrodt

Blocz-Geschäftsführer Tom Petzold. Foto: Heiko Weckbrodt

Qualität, Nachhaltigkeit und Hightech als Erfolgsrezept

„Wir setzen hier auf hohe Qualität und eine nachhaltige regionale Produktion“, erklärt sich Petzold einen wichtigen Baustein für den Erfolg des Unternehmens. „Wir verwenden zum Beispiel Recycling-Kunststoffe. Und wenn ein Holzvolumen beim Kunden in der Kletterhalle abgenutzt ist, dann beschichten wir das neu – es hält dann länger und wird nicht weggeworfen.“

Ein Blocz-Mitarbeiter an einer Tiefziehanlage. Foto: Heiko Weckbrodt

Ein Blocz-Mitarbeiter an einer Tiefziehanlage. Foto: Heiko Weckbrodt

Robotereinsatz für das „Handwerk 4.0“ geplant

Zudem verknüpft Blocz qualitätsbestimmende Manufakturarbeit mit modernen Technologien: Das Kollektiv nutzt beispielsweise Sägeautomaten, Tiefziehmaschinen und – für den Formenbau – 3D-Drucker. Außerdem kooperiert Blocz mit der TU Chemnitz. „Künftig wollen wir auch Roboter einsetzen“, berichtet André Zwingenberger. Gemeinsam mit dem Dresdner Technologieunternehmen „Wandelbots“ entwickele Blocz derzeit „Handwerk 4.0“-Lösungen, um zum Beispiel Kleinserien automatisiert durch Roboter erledigen lassen. Dies solle allerdings den Menschen im Team nicht ersetzen, sondern ihm oder ihr schwere und langweilige Routine-Aufgaben abnehmen, versichert der Geschäftsführer.

Schwenkwände mit App-Steuerung

Auch in den Produkten zeigt sich dieser Hightech-Trend. Zum Beispiel in beweglichen Kletterwänden, die sich per App motorbetrieben in verschiedene Schräglagen bringen und mit programmierbaren LED-Pfaden auch wechselnde Schwierigkeitsgrade simulieren.

Neue Kletterhallen vor allem in Deutschland geplant

Mittlerweile stattet „Blocz“ weltweit Kletterhallen aus, betreibt zudem selbst solche Hallen an acht Standorten. Neben Chemnitz, Dresden und Frankfurt am Main gehören dazu beispielsweise auch Kletterorte in Australien. „In nächster Zeit werden wir wieder verstärkt Standorte in Deutschland erschließen“, kündigt Petzold an. In Summe beschäftigt die Blocz-Gruppe mittlerweile 100 Menschen in Australien, 40 in Chemnitz und 160 weitere im restlichen Bundesgebiet.

Blick in die Chemnitzer Kletterhalle "Bolderlounge 2.0". Foto: Heiko Weckbrodt

Blick in die Chemnitzer Kletterhalle „Bolderlounge 2.0“. Foto: Heiko Weckbrodt

Die meisten Besucher sind noch nie auf einen echten Felsen geklettert

In ihren Hallen haben er und seine Kollegen übrigens einen Kulturwandel beobachtet, der sich beispielhaft in ihrer „Boulderlounge 2.0“ in Chemnitz manifestiert: Dort finden sich einerseits die durchtrainierten Kletterer, die straff trainieren wollen. Anderseits kampieren dort aber auch ganze Familien, die zwar ab und zu eine leichtere Wand hochkraxeln, aber vielleicht noch viel mehr Zeit mit Quatschen, Picknick und Kindersbespaßung verbringen. „In dieser Hinsicht hat es in den vergangenen Jahren einen deutlichen Wandel gegeben“, sagt André Zwingenberger. „Die meisten Besucher in unseren Hallen sind noch nie auf einen echten Felsen geklettert und werden dies vermutlich auch niemals tun. Für sie sind die Kletterhallen eher ein sozialer Ort der Begegnung.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: Vor-Ort-Besuch und Auskünfte Blocz

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt