TU-Professor Fricke schlägt zum Deutschen Luft- und Raumfahrtkongress (DLRK) in Dresden auch neue Förderprogramme für Sachsens Raumfahrtindustrie vor
Dresden/Hoyerswerda, 26. September 2022. Sachsen sollte einen Raketen-Startplatz in der Lausitz bauen und ein dauerhaftes eigenes Förderprogramm für die regionale Luftfahrtindustrie auflegen. Das hat der sächsische Luft- und Raumfahrtkoordinator Prof. Hartmut Fricke heute zum Auftakt des „71. Deutschen Luft- und Raumfahrtkongresses“ (DLRK) in Dresden vorgeschlagen. Andocken ließe sich solch Startplatz beispielsweise an das Luftfahrt- und Drohnenforschungszentrum, das bis 2026 für 86 Millionen Euro bei Hoyerswerda entsteht.
Startplatz für Kleinraketen könnte an Drohnenforschungszentrum bei Hoyerswerda andocken
Zwar sei es wegen der immensen Kosten und der geografischen Lage des Freistaats nicht möglich, von der Lausitz aus große Raketen für bemannte Raumflüge zu starten, betonte der Dresdner TU-Professor. Aber für kleine Raketen, sogenannte „Microlauncher“, die in Sachsen gebaut würden und nur Satelliten von wenigen Kilogramm Masse ins All bringen soll, sei der Transport zum Äquator ohnehin oft zu teuer und aufwendig. Und hier wiederum die sächsische Raumfahrtindustrie Beiträge leisten: Forscher wie Frickes Kollege Prof. Martin Tajmar von der TU Dresden arbeiten an eigenen Mini-Raketen. Außerdem bauen Institute und Firmen – darunter Ruag Coswig – auch Mini- und Nano-Satelliten sowie Satellitentechnik in Sachsen. Und mit Morpheus gibt es auch eine Uni-Ausgründung, die sich auf neuartige Ionentriebwerke für die Navigation im All spezialisiert hat.
Schon länger Startplatz in der Nordsee im Gespräch
DGLR-Präsident Roland Gerhards hält die Idee, in Deutschland eine Startplattform für Mini-Raketen einzurichten, inzwischen für gar nicht mehr so abwegig: „Menschen werden wir von dort aus nicht ins All bringen können“, dämpft er allzu ambitionierte Vorstellungen. Aber es gibt in Deutschland inzwischen mehrere Startups, die kleine Raketen entwickeln, mit denen sich Kleinsatelliten in den Orbit bringen lassen. Beispiele dafür sind die „Rocket Factory Augsburg“ (RFA), die fräkische „Hyimpulse“ oder „Isar Aerospace“ aus Ottobrunn. Für diese sich entwickelte neue, kleinteiligere Raumfahrtindustrie wäre eine Startplattform in der Nordsee, wie schon seit geraumer Zeit diskutiert, oder eben in der Lausitz sicher eine Hilfe.
Raumfahrt-Förderprogramm sollte 5 bis 10 Millionen Euro pro Jahr umfassen
Für das von ihm vorgeschlagene sächsische Raumfahrtindustrie-Förderprogramm schwebt Koordinator Fricke ein Umfang von fünf bis zehn Millionen Euro vor – in die der Freistaat auch bereits existierende Projektfördergelder einbeziehen könne. Der Professor verweist auf Bayern, Hessen, Hamburg und andere Akteure, die sich ebenfalls millionenschwere eigene Raumfahrt-Förderprogramme parallel zu den entsprechenden Bundesprogrammen leisten. Zudem könnten solch ein Förderprogramm und ein Raketenstartplatz sehr gut das von der Bergakademie beantragte Großforschungszentrum „European Research Institute for Space Resources“ (Eris) ergänzen, das neue kosmische Perspektiven für die Lausitz nach dem Braunkohle-Ausstieg eröffnen soll.
Rekord-Resonanz auf Tagung in Dresden
Der 71. Deutschen Luft- und Raumfahrtkongress im Deutschen Hygienemuseum Dresden ist die erste Präsenz-Tagung der „Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt“ seit der Corona-Pause. Die Veranstalter rechnen vom 27. bis zum 29. September 2022 mit bis zu 700 Teilnehmern und rund 450 Vorträgen. Dies sei ein neuer Rekord, informierte DGLR-Präsident Roland Gerhards. „Der Nachholebedarf ist groß“, ist er überzeugt. „Die Leute freuen sich auf den direkten Austausch.“ Zu den Kongress-Themen gehören umweltfreundlichere Nass-Düsentriebwerke für Flugzeuge, neue Laser-Photonen-Antriebe für Raumsonden, die andere Sternensysteme besuchen sollen, die Zukunft der Internationalen Raumstation (ISS) in Zeiten des russisch-ukrainischen Krieges, elektrische und andere alternative Flugzeug-Antriebe, die elektrische Produktion von Synthese-Kerosin und dergleichen mehr.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Pressekonferenz DLRK, Auskünfte Fricke und Gerhards, Oiger-Archiv, BDI
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