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Überraschende Sommer-Delle im Chipmarkt

Die Nachfrage nach dRAM-Speichern schwankt sehr stark. Diese Vlotilität hat schon manchem Unternehmen das Genick gebrochen. Foto: Heiko Weckbrodt

Die Nachfrage nach dRAM-Speichern schwankt sehr jeher stark. Foto: Heiko Weckbrodt

IC Insights: Eigentlich ist der Juni seit Dekaden ein umsatzstarker Monat für die Mikroelektronik

Scottsdale, 11. August 2022. Trotz der anhaltend großen Chip-Nachfrage aus dem Automobilbau und anderen Sektoren hat der Halbleitermarkt im Juni plötzlich einen Durchhänger gezeigt – vor allem durch schrumpfende Speicherchip-Verkäufe. Das hat das US-Marktforschungsunternehmen „IC Insights“ aus Scottsdale berichtet.

Normalerweise decken sich Hersteller jetzt für Schulstart und für Weihnachten ein

Dies komme überraschend, da der Juni seit Dekaden schon ein umsatzstarker Monat für die Mikroelektronik sei, so die Marktforscher: Im Sommer decken sich normalerweise viele Computer-Hersteller mit Schaltkreisen (ICs) für das Schulanfangs- und das Weihnachtsgeschäft ein.

„Dramatischer Rückgang der Verkäufe von Speicher-ICs“

„Der größte Faktor für den Rückgang des gesamten IC-Marktes im Juni war der plötzliche und dramatische Rückgang der Verkäufe von Speicher-ICs“, heißt es in der Analyse. Die Forscher verweisen auf die Umsatzwarnungen beim US-Halbleiterkontern „Micron“ und rechnen auch bei Samsung und Hynix mit ähnlichen Rückgängen – die aber durchaus vorübergehend sein können.

Inflation, Lieferkettenprobleme, Lagerabbau und Ende der Corona-Restriktionen drücken die Verkäufe

„Ein Großteil der derzeitigen Schwäche des IC-Marktes ist auf wirtschaftliche Bedenken zurückzuführen, die durch die steigende Inflation, anhaltende Unterbrechungen der Lieferkette und von Kunden verursacht werden, die ihre Schaltkreis-Lagerbestände gerade reduzieren“, interpretiert „IC Insights“ die schrumpfenden Umsätze. Offensichtlich belaste die hohe Inflation in Europa und den USA die Konsumgüterausgaben. Dadurch verkaufen die Elektronikunternehmen derzeit weniger Endkunden-PCs, Smartphone, Spielekonsolen und Fernseher, die während der staatlichen Corona-Ausgangssperren besonders gefragt waren.

Branche hält dennoch an Ausbauplänen fest

Ein Großteil der Mikroelektronik-Konzerne und viele Wirtschaftsforscher gehen jedoch weiter von einer Erholung und einer wieder starken Chipnachfrage bis ins Jahr 2023 hinein aus. Daher baut beispielsweise Micron trotz der jüngsten Umsatzprobleme mit Speicherchips seine Fertigungskapazitäten aus. Auch bei Infineon, Bosch, Globalfoundries, AMD und anderen Halbleiter-Produzenten sehen die Prognosen eher positiv aus.

Autor: hw

Quellen: IC Insights, Oiger-Archiv, Micron

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt