Nun muss sich Berlin eine Lösung für die strahlenden Hinterlassenschaften aus Rossendorf ausdenken
Dresden/Berlin, 24. August 2021. Da werden sich in den Dresdner Ministerialbüros wohl Einige erleichtert die Schweißperlen aus der Stirn gewischt haben: Der Bund hat die Kernbrennstäbe aus dem früheren Atomreaktor in Dresden-Rossendorf übernommen. Das hat der sächsische Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) heute mitgeteilt. Damit müssen sich die Sachsen keine Gedanken mehr um eine Endlagerung der strahlenden Forschungshinterlassenschaften machen, dieser Schwarze Peter liegt nun bei Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) und ihren Nachfolgerinnen.
Die nun gefundene Lösung ist ein für beide Seiten faires Ergebnis“, kommentierte Gemkow den entsprechenden Vertrag zwischen Freistaat und Bund, den heute das sächsische Kabinett gebilligt hat.
10-MW-Reaktor entstand ursprünglich für DDR-Kernforschung
Konkret geht es dabei um die Hinterlassenschaften eines Forschungsreaktors, der zu DDR-Zeiten für das zivile Kernforschungsprogramm und medizinische Forschungen im „Zentralinstitut für Kernforschung“ (ZfK) der „Akademie der Wissenschaften der DDR“ gebaut worden war. 1991 schaltete das Institut den eher kleinen Reaktor der Zehn-Megawatt-Klasse ab und delegierte diese Altlast an den eigens dafür 1992 Verein für Kernverfahrenstechnik und Analytik Rossendorf. Der kümmerte sich um den Reaktor-Abriss. Derweil schlug das Forschungszentrum neue wissenschaftliche Wege ein – heute firmiert es als Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf.
Betriebsgenehmigung für Zwischenlager Ahaus endet 2036
Die verbliebenen 951 abgebrannten Brennelemente aus dem Reaktor Rossendorf gelangten 2005 in „Castor MTR2“-Behältern in das Zwischenlager im nordrhein-westfälischen Ahaus. Bis heute war aber Sachsen der Eigentümer der Stäbe und damit für deren endgültigen Verbleib verantwortlich. Das gefiel den Sachsen überhaupt nicht. Denn die Betriebsgenehmigung des Zwischenlagers Ahaus ist bis 2036 befristet. „Das hätte unter Umständen eine Rückholung der Brennelemente nach Sachsen bedeutet, was mit immensen Kosten verbunden gewesen wäre“, hieß es vom Wissenschaftsministerium in Dresden. „Aufgrund des gesetzlichen Exportverbotes für Atommüll wäre zudem die Frage der weiteren Lagerung unklar gewesen.“ Zudem hätte jeder Transport unweigerlich blockadefreudige Atomkraftgegner auf den Plan gerufen. Daher drängelte der Freistaat – nunmehr erfolgreich – dem Bund die strahlenden Stäbe auf.
Autor: hw
Quelle: SMWA, Oiger-Archiv
Zum Weiterlesen:
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Stalins Jagd nach der Atombombe
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