Caulfield macht Fabrik-Anbau aber von Subventionen abhängig
Dresden, 1. Juli 2021. Globalfoundries-Konzerchef Tom Caulfield hat heute Sachsen besucht und dabei seine milliardenschweren Ausbaupläne (Oiger.de berichtete exklusiv) für die Dresdner Chipfabrik des US-Unternehmens bekräftigt. „Wir treten hier in eine neue Wachstumsphase ein“, sagte er bei einem Treffen mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) in der sächsischen Landeshauptstadt. Im Fokus stehen dabei Elektronikbausteine für automatisierte Autos, den Mobilfunk der 5. und 6. Generation (5G und 6G), für lokale künstliche Intelligenz (auch „Edge KI“ genannt) und ähnliche Zukunftstechnologien.
Fab1 wird bis Ende 2022 auf 850.000 Waferstarts hochgefahren
Wegen der starken weltweiten Mikroelektronik-Nachfrage will Caulfield die Produktionskapazität in Dresden bis Ende 2022 auf rund 850.000 Siliziumscheiben (Wafer) pro Jahr hochfahren. Danach sei der Platz in den existierenden Reinräumen der Fab1 weitgehend erschöpft. Ein Anbau an das Dresdner Werk könnte dann ab etwa 2024 für weitere Fertigungskapazitäten sorgen. Eine solche bauliche Erweiterung machte der Globalfoundries-Chef allerdings ausdrücklich abhängig von Subventionen – die er allerdings nicht als solche bezeichnen mochte, vielmehr seien dies „staatliche Ko-Investitionen“ in die Zukunft des Halbleiterstandortes Dresden.
Auch Infineon verhandelt in Dresden mit Bundeswirtschaftsminister Altmaier
Eben diese Beihilfen dürften auch das Hauptthema bei den Verhandlungen zwischen Altmaier und Caulfield in der Fab1 gewesen sein. Zuvor hatte sich der Minister dazu auch mit den Infineon-Managern Jochen Hanebeck, Thomas Morgenstern und Raik Brettschneider in Dresden ausgetauscht. Der deutsche Halbleiterriese plant ebenfalls einen milliardenteuren Ausbau in Dresden und an weiteren Standorten – und will dafür ähnlich wie Glofo-Chef Tom Caulfield und Intel-Chef Pat Gelsinger deutsche Investitionszuschüsse.
Bund schwenkt auf stärkere Staatseingriffe um
Die Bundesregierung ist inzwischen auch willig: Hatte sie früher einen strikt markt- und wettbewerbsorientierten Kurs verfolgt, musste sie inzwischen einsehen, dass die deutsche und die gesamte europäische Wirtschaft ins Hintertreffen zu geraten droht, wenn Europa bei der Schlüsseltechnologie Mikroelektronik weiter so wie bisher Weltmarktanteile verliert. Die jüngste Chipknappheit in der Spätphase der Corona-Krise und die darauf folgenden Produktionsstopps hatten es Politikern wie Wirtschaftsbossen noch einmal sehr deutlich gemacht, wie sehr die Autoindustrie und andere deutsche Leitbranchen auf einen ausreichenden Halbleiternachschub angewiesen sind. Ähnlich wie in der Akku-Produktion und in den Wasserstofftechnologien sind stärkere staatliche Eingriffe kein Tabu mehr, um erwünschte private Investitionen anzuregen.
Allein Globalfoundries will bis 2023 etwa sechs Milliarden Dollar in den Ausbau seiner Fabriken weltweit stecken. Davon fließen etwa vier Milliarden nach Singapur und je eine Milliarde nach Dresden und New York.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Glofo, Infineon, Altmaier, Oiger-Archiv, Reuters
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