TU-Ausgründung Senorics und Haier-Konzern schließen Vertrag
Dresden/Qingdao, 24. September 2020. Die Chinesen wollen ihren Kühlschränken und Waschmaschinen Augen verleihen – und besorgen sich dafür Tricorder-Technologien aus Sachsen. Der Haushaltsgroßgeräte-Konzern „Haier Cosmoplat“ aus Qingdao hat deshalb nun mit der Die TU-Ausgründung „Senorics“ aus Dresden einen Vertrag geschlossen. Das hat Senorics mitgeteilt.
Zugriff auf organische Infrarot-Minispektrometer
Demnach bekommen die Chinesen Zugriff auf die neuartigen Dresdner Infrarot-Spektrometer-Sensoren, die durch bloße „Betrachtung“ zum Beispiel herausfinden können, aus welchem Material ein T-Shirt gestrickt ist, wie ein Bier gebraut wurde oder ob eine Supermarkt-Pizza womöglich schon verdorben ist. Beide Unternehmen wollen nun gemeinsam ausloten, für welche Haushaltsgeräte sich diese Fernanalyse-Chips besonders eignen und dann diese Technik in China und Europa auf den Markt bringen.
Chinesen schätzen Technik „Made in Germany“
„Gerade auf dem chinesischen Markt sei Technologie „Made in Germany“ stark nachgefragt, betonte Robert Langer, der bei Senorics für die Geschäftsentwickelung zuständig ist. Zudem sind die chinesischen Konsumenten bekannt dafür, neueste Technologien sehr schnell auszuprobieren und anzunehmen, wenn sie einen Mehrwert für ihren Alltag darin erkennen.
Waschmaschinen erkennen künftig automatisch, welche Klamotten in der Trommel stecken
„Denkbar sind beispielsweise die automatische Fleckerkennung und eine darauf abgestimmte Waschprogramm-Auswahl für Waschmaschinen“, skizzieren die Senorics-Ingenieure erste Ideen dafür. „Staubsaugerroboter könnten das Bodenmaterial und den Grad der Verschmutzung selbst analysieren und ihr Tun darauf abstimmen. Durch eine sensorgestützte Textilerkennung ließe sich auch die Hitze von Bügeleisen automatisch anpassen.“
Uni-Forscher haben Spektrometer auf Chipgröße verkleinert
Die Sensorics-Sensoren bestehen letztlich aus organischer Elektronik, die infrarotes Licht aussenden und auch wieder auffangen und analysieren kann. Bestrahlt solch ein Sensor eine Probe – etwa eine Speise, ein Getränk oder ein Hemd – kann er aus dem zurückgestrahltem unsichtbaren Licht die Inhaltsstoffe herausbekommen. Letztlich handelt es sich um ein spektroskopisches Verfahren, wie es so ähnlich beispielsweise in Industrielaboren oder in der Astronomie schon lange eingesetzt wird, aber eben auf Chipgröße verkleinert.
Preis für Biersenor
Entwickelt wurde diese Technologie, die stark an die „Trikorder“ aus dem TV-Raumschiff „Enterprise“ erinnert, im Institut für angewandte Physik (IAP) der TU Dresden im Umfeld von Prof. Karl Leo. 2017 entstand aus dem Forschungsprojekt die Ausgründung Senorics, die inzwischen 32 Mitarbeiter hat. Für Furore sorgte das Team bundesweit unter anderem mit einem künstlichen Auge, das die Güte und den Brauprozess von Bieren untersuchen kann.
Ãœber Haier
Der Partner auf chinesischer Seite ist der 1984 in Qingdao gegründete Konzern „Haier“, der laut eigenen Angaben „weltweiter Marktführer für Haushalts-Großgeräte wie Waschmaschinen oder Kühlschränke“ ist. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 78.000 Mitarbeitern an 122 Produktionsstätten. 2018 kam Haier auf einen Jahresumsatz von umgerechnet 39 Milliarden Dollar.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Senorics, Haier
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