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Superauge erkennt, was in Klamotten und Getränken drin ist

Senorics-Chef Ronny Timmreck zeigt einen organischen Analysesensor. Foto: Ellen Türke Fotografie für Senorics

Senorics-Chef Ronny Timmreck zeigt einen organischen Analysesensor. Foto: Ellen Türke für Senorics

Dresdner Senorics-Ingenieure schrumpfen Spektrometer aufs Smartphone-Format – und stellen organischen Sensor nun in Las Vegas vor.

Dresden/Las Vegas, 7. Januar 2020. Falsche Gucci-Kleider und gepanschte Biere zu erkennen, wird in naher Zukunft wohl zum Kinderspiel: Einfach das Smartphone auf das Objekt der Begierde richten und das Telefon listet binnen Sekunden erbarmungslos auf, woraus die Klamotte oder das Gesöff gemacht ist. Möglich machen sollen dies organische Analyse-Sensoren aus Dresden, entwickelt von „Sensorics“.

Die TU-Ausgründung stellt ihre Sensoren derzeit auf der weltweit größten Unterhaltungselektronik-Messe „CES“ in Las Vegas vor. Die Dresdner hoffen, dass dort die Hightech-Investoren anbeißen und aus ihren Analyse-Sensoren fertige Konsumgüter machen – oder sie in Smartphones einbauen.

Sperrige Geräte auf die Größe einer Cent-Münze verkleinert

Bisher waren Inhaltsanalysen von Stoffen oder Flüssigkeiten recht aufwendig: Man nahm eine Probe, schickte sie ins Labor, um sie dort chemisch oder biologisch durchtesten zu lassen. Auch mit teuren Spektroskopie-Anlagen und Chromatografen lässt sich ermitteln, aus welchen Materialien ein Objekt zusammengesetzt ist.

Robert Brückner (l.) und Matthias Jahne von Senorics prüfen eine Maske für  organische Halbleitersensoren. Foto. Ellen Türke für Senorics

Robert Brückner (l.) und Matthias Jahne von Senorics prüfen eine Maske für organische Halbleitersensoren. Foto. Ellen Türke für Senorics

Fern-Analyse per Infrarot-Spektroskopie

Mit organischer Elektronik ist es Dresdner Physikern und Ingenieuren aber gelungen, solche Großgeräte auf ein tragbares Format zu schrumpfen. Ihre Sensoren sind biegsam, dünn und kleiner als eine Cent-Münze. Sie senden infrarotes Licht aus, das sich verändert, wenn es auf ein Testobjekt trifft. Aus den zurückgeworfenen, modifizierten Strahlen schlussfolgert die Elektronik, aus welchen Fasern und Zutaten zum Beispiel eine Bluse, ein T-Shirt oder ein kredenztes Getränk gemacht ist.

Satter Preis: 4000 Euro für Testgerät

Das Vorserienmuster ist indes noch recht teuer: Das Testgerät, das Senorics auf der Messe zeigt, kostet rund 4000 Euro. Die Dresdner gehen aber davon aus, dass der Preis rasch sinkt, wenn es ihnen gelingt, eine Massenproduktion anzukurbeln.

Zuckererkenner für Diabetiker möglich

„Denkbar wäre in Zukunft auch, dass die Senorics-Sensoren in Smartphones integriert werden“, meint Robert Langer, einer der Senorics-Gründer. „Dann könnten Diabetiker zum Beispiel schon im Supermarkt erkennen, ob in einem Produkt Zucker enthalten ist.“

So sieht der prämierte Biersensor "Plan B" von Senorics aus. Foto: Senorics

So sieht der prämierte Biersensor „Plan B“ von Senorics aus. Foto: Senorics

Senorics entstand 2017 als Ausgründung aus dem Dresdner Optoelektronik-Lehrstuhl von Prof. Karl Leo. Mittlerweile hat die Firma 32 Mitarbeiter und 2,3 Millionen Euro Risikokapital eingeworben. Erst kürzlich hatte das Unternehmen einen Innovationspreis vom deutschen Branchenverband AMA für den Getränkesensor „Plan B“ bekommen, der die Inhaltsstoffe eines Bieres schnellanalysieren kann.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: Senorics, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt