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Vier neue Technologiezentren und Gewerbehöfe in Dresden geplant

na, kommt da nicht gleich ein bisschen "Enterprise"-Steampunk-Gefühl auf? Blick in die Schaltwarte des Dresdner Kraftwerks Mitte. Foto: TSD

Auch im ehemaligen Dresdner Kraftwerk Mitte soll ein Technologiezentrum entstehen. Foto: TSD

Um Ansiedlungen zu fördern, soll Flächenangebot bis 2023 um fast die Hälfte wachsen.

Dresden, 15. September 2020. Die kommunalen Wirtschaftsförderer wollen bis Ende 2023 vier Technologiezentren und Gewerbehöfe in Dresden neu einrichten oder deutlich ausbauen, um mehr Platz für Gründer und auswärtige Investoren zu schaffen. Das hat Amtsleiter Robert Franke angekündigt.

Bisherige Zentren zu 97 % ausgelastet

In Summe sollen dadurch rund 30.000 Quadratmeter neue Büro-, Produktions- und Laborflächen entstehen. Dies entspricht einem Zuwachs um 46 Prozent gegenüber dem aktuellen Stand. Derzeit betreibt die Stadt direkt oder indirekt acht Gewerbehöfe und Technologieparks mit unterschiedlichen Branchenschwerpunkten von Biotechnologie über Mikroelektronik bis hin zu Leichtbau und Robotik. Deren rund etwa 65.500 Quadratmeter Nutzfläche sind allerdings zu 97 Prozent vergeben.

Neues IT-Technologiezentrum im Kraftwerk Mitte

So soll bis 2023 ein neues Technologiezentrum für informationstechnologische (IT) Ansiedlungen in der „Schalterhalle 9“ des alten Kraftwerks Mitte entstehen. Bereits 2022 vergrößert ein zweiter Komplex den Gewerbehof an der Freiberger Straße.

Weitere Fabrikruinen der „Universellen Werke“ werden saniert

Auch will Franke weitere brachliegenden Teile der einstigen Nagema-Verpackungsmaschinenfabrik an der Zwickauer Straße sanieren lassen und dadurch das stark gefragte Leichtbau-Technologiezentrum „Universelle Werke“ vergrößern. Die Flächen-Kapazitäten sollen sich dort auf über 20.000 Quadratmeter vervierfachen. Zudem greift der Amtsleiter in den Wirtschaftsfördertopf, um einen ersten Abschnitt der maroden Zwickauer Straße als Zufahrt zum boomenden Technologiezentrum zu erneuern.

Ur-Technologiezentrum bekommt weiteren Riegel

Ebenfalls einen neuen Bauriegel erhält das älteste Technologiezentrum der Stadt. Der Anbau an der Gostritzer Straße unter dem Codenamen „Saphir“ soll 2023 fertiggestellt sein. Hintergründe sind der hohe Auslastungsgrad von 98 Prozent im alten Zentrum und der Umstand, dass das Dresdner Optoelektronik-Unternehmen Infratec dort einen Teil seiner ehemaligen Mietflächen gekauft hat und seine Reinraum-Fabrik fortwährend ausbaut. Da auch Infratec selbst dort einen weiteren Riegel plant, wird das Technologiezentrum in den nächsten Jahren deutlich wachsen.

Neues Gewerbegebiet in Rossendorf in Nachbarschaft zu Helmholtz

Und obwohl einige Unternehmen ihre ursprünglichen Expansions- und Ansiedlungspläne in Dresden wegen Corona auf Eis gelegt haben, wollen die Wirtschaftsförderer auch neue Gewerbeflächen erschließen, auf denen Unternehmen eigene Fabriken oder Bürokomplexe bauen können. Dazu gehört das neue Gewerbegebiet am Rossendorfer Ring. Der Standort gilt, obwohl etwas peripher gelegen, wegen der Nähe zum Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) und zur neuen Staatsstraße 177 als besonders attraktiv für technologie- und medizinaffine Firmen. 2023/24 soll die Erschließung des 18,4 Hektar großen Areals beginnen.

Wissenschaftspark Ost: Wirtschaftsförderungs-Chef Robert Franke zeigt, wo die Liebstädter Straße auf der andere Seite des Bahndamms gen Reicker Straße verlängert werden soll. Foto: Heiko Weckbrodt

Wissenschaftspark Ost: Wirtschaftsförderungs-Chef Robert Franke zeigt, wo die Liebstädter Straße auf der andere Seite des Bahndamms gen Reicker Straße verlängert werden soll. Foto: Heiko Weckbrodt

Wissenschaftspark Ost

Derweil schwächelt der seit Jahren geplante Wissenschaftspark Ost weiter vor sich hin: Obwohl Franke inzwischen eine fünf Hektar große Teilfläche als „ersten Bauabschnitt“ separiert hat, um wenigstens ein paar Grundstücke vermarkten zu können, tut sich zwischen Reicker Straße und Bahndamm kaum etwas. „Wir können da noch kein konkretes Projekt verkünden“, räumte Franke ein. Er liebäugelt mit der Idee, an der Reicker Straße ein zusätzliches städtisches Technologiezentrum mit Robotik-Schwerpunkt einzurichten, damit es dort endlich vorangeht. Dem Vernehmen nach rechnet die Verwaltung allerdings damit, dass der Bebauungsplan für einen Großteil dieses Gewerbegebietes etwa Ende 2021 rechtskräftig wird, so dass dort erst ab 2022 Bauprojekte starten können.

Von der Stadt verkaufte Gewerbeflächen - die Umfänge schwanken stark, Grafik: WFD-LHD

Von der Stadt verkaufte Gewerbeflächen – die Umfänge schwanken stark, Grafik: WFD-LHD

Im Corona-Jahr weniger Gewerbeflächen als gedacht verkauft

Insgesamt schwankte der Umfang der Gewerbeflächen, die die Stadt in den vergangenen Jahren verkaufen konnte, zuletzt sehr stark: 2017 waren es lediglich 12.000 Quadratmeter, 2018 dann 49.000 Quadratmeter, 2019 nur noch 34.000 Quadratmeter und in diesem Jahr läuft es wohl auf 26.000 Quadratmeter hinaus – statt der ursprünglich avisierten 49.000 Quadratmeter. Womöglich würden die „fehlenden“ 2,3 Hektar im Jahr 2021 nachträglich verkauft, die Verhandlungen seien jedenfalls nicht geplatzt, äußerte sich Franke dazu nebulös, wollte aber den oder die Interessenten nicht nennen.

Neue Buslinien und Wasserleitungen für den Chipgürtel im Norden

Derweil haben die Stadt und ihre Töchter damit begonnen, den Halbleiter-Gürtel im Dresdner Norden besser zu erschließen. So steuert nun eine neue Buslinie 78 die Boschfabrik an der Bartlake an. Außerdem entsteht bis 2022 eine zusätzliche, 4,4 Kilometer lange und 8,3 Millionen Euro teure Leitungstrasse für den Wasserbedarf in den Chipwerken von Bosch und Globalfoundries. Diese „Infrastruktur-Upgrades“ könnten womöglich weitere Mikroelektronik-Ansiedlungen begünstigen. Denn in der Gerüchteküche der Branche wabert schon länger die Fama, ein gewisser Großkonzern aus Korea erwäge eine Investition in eine bestehende Dresdner Fabrik. Beide Unternehmen wollten sich bisher dazu aber nicht äußern.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Vor-Ort-Recherche, WFD/LHD, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt