Dresdner Transporter-Verleiher investiert 3 Millionen Euro in Flottenausbau – und rüstet wegen Corona Busse zu Campern um
Dresden, 8. September 2020. „Carl und Carla“ expandieren: Der Dresdner Transporter-Verleiher hat für drei Millionen Euro noch mal 100 VW-Kleintransporter gekauft und will seine Dienste nun auch in Dortmund, Bonn, Erlangen und Fürth anbieten. „Damit sind wir jetzt in 21 Städten präsent“, berichtete „Carl und Carla“-Mitgründer Richard Vetters, als er am Dienstag als letztes einen elektrischen Kleintransporter vor der gläsernen VW-Manufaktur Dresden übernahm.
Vom Studenten-Leihzirkel zum überregionalen Transporterverleiher
Binnen sieben Jahren ist „Carl und Carla“ damit von einem studentischen Kleinbus-Leihzirkel zu einem bundesweit agierenden Verleiher von Kleinbussen („Carlas“), Campingbussen („Carlchen“) und Transportern („Carls“) geworden. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen heute 82 Voll- und Teilzeitmitarbeiter und unterhält eine Flotte von rund 500 Fahrzeugen. Dazu gehören nun auch voluminöse „Crafter“-Kastenwagen, die fortan als „Carlos“ die Familie vergrößern.
Carl und Carla auf Elektrokurs
Als jüngstes Modell gehört nun auch ein erster elektrischer Transporter dazu. Bis Volkswagen 2022 den vollelektrischen „Bully“ auf den Markt bringt, ist dieser Elektro-6.1T als Übergangsmodell gedacht. „Mit dem Prototypen wollen wir Erfahrungen sammeln, wie die Kunden damit umgehen und das Angebot annehmen“, sagte der Flottenchef. Als Lockmittel schenkt der Verleiher den Nutzern vorerst den Strom fürs Nachladen. Im Erfolgsfall sollen später weitere E-Transporter die Dieselflotte der Dresdner ergänzen.
VW sichert eigene Ladesäule zu
Auch VW Dresden ist gespannt, wie solche Stromer bei Studenten, Gärtnern, Umzugswilligen, Handwerkern und anderen Kurzzeit-Transportermietern ankommen. „Als Beitrag stellen wir für Carl und Carla eine exklusive Ladesäule in unserem Ladepark an der gläsernen Manufaktur zur Verfügung“, kündigte Sprecher Karsten Krebs von Volkswagen Sachsen an.
Weitere Expansion geplant
Über solche elektromobilen Versuche hinaus schmiedet das Gründer-Kollektiv von „Carl und Carla“ indes längst weitergehende Pläne: „In etwa dreieinhalb Jahren wollen wir in allen deutschen Städten und Ballungszentren mit mehr als 200.000 Einwohnern vertreten sein“, kündigte Vetter an. In diese Klasse gehören etwa 40 Kommunen in der Bundesrepublik. Dafür müsse die Flotte aber von derzeit rund 500 auf dann 1600 bis 2300 Transporter und Busse wachsen. Für VW winken also noch lukrative Aufträge.
Wegen Corona: „Wasser stand uns bis zur Oberkante Unterlippe“
Dass Carl und Carla bei seinem „Hoflieferanten“, dem Dresdner VW-Autohaus „Holm-Wirthgen“, in diesem Jahr schon wieder einen Millionenauftrag platziert hat, war wegen der Corona-Krise alles andere als selbstverständlich. „Zeitweise stand uns das Wasser bis zur Oberkante Unterlippe“, berichtete Vetter. „Vor allem während der Ausgangssperren und anderen Einschränkungen im März und April hatten wir teilweise Umsatzverluste um die 90 Prozent.“
Carla zu Carlchen mit Bett und Campings-Küche umgebaut
Inzwischen hat sich die Auftragslage wieder verbessert. Aber Corona hinterließ dauerhafte Spuren im Geschäftsbetrieb. Zum Beispiel borgen sich die Kunden nun viel kurzfristiger Transporter aus und buchen nicht mehr wochenlang voraus – denn keiner weiß, wo und wann die nächste Ausgangssperre oder Reisewarnung naht. Außerdem leihen weniger Privatleute als früher die Carla-Kleinbusse, da gemeinsame Freundesfahrten zu Festivals und anderen Großveranstaltungen weiter flachfallen. „Daher haben wir mehrere Busse zu Campern umgebaut“, erzählt der Flottenchef. Die zu „Carlchen“ umgerüsteten Carlas enthalten nun beispielsweise Himmelbett, Tisch und Einbauküche. Sie zielen auf Paare und kleine Familien, die seuchenbedingt „nur“ im Inland urlauben wollen oder können. „Für viele geht’s jetzt damit eben an die Ostsee oder an den Bodensee statt nach Norwegen.“
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Carl und Carla, VW
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