Dresdner Unternehmen investiert wegen hoher Nachfrage sieben Millionen in die Expansion
Dresden, 25. März 2019. Weil immer mehr Studenten, Spediteure und andere Kunden kurzfristig Kleinbusse und Kleintransporter von „Carl und Carla“ mieten wollen, verdoppelt das Dresdner Carsharing-Unternehmen nun seine Fahrzeugflotte. Das hat Mitgründer Richard Vetter heute in der gläsernen VW-Manufaktur Dresden angekündigt.
Nutzfahrzeug-Sharing künftig auch in Köln, Düsseldorf, Karlsruhe und Frankfurt
In diesem Zuge sei auch eine Expansion in vier weitere Städte geplant: Köln, Düsseldorf, Karlsruhe und Frankfurt am Main stehen auf der Agenda. Bisher „bespielt“ das Unternehmen elf Städte mit 230 VW-Transportern der Typen T6 und T4. Perspektivisch wollen „Carl und Carla“ in rund 40 urbanen Ballungsgebieten in ganz Deutschland vertreten sein.
Angebot vor allem von Studenten gefragt
„Unser Angebot kommt gut an, auch außerhalb von Sachsen“, erklärte Vetter. Einerseits seien die Kleinbusse und Transporter unter Studenten gefragt, die damit beispielsweise am Wochenende oder spätabends zu Partys fahren oder Umzüge erledigen wollen. Ein Drittel der Kunden seien Gewerbetreibende, die die Transporter eher tagsüber leihen, um Auftragsspitzen abfangen und Transportaufträge erledigen. Vetters Erfahrung: „Je länger wir in einer Stadt präsent sind, umso mehr steigt auch der Anteil der gewerblichen Kunden.“
200 T6 beim VW-Händler bestellt
Um all dieser Nachfrage gerecht zu werden, erwerben „Carl und Carla“ bis zum Sommer 2019 per Kaufmiete („Leasing“) zusätzliche 200 Kastenwagen und Neunsitzer der Marke „Volkswagen“ im Gesamtwert von rund sieben Millionen Euro. Die Auslieferung übernimmt das Dresdner Autohaus Holm Wirthgen. Laut Betriebsleiterin Petra Wolf handelt es sich um die größte Nutzfahrzeug-Bestellung in der Geschichte des Autohändlers.
Auch Test mit Elektrotransportern geplant
Ist dieser Auftrag abgearbeitet, wollen „Carl und Carla“ erstmals auch zwei Elektro-Transporter von Volkswagen erwerben. Die Carsharer wollen damit testen, wie sich elektrisch umgerüstete T6-Fahrzeuge mit Blick auf Reichweite, Last und andere besondere Anforderungen im Transportsektor schlagen. Falls die umgemodelten T6 durchfallen sollten, könnte sich eine neue Chance mit den Elektro-Bullys ergeben, die VW später auf den Markt bringen will. Diese neuen Kleinbusse werden von Anfang an auf VWs Elektroauto-Plattform MEB basieren – und nicht nur umgebaute Diesel-Fahrzeuge sein. Bisher hat sich auf dem deutschen Markt allerdings nur ein elektrischer Transporter-Typ einigermaßen behaupten können: die Streetscooter von Deutscher Post und DHL.
Über die Anfänge von „Carl und Carla“
Das Unternehmen „Carl und Carla“ geht auf ein Vermächtnis zurück: 2011 erbte Bastian Thiere einen T4 mit dem Spitznamen „Charly“. Weil der bei den Mitstudenten gefragt war, schmiedeten Bastian Thiere, Richard Vetter, Martin Wesner und Gregor Wendt daraus eine Geschäftsidee. Sie gründeten 2013 die Firma „Carl und Carla“. Die spezialisierte sich auf die Kurzzeit-Vermietung von T4- und später auch von T6-Fahrzeugen, die sich als Transporter („Carl“) nutzen oder zum Kleinbus („Carla“) umbauen ließen. Vermieter von Carsharing-Autos gab es da zwar schon einige auf dem Markt. Aber das spezielle Nutzfahrzeug-Carsharing und App-gestützte Schlüssel-Management der Dresdner waren ein noch seltenes Angebot – und expandierte daher rasch.
Ruf-Upgrade im VW-Inkubator
Einen ordentlichen Schub habe das junge Unternehmen bekommen, als VW Dresden das „Carl und Carla“-Team 2017/18 für sechs Monate im Firmeninkubator der gläsernen Manufaktur betreute, erinnert Vetter. Dadurch habe die Mannschaft die eigene Geschäftsidee weiterentwickeln können. Vor allem aber habe die Zusammenarbeit mit dem allseits bekannten Konzern auch dem letzten Kunden klar gemacht: „Ja, Carl und Carla sind mehr als nur ein Spielmannszug, der bald wieder verschwindet.“
Autor: Heiko Weckbrodt
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