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Schaltet Kaffeeduft den Kopfschmerz aus?

Kaffeeduft ist Teil der Testreihe für Migränepatienten, die Marie Frost plant. Foto: Stephan Wiegand für die Hochschulmedizin Dresden

Kaffeeduft ist Teil der Testreihe für Migränepatienten, die Marie Frost plant. Foto: Stephan Wiegand für die Hochschulmedizin Dresden

Uniklinikum Dresden sucht 100 Migräne-Patientinnen für Riechstudie

Dresden, 9. September 2020. Der Duft von Kaffee, Nelke oder anderen Aromen kann möglicherweise Migräne und andere hartnäckige Kopfschmerzen lindern. Diese Vermutung will nun die Nachwuchs-Medizinerin Marie Frost am Uniklinikum Dresden in einer Studie überprüfen. Dafür sucht sie noch Frauen und Männer, die unter Migräne leiden, teilten die Hochschulmediziner mit.

Erst Tests, dann Riechtraining daheim

„Wir möchten in der Studie mit 100 Probanden herausfinden, wie bestimmte Düfte auf die Patienten wirken“, erklärte Marie Frost. Zum Auftakt untersuchen Ärzten die Probantinnen und Probanten, ermitteln deren elektrischen Schmerzwahrnehmungsschwelle und unterziehen sie einem Riechtest.

Riechstäbchen mit Rose, Kaffee, Thymian & Co.

Danach folgen die Hausaufgaben: Die Frauen und Männer bekommen Riechstifte in den Duftrichtungen Rose, Nelke, Pfirsich, Thymianöl, Kaffee, Banane, Zitrone, Orange, Lavendel oder Apfel. Damit absolvieren sie dann drei Monate lang ein Riechtraining, um herauszubekommen, was gegen Migräne hilft und inwieweit die Abstände zwischen den Kopfschmerzattacken länger werden. „Auch mögliche Effekte auf die Schlafgewohnheiten und Lebensqualität sollen erfasst werden“, hieß es vom Uniklinikum der TU Dresden.

3,7 Deutsche leiden unter Migräne

Laut der „Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft“ leiden rund 3,7 Millionen Frauen und zwei Millionen Männer unter Migräne, die als häufigste Kopfschmerzerkrankung in Deutschland gilt. Viele Menschen haben auch abwechselnd Migräne, Spannungsschmerz und andere Kopfschmerzarten. Meist nehmen die Betroffenen immer mehr Ibuprofen oder andere Schmermittel. In schweren Fällen können die Ärzte auch Triptane verschreiben, die aber ausschließlich gegen Migräne wirken.

  • Wichtiger Hinweis: Verlassen Sie sich nicht auf Selbstdiagnosen und Selbstmedikation! Gerade Ibuprofen kann auf Dauer und in hohen Dosen bedenkliche Nebenwirkungen haben. Neurologen und andere Ärzte können Migräne-Kranken professionelle Hilfe bieten. Am Uniklinikum Dresden und in anderen größen Krankenhäusern gibt es spezielle Schmerzambulanzen.

Tiefere Ursachen bleiben nebulös, aber „Trigger“-Analyse kann helfen

Die tieferen Ursachen von Migräne sind bis heute immer noch umstritten. Bekannt ist aber, dass es von Mensch zu Mensch verschiedene Auslöser („Trigger“) für diese Kopfschmerzart gibt, die die Betroffenen identifizieren sollten, um sie vermeiden zu können. Bei manchen sind es Wetterumschwünge, bei anderen Stress, Flüssigkeitsmangel, Lärm, Durchzug, Alkohol – oder auch Kaffee.

Schmerz, Duft und Emotion liegen nahe beieinander im Gehirn

Anderseits gibt es eben auch Berichte, dass manchen Patientinnen und Patienten der Duft von Kaffee oder von Minzöl hilft. Gesichert ist jedenfalls, dass die sogenannte „Amygdala“ im Kopf eine zentrale Rolle bei der Schmerzwahrnehmung spielt. „Dieser Mandelkernkomplex (Corpus amygdaloideum) ist Teil des limbischen Systems im Gehirn und spielt auch eine zentrale Rolle bei der emotionalen Bewertung von Situationen“, erklären die Uniklinik-Mediziner. „Dass Düfte Emotionen auslösen ist bekannt. Diesen Effekt möchten sich die Wissenschaftler jetzt für die Beeinflussung des Schmerzempfindens von Migränepatienten zunutze machen.“

Autor: hw

Quelle: UKD

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt