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Sachsen hat 1 Milliarde in Biotech investiert

Die Maus in Wissenschafts-Action: Auch das Zentrum für für Regenerative Therapien (CRTD) öffnet am 3. Oktober seine Labortüren für neugierige Mäuse. Foto: CRTD

Die Maus in Wissenschafts-Action: Das Zentrum für für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) lädt regelmäßig auch Besucher ein, um ihnen Biotech und Genetikforschung zu erklären. Foto: CRTD

Ministerpräsident: teure Offensive hat sich ausgezahlt

Dresden/Leipzig, 9. September 2020. Sachsen gehört heute zu den dynamischsten Biotechnologie-Regionen in Deutschland. Das hat der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zum 20. Jubiläum der milliardenschweren Biotech-Offensive im Freistaat eingeschätzt.

200 Millionen Euro Anschubfinanzierung in Leipzig und Dresden

„Vor 20 Jahren hat der Freistaat mit dem Start der Biotechnologie-Offensive den Grundstein für eine beeindruckende Erfolgsgeschichte gelegt“, erklärte Kretschmer. Dies habe den Wissenschaftsstandort gestärkt und dafür gesorgt, dass sich viele neue Biotech-Betriebe in Sachsen angesiedelt oder sich gegründet haben. Bis heute habe der Freistaat mit EU-Hilfe fast eine Milliarde Euro in die sächsische Biotech-Branche und -Forschung investiert. So flossen bis 2006 rund 200 Millionen Euro Anschubfinanzierung in die Biotech-Inkubatoren „Biocity Leipzig“ und das Bioinnovationszentrum (BioZ) in Dresden sowie in den Aufbau neuer Lehrstühle und Nachwuchsforschergruppen in beiden Städten. Weitere 470 Millionen Euro steckte der Freistaat in Forschungsinfrastrukturen und 280 Millionen in Forschungsprojekte.

Werbevideo der WFS
für den Biotech-
Standort Sachsen:

Biotech-Sektor beschäftigt 15.000 Menschen

Inzwischen umfasse der Biotech-Sektor in Sachsen über 300 Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit rund 15.000 Beschäftigten, teilte die Staatskanzlei in Dresden mit und stützte sich dabei auf eine Analyse der Wirtschaftsförderung Sachsen (WFS). Die Zahl der Unternehmen habe sich damit seit dem Start der Biotechnologie-Offensive im Jahr 2000 verdoppelt, die der Beschäftigten in der Branche mehr als verdreifacht. Außerdem hängen noch weitere 450 Akteure mit 40.500 Beschäftigten als Zulieferer und Dienstleister indirekt an der sächsischen Biotech-Branche.

Viele Impulse vor allem in Forschung und Medizintechnik-Industrie

Schwerpunkte liegen in Sachsen vor allem auf der medizinische Biotechnologie und der Medizintechnik – vor allem in den Ballungsräumen Leipzig und Dresden. Uni- und Fraunhofer-Ausgründungen entwickeln hier beispielsweise Biochips, organische Elektronik-Implantate, digital aufgewertete Wundpflaster, aber auch personalisierte Gen-, Zell- und Immuntherapien. Andererseits produzieren in Sachsen Mittelständler beispielsweise Dialyse-Filter (B.Braun), Geräte zur Atemgasanalyse (Fischer Analysen Instrumente Leipzig), Gehäuse und Mechaniken für Intensivstationen-Technik (Coool Case Dresden), Geräte für die Diabetesdiagnostik (Dr. Müller Gerätebau Freital) und viele andere Biotech- und Medizintechnik-Akteure.

Dazu kommt ein starkes Rückgrat an Forschungseinrichtungen. Dazu gehören neben den Unis und Unikliniken in Leipzig und Dresden zum Beispiel das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI in Leipzig, das Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) in Dresden, das Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden, das Zentrum für Systembiologie in Dresden, das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR, das unter anderem neuartige Laserbeschleuniger und Radiopharmaka gegen Krebs entwickelt, das Biotechnologische Zentrum (Biotech) sowie das Exzellenzcluster „Physics of Life“ der TU Dresden und zahlreiche andere Institute.

Platzmangel für Biotech-Gründer in Dresdens Biotech-Viertel Johannstadt

Inzwischen hat allerdings das Biotech-Gründungsgeschehen in Dresden etwas an Schwung verloren. Einer der Gründe: Im Biotech-Gründerzentrum Bioz ist längst kaum noch Platz und auch ringsum in Dresden-Johannstadt sind die meisten Bauflächen schon belegt. Trotz jahrelanger Diskussionen um ein Bioz 2 ist die Stadt mit dem Projekt nicht vorangekommen. Mittlerweile versuchen private Biotech-Unternehmer wie Wilhelm Zörgiebel in Hellerau und Rossendorf eigene Biotech-Firmencluster zu etablieren. Diese Standorte befinden sich allerdings weit weg vom Uniklinikum und – abgesehen vom HZDR – den meisten anderen Dresdner Forschungsinstituten.

Autor: hw

Quellen: SKK, Biosaxony, WFS, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt