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Schulen sind keine Corona-Ausbrüter geworden

Am Institut für Virologie in der Medizinischen Fakultät der TU Dresden haben Medizinerinnen und Mediziner das Blut von Schülern und Lehrern auf Corona und Antikörper analysiert. Foto: Stephan Wiegand für die Hochschulmedizin Dresden

Am Institut für Virologie in der Medizinischen Fakultät der TU Dresden haben Medizinerinnen und Mediziner das Blut von Schülern und Lehrern auf Corona und Antikörper analysiert. Foto: Stephan Wiegand für die Hochschulmedizin Dresden

Dresdner Massenstudie: Nur wenige Infektionen, aber auch nur wenig Antikörper im Blut von Schülern und Lehrern gefunden

Dresden, 13. Juli 2020. Schüler sind anscheinend nur sehr selten Corona-Infektionsüberträger. Sie haben auch nach der Wiedereröffnung der Schulen kaum Corona-Viren in ihren Familien weiterverbreitet. Allerdings tragen sie auch kaum Antikörper gegen die Covid19-Krankeit in sich. Darauf deutet eine sächsische Massenstudie hin, zu der das Uniklinikum und die medizinische Fakultät der TU Dresden nun erste Zwischenbefunde veröffentlicht haben.

Prof. Reinhard Berner ist Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Uniklinikum Dresden. Foto: UKD

Prof. Reinhard Berner ist Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Uniklinikum Dresden. Foto: UKD

Immunitätsstatus nicht verbessert

„Wir gehen in die Sommerferien 2020 mit einem Immunitätsstatus, der sich nicht von dem im März 2020 unterscheidet“, informierte Studienleiter Prof. Reinhard Berner von der Kinder- und Jugendklinik im Uniklinikum Dresden. „Von den über 2000 untersuchten Blutproben ließen sich nur in zwölf Fällen Antikörper nachweisen, was einem Anteil von deutlich unter einem Prozent entspricht. Das bedeutet, dass eine stille, symptomfreie Infektion bei den von uns untersuchten Schülern und Lehrern bislang noch seltener stattgefunden hat, als wir das vermutet hatten.“

Andere Studien stellen Immunisierung nach Covid19 generell in Frage

Zu beachten ist bei diesem Befund allerdings: Erst kürzlich hatten Studien aus Deutschland und China Indizien dafür geliefert, dass ehemalige Corona-Kranke womöglich gar keine langfristige Immunität gegen das Virus entwickeln – zumindest nicht diejenigen, bei denen die Krankheit leicht verlief. Zumindest lassen sie nach einiger Zeit kaum Antikörper im Blut ehemals Leichterkrankter finden.

So gut wie keine Infektionsaustausch zwischen Schule und Familie

Ein anderer Befund der Dresdner Untersuchung wird indes auch durch andere Studien und die jüngeren Covid19-Fallzahlen in Sachsen gestützt: Die dynamische Verbreitung des Virus durch Schüler in Familien wurde offenbar bisher überschätzt. „Bei mehr als 20 der untersuchten Probanden gab es mindestens einen nachgewiesenen Corona-Fall in der Familie; allerdings wurden nur bei einem einzigen dieser Studienteilnehmer Antikörper gefunden, was bedeuten würde, dass der größte Teil der Schulkinder trotz eines Infektionsfalls im Haushalt selbst keine Infektion durchgemacht haben“, erläuterte Prof. Berner.

2045 Schüler und Lehrer untersucht

Für die Studie hatten die Forscher in den Monaten Mai und Juni insgesamt 2045 Blutproben von Schülern der Klassenstufen 8 bis 11 sowie von Lehrern aus 13 weiterführenden Schulen in Dresden und den Landkreisen Bautzen und Görlitz untersucht. Bei einem positiven Befund im automatischen Antikörpertest überprüften die Mediziner dies durch zwei weitere Antikörpertests. Nach diesen Untersuchungen bezifferten die Professoren die Immunitätsquote der Schüler auf 0,6 Prozent.

Weitere Blutproben wurden und werden noch genommen, um zu klären, in welchem Maße Schüler noch krank werden oder eine Immunität gegen die Corona-Viren erlangen. Laut TU-Angaben handelt es sich um die deutschlandweit größte Studie, die untersucht, wie sich die Schul-Wiedereröffnung auf das Infektionsgeschehen und die Immunisierung auswirkt.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: UKD

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt